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In den privaten vier Wänden des Galeristen Thaddaeus Ropac in Salzburg wähnt man sich in einer Kunsthalle. Der Park und das Haus quellen geradezu über von hochwertiger Kunst. Bruno Gironcoli hinter der Hecke, ein großer Anselm Kiefer neben dem Kamin, im Flur grüßt eine Holzfigur von Stephan Balkenhol, Andy Warhol hier, Andy Wahrhol da und dazu passend Tom Sachs über dem Katalogregal. Kaum eine Ecke, kein Fleckchen Wand, das nicht für seine private Sammlung von moderner und zeitgenössischer Kunst reserviert ist. Von Antje Mayer.

20 Jahre Galerie Thaddaeus Ropac

Viele Künstler von insgesamt über vierzig, die der Österreicher Ropac auch als Galerist vertritt. Wer bei dem 44jährigen Kunstliebhaber daheim durch die Hallen wandelt, sieht eine steile Karriere als Kunsthändler dokumentiert, eine zum Beruf gewordene Liebe zur Kunst, die heuer ihr zwanzigstes Jubiläum feiert.
So lange schon nämlich gibt es die Galerie Thaddaeus Ropac, freilich mit die erfolgreichste und größte in Österreich für zeitgenössische Kunst, aus den USA und Europa, die nicht etwa von Wien, sondern dem kleinen Städtchen Salzburg aus (seit 1996 neben dem Schloss Mirabell), die Herzen der Sammler erobert. Seit 1990 hat sie Unterstützung von einer drei Etagen großen Dependance in Paris in der Rue Debelleyme nahe dem Musée national Picasso.
Thaddaeus Ropac, der sich seit er 21 Jahre alt ist, da hatte er gerade einen kleinen Kunstraum in Lienz in Osttirol eröffnet, in der Welt der Reichen, Einflussreichen und Künstler bewegt, der ein Expertengespräch genauso meistert wie ein Adabei-Event, ist unprätentiös geblieben: sachlich, freundlich, ohne das typisch österreichisch-balkaneske Verkäuferbenehmen, mit dem sich so mancher Kunsthändler in Wien rühmen darf. In die Hauptstadt zog es Ropac nie: „Meine Liebe gehört Salzburg. Ich versuche seit Jahren hartnäckig, mich aus dem gnadenlosen Galerien-Geklüngel in Wien herauszuhalten. Mit Erfolg.“
Apropos Erfolg? Hat Ropac ein Geheimrezept? „Vielleicht, daß ich mich nicht wie verrückt an die Fersen der Sammler hefte, wie es manche Kollegen tun. Ich beschäftige mich zuallererst mit der Kunst und den Künstlern. Sie stehen für mich vor allem. Wenn man ihr Vertrauen nicht besitzt, dann erreicht man gar nichts“, verrät Ropac. Auf die Frage, welcher Künstler ihm persönlich am meisten am Herzen liege, überlegt er nur kurz: „Von denen, die gestorben sind, ist es sicherlich Joseph Beuys. Mit ihm kam ich in meinen jungen Zwanzigern in Kontakt. An der Skulptur ‚Blitzschlag’ habe ich damals sogar mitarbeiten dürfen. Viele der Künstler, die ich in seinem Umfeld kennenlernte, vertrete ich heute: Georg Baselitz etwa oder Julian Schnabel. Dann war es noch Andy Wahrhol, den ich mehrmals traf, der mich nachhaltig stark beeindruckt hat.“
Mit dem Neubau des Museum der Moderne am Mönchsberg, das er anfangs heftig kritisierte, hat er nun seinen Frieden gefunden. Für die Einstands-Ausstellung „Ein-leuchten“ überließ er Direktorin Agnes Husslein sogar acht Werke aus seiner Privatsammlung, nun wird über Dauerleihgaben verhandelt. „Das Museum liegt mir sehr am Herzen“, so Ropac. „Bis 23. Oktober muss aber sicher noch stark an dem Konzept gefeilt werden.“ Auf die Frage, ob er nicht auch als Direktor dafür geeignet sei, zögert er scheinbar eine Sekunde zu lang: „Nein, ich gehe andere Wege“, wehrt der Galerist dann doch ab. Nämlich die, Ausstellungen auf die Beine zu stellen, die einem Museum alle Ehren machen würden: Ab 2. Oktober zeigt Ropac in seiner Salzburger Galerie moderne und zeitgenössische Leihgaben aus dem Guggenheim New York. Die Ausstellung „Initution/(Im)precision“ kuratiert dessen Direktor Thomas Krens (bis 10.11.).



erschienen in Kunstzeitung
> Galerie Thaddaeus Ropac > Museum der Moderne Salzburg-