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Von Antje Mayer.

Andere Wege gehen

Die junge „Sammlung Verbund“ präsentiert sich das erste Mal im Wiener MAK

„Sammler sind Leute, die seltenes zusammentragen in der Hoffnung, dass es noch seltener wird“, heißt es landläufig. Nun sammeln aber sehr viele Leute heutzutage, nicht wenige von ihnen Kunst, sehr viele Zeitgenössisches. Für eben jene wird es zunehmend mühsamer, das Seltene (und gleichzeitig Gute) zu finden.

Das österreichischen Elektrizitätsunternehmen „Verbund“ hat das Abenteuer vor gerade einmal zweieinhalb Jahren jedoch gewagt und begonnen, eine eigene Sammlung für Gegenwartskunst aufzubauen. Angesichts des aktuellen Kunstmarkt- und Sammelhypes ein nicht gerade originäres Unterfangen, so doch eben gerade deswegen eine große Herausforderung für die Sammlungsleiterin Gabriele Schor (promovierte Kunsthistorikerin und gelegentlich Kritikerin für die NZZ aus Österreich) und ihre Berater Sean Rainbird (Direktor der Staatsgalerie Stuttgart) und Philipp Kaiser (Kurator des Museums für Gegenwartskunst Basel sowie des MoCA in Los Angeles), die sich in der schier unübersichtlichen Menge an privaten Sammlungen irgendwie markant positionieren mußten. Das Experiment „das Seltene in der Tiefe statt der Breite zu finden“, scheint gelungen zu sein. Und so darf man dann auch den nach einer Lawrence Weiner - „Wortarbeit“ (1993) benannten Titel der aktuellen Wiener MAK-Ausstellung „Held together with Water“ (bis 16. September 2007), die das erste Mal einen Ausschnitt aus der mittlerweile wohl mit spannendsten Unternehmenssammlungen in Österreich zeigt, nicht mit „es wird auch nur mit Wasser gekocht“ übersetzen: ganz im Gegenteil.
Die große Schau konzentriert sich nicht nur auf europäische und US-amerikanische Künstler von den Siebziger Jahren bis heute, sondern traut sich auch auf eher sperrige Felder wie der feministischen Avantgarde und Performance Art mit „Klassikerinnen“ wie Eleanor Antin, Hannah Wilke, Birgit Jürgenssen, Francesca Woodman und VALIE EXPORT. Einer der Glanzstücke der Sammlung ist das (fast vollständige) fotografische Frühwerk der amerikanischen Künstlerin Cindy Shermann, das in den Jahren 1975/1976 entstanden ist.
Auffallend viele Arbeiten sind Fotografien, wohl nicht zuletzt deswegen, weil man sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren in diesem Bereich gerade noch Arbeiten von international bekannteren Künstlern leisten konnte. Auch scheint es offensichtlich, dass sich Gabriele Schor und ihr Beraterteam eher auf den Kauf von Werkgruppen als auf Einzelarbeiten konzentrierten und auf diese Art und Weise das charakterstarke Profil der Sammlung in derart kurzer Zeit erreichen konnten.
Ein Thema, mit der sich die Sammlung zudem beschäftigt ist das der Raumintervention, wobei damit nicht der Schwerpunkt auf skulpturale Werke gemeint ist, sondern die Auseinandersetzung mit dem Bereich in den unterschiedlichsten „virtuellen“ Formen: etwa in Videos der schwedischen Künstlerin Johanna Billing oder des österreichischen Shootingstars Markus Schinwald (beide 1973 geboren), mit Filminstallationen wie die des britisch-amerikanischen Avantgardisten Anthony McCall (geboren 1945) oder mit großen textuellen Arbeiten von Lawrence Weiner, zum Beispiel die, die im zentralen MAK-Raum als Motto zur Ausstellung taugt: „One Way / Then Another Way / Then Another Way“ (1998). Andere Wege (gehen).



Text erschienen in Kunstzeitung 07/2007
> Link:Kunstzeitung > Link:Verbund - Kunstsammlung- > Link:NZZ online- > Link:Staatsgalerie Stuttgart- > Link:MOCA Los Angeles- > Link: Museum für Gegenwartskunst Basel- > Link:MAK/Held together with water-