Aktuell *Ost Über Uns Archiv Impressum English




Der Sommer ist geschieden, der Herbst zieht ein. Nur Mut: Wo Krise wächst, ist das Rettende auch (frei nach Hölderlin). In der Krise ist das Festival steirisch[:her:]bst (7. Oktober bis 7. November 2004), glaubt man seinen Intendanten Peter Oswald, nicht- trotz fehlendem Kulturhauptstadt- Marketing und weniger Geld. Aber wie Pessimisten wissen, die „Krise ist immer“ und deswegen auch Thema des heurigen Kunstevents in Graz. Krise und Kunst gehören eben zusammen wie neuerdings Fußball und Kultur. Von Antje Mayer.

„Krise ist immer“/ Steirischer herbst 2004

Um Fußball, Games, Musik-Clips, Event-und Spaßkultur geht es deswegen auch bei der steirisch[:her:]bst-Eigenproduktion „Third place“, die Doris Rothauer, einst Direktorin des Künstlerhaus Wien, kuratiert.

Der Begriff „dritter Platz“ wurde vom Soziologen Ray Oldenburg in seinem 1989 erschienenen Buch „The Great Good Place“ geprägt. Damit ist nicht etwa ein jenseitiger Raum gemeint, sondern all jene Umschlagplätze der Kommunikation, die nicht das Zuhause, „First place“ oder den Arbeitsplatz, „Second place“, umfassen.
Fußballstadien etwa. Und da wohl spätestens seit der heurigen EM das Ballspiel selbst unter intellektuellen Sportmuffeln salonfähig geworden ist, gibt es innerhalb des Schwerpunkts „Fußball“ bei „Third Place“ Filme, Vorträge, Gespräche und Workshops. Besonders unterhaltsam dürften endlich einmal die Podiumsdiskussionen werden: Da treffen etwa am 10.10. Klaus Salmutter (Sturm Graz), Peter Schöttel (Rapid Wien) oder Gerhard Stocker (FC Wacker Tirol) unter vielen anderen auf Armin Thurnherr („Falter“-Herausgeber), Wolfgang Weisgram (Autor) oder Werner Fenz (Kunsthistoriker). Thema noch unklar, vielleicht lautet es ja: „Der Elfmeter – Krise oder Kunst eines reflexiven Spielverlaufs?

Ein „Third place“ ist auch die Neue Galerie Graz. Dort gibt es eine Übersichtschau zum Werk von Peter Weibel (bis 25.11.), der pikanterweise selbst Chefkurator des Hauses ist. Der Medientheoretiker scheint jedenfalls die Gelegenheit zur Eigenwerbung ergriffen haben. Um diese Tugend dreht sich auch die Ausstellung „Gelegenheit und Reue“ im Grazer Kunstverein (bis 7.11.). Kuratorin Eva Maria Stadler zeigt dort zeitgenössische Kunst, die nicht etwa den „Seitensprung“ als Thema führt, sondern die „Potenz-zu-sein in sich eingeschlossen hat“. Klingt jedenfalls nicht minder frivol...

Klarer umrissen ist da im Vorfeld schon die Ausstellung „Bewegliche Teile“ im Kunsthaus Graz (bis 16.1.2005). Sie stellt die Frage nach der Aktualität von Maschinen- und kinetischer Kunst für zeitgenössische Künstler. Angeblich „nahtlos“ will man in Graz an die berühmte Ausstellung „The Machine” 1968 im MOMA New York anschließen. Kühn!

Ebenfalls im Kunsthaus Graz zeigt Camera Austria die Schau „Bleiben oder gehen“ (bis 28.11), acht künstlerische Positionen zum Thema Migration. Damit Sie wissen, wo Sie heuer im Herbst in Graz bleiben oder (hin)gehen wollen: www.steirischerherbst.at



erschienen in Kunstzeitung Nr.98/ Okt.04, S.14
> Programm Steirischer Herbst > Kunsthaus Graz- > Neue Galerie Graz- > Grazer Kunstverein-