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Von Antje Mayer.

International westlich im Osten

Kunstmesse VIENNAFAIR heuer zum vierten Mal in Wien

„Focused on CEE“? Das ist keine chemische Wunderformel für ein Waschmittel,sondern seit ihres Bestehens 2004 der sperrige Werbeslogan der zum vierten Mal stattfindenden Wiener Kunstmesse „VIENNAFAIR The international Art Fair“ (24. bis 27. April 2008). Übersetzt heißt er: „Mit einem großen Schwerpunkt auf Kunst und Galerien aus Zentral- und Osteuropa“. Mehr Slogan zu Werbezwecken ohne realen Hintergrund mag man mittlerweile denken, denn von den insgesamt 121 Galerien sind heuer gerade einmal 18 aus den fokussierten Schwerpunktländern. Im vorherigen Jahr waren es immerhin noch 27 gewesen. Im Osten doch nicht soviel Neues? Neues wohl immer wieder, aber wenig ökonomisch Haltbares. Die Mehrzahl der Galerien in den neuen EU-Beitrittsländern kann nicht kommerziell arbeiten, für die macht eine Teilnahme in Wien auf Dauer wenig Sinn. Potente Sammler gäbe es allemal, aber offensichtlich wenige, die ihr Geld regelmäßig für unbekannte heimische Künstler ausgeben anstatt für –anlagesichere- namhafte Internationale. Einige Galerien aus CEE konnten aber eher nicht die Qualität bieten (oder Qualität nicht qualitativ darstellen), wie man im vergangenen Jahr auf der VIENNAFAIR feststellen musste. Das dürfte wohl eher der Grund dafür sein, warum der neue internationalere Fachbeirat um die Galeristen Guido W. Baudach (Berlin), Anne Blümel (Zürich, Paris, NYC), Kerstin Engholm, Ursula Krinzinger, Thomas Wüstenhagen (alle drei aus Wien), Michel Rein (Paris), Antony Wilkinson (London) und Simon Rees vom Contemporary Art Center Vilnius, heuer so streng ausgesiebt hat. Denn auch die, die dabei sind, sind keine kommerziellen Galerien im herkömmlichen Sinne, etwa die legendäre Galerie Škuc aus der slowenischen Hauptstadt Ljubljana (die 1978 gegründet wurde). Sie fährt wie viele eine Mischstrategie: „Wir bezeichnen uns als ‚teilweise kommerzielle Galerie’“, so die künstlerische Leiterin Alenka Gregorič, „Wir können von den staatlichen Subventionen allein nicht überleben, also haben wir entschlossen, heimische Künstler zu vertreten und zu verkaufen. Für uns ist das eine neue Form, slowenische Kunst im Ausland bekannt zu machen. Aber viele kritisieren uns für diese ‚Doppelmoral’.“ Eine Doppelstrategie mit einem großen Batzen Optimismus muss etwa auch die dezidiert kommerziell ausgerichtete Galerie ARC Project fahren. Das schottisch-bulgarische Paar Chris Byrne und Iliyana Nedkova hat sie erst im Herbst vergangenen Jahres in Sofia eröffnet: „Wir haben praktisch keine Konkurrenz. Dass es in Bulgarien bislang keinen Kunstmarkt gab, sehen wir eher als Herausforderung, endlich einen zu etablieren“, so Byrne. Sich nur auf bulgarische Kunst zu konzentrieren, können sie sich die beiden jedoch auch nicht leisten und deswegen haben sie auch Künstler aus Serbien, Bosnien, Estland und britische Künstler im Programm.
„International westlich im Osten“ könnte man somit auch die VIENNAFAIR in ihrem vierten Jahr nennen, denn allein sieben Galerien kommen etwa aus Frankreich, fünf aus Italien, acht aus Berlin, zwei sind extra aus den USA angereist und zwei diesmal sogar aus Israel. Und sonst? Es wird wieder die ZONE1 geben, einem Areal, auf dem die Galerien auf jeweils 20m² Einzelpräsentationen junger Künstler zeigen könne, einen Preis für die beste Standgestaltung, Bereiche, in denen sich Kunstinstitutionen und Medien aus Österreich und Osteuropa vorstellen können, Museums- und Sonderführungen für Sammler und natürlich jede Menge Brunchs, Dinners, Sektempfänge und neue Bekanntschaften.



Erschienen in der Kunstzeitung Nr. 4/2008
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