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In Wien drehen die Uhren bekanntermaßen manchmal langsamer. So verfügt die Kulturmetropole zwar über ein Überangebot an Museen, Veranstaltungen und Galerien für moderne und zeitgenössische Kunst, aber über eine internationale Messe, auf der diese gehandelt wird, nicht. Ein Ärgernis, nicht nur für die heimischen Galeristen, sondern auch für Künstler und Sammler, die in der Vergangenheit immer wieder beklagt hatten, wie schwierig es für sie sei, sich international zu positionieren. Von Antje Mayer.

viennAfairKunstmesse 2005

Neue internationale Galerienschau ab April in Wien

Die kunst wien im MAK ist eine lahme Leistungsschau lokaler Größen, ohne wirklich nennenswerte Umsätze und internationale Kundschaft. Chefinszenator und Gründer ist Kurt Jirasko (Jahrgang 1926), der mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommene Geschäftsführer der Präsenta Werbe- und Ausstellungs ges. mbH, der diese jährlich mit einer fast legendären stoischen Haltung abhält, soll heißen annähernd nach dem gleichen mehr oder -in den vergangenen Jahren- immer weniger erfolgreichen Muster. „Das besondere an dieser Messe ist der repräsentative und atmosphärische Rahmen im Museum für Angewandte Kunst Wien. Die kunst wien ist ein Gesellschaftsevent, auf dem man sich trifft. Meiner Meinung nach wird hierzulande so Kunst verkauft“, meint Kurt Jirasko.
Diese Meinung teilte der Galeristenbeirat der Messe, dem die wichtigsten Galerien der Stadt angehörten, nicht, genauso wenig wie die Vorgabe des Veranstalters, die Messe im Herbst abzuhalten und verläßt nun – nach erfolglos verlaufenden Verhandlungen- endgültig Kurt Jirasko als Veranstalter und das MAK als Veranstaltungsort. Rumort hatte es bekanntlich schon länger hinter den Kulissen. Januar dieses Jahres kam es endlich zur Entscheidung und zum Bruch.
Von 21. bis 24. April, einen Monat nach „The Amory Show“ in New York und gute sechs Wochen vor der „Art Basel“ soll nun eine neue internationale Kunstmesse in Wien Fuß fassen: die „viennAfair“. Die Veranstalter richtet die Reed Exhibition Messe Wien auf dem neuen Messegelände beim Prater aus, auf dem Anfang des Jahres endlich die neuen Räumlichkeiten des Architekten Gustav Peichl fertiggestellt worden waren. Vorsitzende des Galerienbeirats wird Rosemarie Schwarzwälder von der Galerie nächst St. Stephan sein, ihre Mitstreiter sind alte Bekannte aus der MAK-Zeit: Ursula Krinzinger, Gabriele Senn, Ernst Hilger, Manfred Lang, Karin Handlbauer (mezzanin) und Christian Meyer. Künstlerische Leiterin der „viennAfair“ ist die seit 1999 in Wien lebende deutsche Kulturmanagerin Gabriele Gantenbein, die, so seitens der Veranstalter „über genügend internationale Erfahrung mit solchen Veranstaltungen verfügt“. Kurt Jirasko verliert im MAK somit alle seine „Platzhirschen“. Daß er nun seinen Laden dichtmachen muß, wie es in der österreichischen Presse verlautete, dementiert er jedoch vehement. „Auch 2005 wird es eine kunst wien geben, nun halt ohne die ‚Großen‘, dafür ersetzen wir sie mit internationalen Galerien: Bochardt (Hamburg), Karin Sachs (München), Bischoff (Berlin). Ob die viennAfair sich durchsetzen wird, ist noch abzuwarten“, gibt sich Jirasko derweil gelassen. Sollte sie es wider Erwarten doch tun, dann wird man erneut ein Resümee ziehen müssen, so Jirasko, sprich, den Laden im MAK endgültig schließen müssen.
Im Herbst 2002 schon hatte sich die „art vienna“ (Veranstalter u.a. Alois Larch) auf dem Messegelände zu etablieren versucht. Eine Veranstaltung, die auf Grund ihrer biederen Atmosphäre und der schlechten Qualität mit Pauken und Trompeten baden ging.
Umso nervöser sieht man nun der neuen Veranstaltung entgegen. Die Herren der Reed Exhibition werden somit nicht müde, ihren Anspruch auf Seriosität zu betonen, genauso wie die Tatsache, daß es hierbei mehr um die Hoffnung auf Prestige gehe, denn um den Wunsch nach einer von Beginn an lukrativen Veranstaltung.
Achtzig internationale Aussteller werden zugelassen werden, nach strengen Qualitätskriterien. Um sie zu locken, wird der Platz am Anfang verhältnismäßig günstig hergeben.118.- Euro für 50m² ist im Vergleich zur FIAC (234.-Euro/m²) oder Art Cologne (175.- Euro/m²) billig. Auch bei der Raumgestaltung läßt man sich nicht lumpen: Die documenta11-Architekten Kühn Malvezzi wurden dafür gebucht. Um den Standort Wien attraktiv vermarkten zu können, wird besonders auf zentral- und südosteuropäische Galerien gesetzt. Ob die sich allerdings die 5.900.- Euro plus Nebenkosten leisten können, ist fraglich. Und damit die Sammler auch zur Hauptreisezeit Ende April brav nach Wien kommen, wird ein entsprechendes Rahmenprogramm geboten und selbst in Übersee geworben.
Gegen die Messe im MAK möchte man nichts Böses sagen, verlautet seitens der viennAfair, nur soviel: „Wir haben versucht, mit Herrn Jirasko zu verhandeln. Das kam zu keinem Ergebnis. Wir realisieren nun eben eine Kunstmesse als ein Veranstalter mit Visionen.“ Ab September kann man sich für die viennAfair 2005 bewerben.



Infos unter +43- 1-727 20-533 (Reed Exhibition)
oder +43 – 1 512 12 66 (Rosemarie Schwarzwälder)

erschienen im Informationsdienst Nr.307/Aug.04,S.6
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