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Budapest ist nur gute zwei Zugstunden von ihrer sogenannten „Schwesterstadt“ Wien entfernt, aber in Sachen Kunst wird es der österreichischen Metropole wohl lange noch nicht den Rang ablaufen. Jedoch: Die Ungarn schicken sich an aufzuholen. Von Antje Mayer.

Neues Haus für Stiftung Ludwig Budapest

Am 14. März 2005 wird das neue Kulturareal „Palast der Künste“ am Pester Donauufer (9. Bezirk) nahe des Nationaltheaters eröffnet werden. Eine Art Museumsquartier à la Budapest in All-in-one-Manier. In dem angeblich sage und schreibe 209 Millionen teuren (APA) Mega-Gebäudekomplex des ungarischen Architekten Gabor Zoboki wird neben den Nationalen Philharmonikern, das Nationale Tanztheater und das Museum Ludwig Budapest eine neue Unterkunft bekommen. Ein Konzertsaal mit 1.800 Plätzen und ein Festivaltheater mit 450 Plätzen steht dann zur Verfügung, nebst Souvenirshop, Bar, Cafe und Restaurant.

Auch das Museum Ludwig wird dorthin umziehen. Ihm stehen dann für seine 167 Stück umfassende Sammlung (70 davon sind Schenkungen der Ludwigs) immerhin satte 3.500 m² auf drei Stockwerken zur Verfügung, auf denen amerikanische Pop Art, Minimal Art, italienische Trans-Avantgarde in Beziehung gesetzt wird zur Kunst Ungarns der letzten vierzig Jahre.

Was viele nicht wissen. Die Ungarische Kunstszene war vor 1989 weit nicht so isoliert wie in anderen Ostblock-Staaten. Man hatte Zugang zur internationalen Kunst. Die Pop Art übte einen großen Einfluss auf die ungarischen Künstler der sechziger Jahre aus.

Auch die ungarische Kunst der achtziger Jahre steht unter dem Eindruck der „Neuen Wilden“. Neben Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Claes Oldenburg, Roy Lichtenstein and Jasper Johns sind auch Deutsche wie Martin Lüpertz, Jörg Immendorf oder Georg Baselitz vertreten. Außerdem verfügt das Haus über eine Sammlung Russischer Avantgarde.

Katalin Néray, Direktorin des Museum Ludwig, will in Zukunft für ein Haus wie das ihre einen ungewöhnlichen Weg gehen „und auch die Rolle eines Zentrums für zeitgenössische Kunst erfüllen“. Sie plant Kuratorenlehrgänge, Artist in Residence-Programme und Seminare und Symposien abzuhalten. Néray ist glücklich, „dass das neue Haus endlich über Lager- und Lichtverhältnisse von internationalem Standard genügt.“ Ein Shop, eine Bibliothek und eine „Museums-Spielstube“ für die kleinsten Besucher geben dem Ensemble den (bekannt) globalen Flair.

Ausschlaggebend für das Engagement der Ludwigs in Ungarn war eine Gast-Ausstellung in Budapest im Jahr 1982 aus Beständen ihrer Sammlung Wien gewesen, die auf ein derart großes Interesse bei den -in Sachen internationaler zeitgenössischer Kunst ausgehungerte- Ungarn traf, dass sich das Sammlerpaar zu überlegte, eine ständige Dependance dort zu gründen.

Zur Wende 1988 hatte das Ehepaar Irene und Peter Ludwig, das bereits sehr früh osteuropäische Kunst zu sammeln begann, die „Ludwig Stiftung in Ungarn“ ins Leben gerufen. Ein Jahr später schon unterzeichneten sie den Vertrag mit dem Kulturminister der anno dazumal „Volksrepublik Ungarn“ für die Gründung eines Museums. Pionierarbeit! Immerhin war es einer der ersten Häuser für zeitgenössische Kunst in Zentraleuropa seinerzeit. Ab 1991 wurde das Museum Ludwig Budapest in einem Flügel des ehemaligen Königspalastes, der sogenannten „Burg“ auf der gegenüberliegenden Flussseite untergebracht.

Die Eröffnungsausstellung im neuen Zuhause im „Palast der Künste“ heißt „Enigma of Modernity“ (14. März bis 14. Mai 2005) und zeigt sechzig Künstler aus der Sammlung des Musée. Eine Auswahl von Kunstobjekten von den Sechzigern bis heute.



erschienen im Informationsdienst Nr.319/Febr.05
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