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Nun hat es wieder einmal eine erwischt, diesmal eine relativ große und hoffnungsvolle: die Wiener Galerie KlausEngelhorn20 gegenüber dem MAK, die vor gut zweieinhalb Jahren in Wien ihre Pforten öffnete, wird ihre Pforten schließen, mit Ende der letzten Ausstellung Muntean und Rosenblum-Schülerin Susanne Hornbostel (17.12.2003 - 6.2.2004.) Von Antje Mayer.

„Geld wächst nicht auf den Bäumen“

Neues aus der Wiener Galerienszene

Galerist Klaus Engelhorn, seines Zeichens passionierter Rennfahrer, wollte mit dem Projekt vor allem jungen und unbekannten Künstlern ein Chance geben. Nun hat er die Nase voll. Nicht der schwierige Markt, wie man vielleicht denken mag, bewog ihn zu der Entscheidung, die indes gut eingeführte Dépendance zu schließen, sondern ein ganz anderer Aspekt, den in vergangener Zeit zunehmend engagierte Kunstliebhaber, Sponsoren und Mäzene ins Feld führen. „Ich habe mich zeitweise ausgenutzt gefühlt. Wenn ich etwas gebe, möchte ich auch irgendwie etwas zurückbekommen“, ärgert sich der 38jährige Förderer. „Ich dachte eigentlich, unsere jungen, zum Teil gänzlich unbekannten Künstler, meist frisch von der Akademie, würden erkennen, dass wir ihnen eine Chance geben. Aber ich habe sie zum Teil als derart fordernd und unrealistisch erlebt, dass ich nun nicht mehr mag. Auch mein Geld wächst nicht auf den Bäumen.“

Nichts ist umsonst in dieser Welt. Förderer und Sponsoren wollen bedient sein. Wer das nicht versteht, verkennt den Markt. Also Schluß mit den Experimenten. Nun wird Engelhorn in Hinkunft mit einer Wiener Kollegin kooperieren, mit der man ihn namentlich sowieso immer verwechselte: mit der deutschen Politikertochter Kerstin Engholm und ihrer gleichnamigen Galerie in der Kunstmeile Schleifmühlgasse. Die fährt seit vier Jahren zwar ein junges, aber auch ein weit etablierteres, soll heißen ein weit sicheres Programm. Engelhorns Designgalerie (neben der Kunstgalerie) soll übrigens vorerst bleiben, jedoch in Zukunft vermehrt Zeitgenössisches zeigen.

„Galerist zu sein, grenzt größtenteils an Selbstausbeutung. Viele glauben, wir würden von Subventionen leben. Das ist letztendlich ein knallhartes Geschäft, in der Leistung mit Geld bewertet wird, wo auch immer das jeweils dann herkommt.“, meint auch Hans Knoll. Er betreibt eine Galerie für zeitgenössische Kunst in Wien und –außergewöhnlich- schon seit 1988 (!) eine Filiale in Budapest. Der hochgeschätzte Osteuropa-Experte ist Vorsitzender des Verbandes österreichischer Galerien moderner Kunst, für den seit kurzem ein neuer Vorstand agiert: Ursula Krinzinger, Ernst Hilger, Martin Janda, Thomas Mark und Christian Meyer.

Knoll will nicht jammern: „Österreichische Galerien sind auf internationalen Messen und in den Messebeiräten, im Vergleich zu der Größe des Landes, überdurchschnittlich gut vertreten. Österreich hat sogar die Präsidentschaft der FEAGA (Vereinigung der Galerienverbände in Europa mit Sitz in Paris) inne. Vergleichsweise wenige Läden machen in Österreich wieder dicht.“ Eine direkte Galerienförderung gebe es in Österreich seit über zwei Jahren nicht mehr, so Knoll. Stattdessen wurden 13 österreichische Museen ausgewählt, die ein -mit Auflagen verbundendes- Ankaufsbudget erhalten. Mit diesen sollen sie bei Galerien shoppen gehen. Über 36.000 Euro erhalten sie vom Staat jährlich dafür, die sie noch um 18.000 Euro aus eigener Tasche aufstocken müssen. „Dieses System, das wir überwachen, fördert die Kommunikation und damit auch indirekt den Geschäftssinn der Galeristen, die oft keinen Schritt vor die Tür wagen“, freut sich Knoll über das neue Förderungsprinzip.

Die steuerliche Absetzbarkeit von Kunstwerken, jedenfalls aber eine niedrige Mehrwertsteuer müsse sobald als möglich durchgesetzt werden, damit die Galerien auch wirtschaftlich arbeiten könnten, so Knoll. Dass Galeristen im Allgemeinen an der Verbesserung ihres Image arbeiten müssten, ist der Galerist überzeugt. Seien es doch letztendlich diese selbstständigen Initiativen, die den Kunst- und Kulturbetrieb, die gesellschaftliche Bildung und damit auch den Standort förderten. „Besonders deutlich hat man das in Berlin gesehen“, führt Hans Knoll an. “Die lebendige und geografisch konzentrierte Galerienszene stand und steht stellvertretend für den Aufbruch und Hype dort. Damit wurde medial Kreativität und damit die Attraktivität der deutschen Hauptstadt intensiv kommunziert.“

In Wien würde es noch ein wenig dauern, schätzt Knoll, zumal das Konkurrenzangebot der vielen Museen in der Donaumetropole erheblich sei. „Aber die Osterweiterung im Mai 2004 ist selbstredend eine ganz große Chance für den Standort Wien. Es wundert mich immer wieder, wie hinterwäldlerisch manche die Beitrittsländer noch beurteilen. Nur wenige realisieren, dass es in Osteuropa auch potente und aufgeschlossene Sammler gibt. Aber auch hier gilt: Von nichts kommt nichts. Betreuen! Aufbauen!“



KlausEngelhorn22
contemporary design
Stubenring 22
A - 1010 Wien
T: +43 1 512 79 40 – 22
F: +43 1 512 79 40 – 11
office@klausengelhorn.com

Galerie Kerstin Engholm
Schleifmühlgasse 3
A-1040 Wien
T: +43 1 585 73 37
F: +43 1 585 73 38
office@kerstinengholm.com

Galerie Knoll
Gumpendorfer Straße 18
A-1060 Wien
T: +43-1-587 50 52
M:+43-664-181 08 48

erschienen im Informationsdienst Kunst Nr.290/Dez.03,S.22ff

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