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In der Kunsthalle Düsseldorf hat im April eine Ausstellung eröffnet, die sich den Zuordnungsverschiebungen im Popkontext widmet: Mit dem programmatischen Raster aus »Reviewed & Remixed« wird den Werken, die Jan St.Werner und Andi Toma in den letzten zehn Jahren als Mouse On Mars (MOM) zur Disposition gestellt haben, zu Leibe gerückt. Ursprünglich hatte es ja die Idee gegeben, ein Remix-Album der MOM-Musik als gedruckten Sammelband zu produzieren. Schließlich haben MOM dann gemeinsam mit dem Kurator Peter Gorschlüter von der Kunsthalle Düsseldorf über 30 KünstlerInnen, AutorInnen und WissenschaftlerInnen nach ihren Vorstellungen und Bezügen zu Mouse on Mars befragt. Die vielen unter anderem auf dem deutschen Label Sonig veröffentlichen MOM-Platten zeugen davon, dass das Aufstöbern weißer Flecken in den Soundlandkarten Teil ihrer musikalischen Herangehensweise ist. Derartige Verortungen sind in einer dermaßen musikgeschichtsträchtigen Stadt wie Düsseldorf (der »Ratinger Hof« als einer der Geburtsorte deutscher Punkkultur, Kraftwerk, DAF) ja nicht das Leichteste. Von Heinrich Deisl.

»doku/fiction« in der Kunsthalle Düsseldorf

Ausstellung über Wahrnehmungsverschiebungen zwischen Dokumentation und Fiktion

Sounds zu generieren war nicht angesagt für das neue Projekt sondern vielmehr mit interdisziplinären, auf jeden Fall »außermusikalischer« Herangehensweisen auf das ambivalente Verhältnis zwischen Abstraktion und Emotionalität von Musik zu reflektieren. Aus diesem Buchprojekt wurde schließlich die Ausstellung, in der die Werke der Interpretationen zu sehen sind. Musik wird so ihrer Flüchtigkeit beraubt und das Begehrte in einen manifesten Zustand gebracht, man kann sie auch physisch begreifen. Es ist die Einlösung der Fiktion auf dem Weg zur Dokumentation: Aus Musik wird eine CD, aus einem Strich wird eine Gebäude. Darüber hinaus verweist die Beziehung zwischen Dokumentation und Fiktion auf das futurologische Potenzial eines Mixes: Ein Mix schreibt sich immer weiter fort, ist ein ständiges »Work in Progress« ohne Anfang oder Ende, das »geniale« Künstlersubjekt ausgeblendet zugunsten des Werks selbst.
So ist die interdisziplinäre Annäherung an das Werk von MOM vor dem Hintergrund der sinnstiftenden Gegenüberstellung von Dokumentation – Fiktion/ Realem – Fiktivem/ Objekt – Begehrtem eine gute Bestandsaufnahme zu 10 Jahren Mouse on Mars, die sich bis in die Diskussion um »Original« und »Mix« fortsetzen lässt. Als Knotenpunkt in Form von Diskursbeiträgen fungiert Science-Fiction-Auskenner Dietmar Darth, der auch das Pflichtlektüre-Buch »More Brilliant Than The Sun« des englischen Musikjournalisten Kodwo Eshun übersetzt hat. MOM setzen sich ausführlich mit den Ideen des »Bio Adapters« von Oswald Wiener auseinander, siehe etwa ihre homepage. (siehe link). Der Ort, an dem die Befreiung der Philosophie durch Technik mittels des »Biosequenzers« von MOM stattfindet, heißt bei ihnen dann typisch lapidar »Idiopolis«.
In dieser Schau über MOM sind Exponate zu sehen von Heike Baranowsky, Daniel Roth, Rosa Barba, Adam Butler, Katja Davar, Armin Boehm, aber auch Medientheoretiker Siegfried Zielinski ist mit Publikationen dabei und als Spezialgast ist Oswald Wiener vorgesehen, seines Zeichens Mitglied der Wiener Gruppe und Professor für Poetik und künstlerische Ästhetik an der Kunstakademie Düsseldorf...



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