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„Ich zweifle daran, ob diese Leute überhaupt an einem Museum für meine Skulpturen interessiert sind. Ich resigniere langsam“, ärgert sich Bruno Gironcoli gegenüber dem Informationsdienst Kunst. Von Antje Mayer.

Provisorium bevorzugt

Was wird aus dem geplanten Gironcoli-Museum?

Ursprünglich war ein solches Museum in Villach, wo der international renommierte Bildhauer 1936 geboren wurde, geplant. Als die blau-schwarze Koalition vor zweieinhalb Jahren in die Regierung kam, wollte man (allen voran die Stadt Villach, nebst Landeshauptmann Jörg Haider von der FPÖ) davon nichts mehr wissen und verwies Gironcoli in das kärntnerische Bad Bleiberg, wo eine ehemalige Erzaufbereitungsanlage für die Skulpturen angedacht war. Außerdem wollte man sein Werk in eine Stiftung einbringen. Dieser Punkt und die Frage, wer das Museum betreiben soll, ist bis jetzt rechtlich allerdings noch nicht ausgefochten.

„Wir hören derzeit nichts aus Richtung Kärnten“, weiß auch Frau Gironcoli. „Das Museumsprojekt steht.“ Einzelausstellungen des Bildhauers sind bisher eher rar gewesen, weil die riesigen Skulpturen die räumlichen Gegebenheiten der Kunstinstitutionen teilweise gänzlich sprengen. Die Anlieferung von 16 Werken für die Ausstellung „Die Ungeborenen“, 1997 im Wiener MAK, konnte angeblich nur über 14 Nächte hinweg, in Spezialtransportern erfolgen.

Gironcoli war, angesichts der Raumsituation im kärntnerischen Bad Bleiberg, mäßig begeistert. Er hätte seine Werke mit den dortigen, nicht zu entfernenden Maschinen teilen müssen, so die Wiener Galeristin Ingeborg Hofstätter: „Ich möchte mich freilich nicht einschränken müssen und mich von einer räumlichen Situation in Formen zwingen lassen“, bestätigt dies auch der Künstler.

Fixiert ist bis jetzt, dass alle Skulpturen der oben genannten MAK-Ausstellung, so Christine Gironcoli gegenüber dem Informationsdienst Kunst, voraussichtlich ab diesjährigem Herbst schon in einer neu erbauten Galerie in Wien ausgestellt werden. „Ein zehnjähriger Leihvertrag mit Hans Peter Haselsteiner, Vorstand der Bau Holding STRABAG AG, ist bereits unter Dach und Fach“, so Christine Gironcoli. „In einem großen Glaszubau, eines gerade neu entstehenden Bürohochhauses des Bauunternehmens auf der Wiener Donauplatte, sollen die Skulpturen für zehn Jahre untergebracht werden. Eine Verlängerung ist nicht geplant, sie sollen dann in eine Stiftung eingehen“, bestätigt Frau Gironcoli.

Kasper König, Biennalekurator und Direktor des Museum Ludwig Köln, gab erst kürzlich auf einer Pressekonferenz im Bildhaueratelier der Akademie der Bildenden Künste am Wiener Prater, wo Gironcoli seine Skulpturen derzeit zum großen Teil gelagert hat, bekannt, dass heuer Gironcoli Österreich auf der Kunstbiennale in Venedig vertreten werde (von 15. Juni - 2. November 2003). Im Zuge dessen wurde das Thema der Erbauung eines Gironcoli Museums wieder aufgebracht. Der anwesende Kunststaatssekretär Franz Morak versprach Unterstützung, sollte ein solches Projekt zustande kommen. Sein Pressebüro gegenüber dem Informationsdienst Kunst: „Der Bund würde sich gerne an einem solchen Projekt beteiligen, wenn die rechtlichen Bedingungen geklärt sind.“

Bruno Gironcoli hingegen findet das Geraune über ein Museum ohnehin zu hochgegriffen, ihm wäre ein „Depot“ lieber. „Ich bin nicht so eitel, ein eigenes Museum zu fordern. Ein provisorisches Depot á la Peter Noevers Flakturm (eine Außenstelle des Museum für angewandte Kunst Wien in einem ehemaligen Flakbunker, Anm. d. Red.) ist mir sowieso sympathischer.“ Wenn er vor die Entscheidung gestellt wäre, einem Standort den Vorzug zu geben, Wien oder Kärnten, gäbe Gironcoli freilich der österreichischen Hauptstadt den Zuschlag: „Aber noch lieber hätte ich meine Skulpturen auf beide Orte verteilt.“



erschienen im Informationsdienst Nr.272/06.März 03,S.20