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„Ich lege absolut keinen Wert darauf, daß man meinen Schmuck trägt. Dennoch: meine Kleinobjekte sind Schmuck. Eine Wohnung, die nicht bewohnt ist, bleibt ja auch eine Wohnung.“ Er habe sich eben immer zwischen den Fronten Kunst und Schmuck bewegt, lacht der österreichische Schmuckstar Peter Skubic (Jahrgang 1935) und freut sich sichtlich darüber, nie einer der beiden Sparten eindeutig zuordbar gewesen zu sein. Von Antje Mayer.

Peter Skubic: „Schmuck muß man nicht tragen.“

Leicht hat er es dadurch wahrlich nie gehabt. „In Österreich gibt es nicht einmal eine Kunstinstitution, die Schmuckgestaltung lehrt“, erklärt Peter Skubic, der in einem Atemzug mit Größen, wie Bruno Martinazzi, Giampaolo Babetto oder Franscesco Pavan genannt werden muß. „Es gibt in Österreich kein Netzwerk, in den Medien wird diese Kunstsparte völlig ignoriert. Kunstkritiker, die dem Thema gewachsen sind, gibt es so gut wie keine. Museen und Galerien, die regelmäßig zeitgenössischen Schmuck zeigen, nicht nur sammeln, kann man an einer Hand abzählen.“ In Deutschland sei die Situation ein wenig besser, gut dennoch nicht: „Für mich ist es jetzt eine große Befriedigung, daß der Schmuck durch das vorgesehene Areal in der neuen Pinakothek der Moderne in München (KUZ 2/2000), nicht zuletzt durch mein Engagement und meine Schenkung an die Neue Sammlung von knapp sechzig Schmuckstücken namhafter Leute, endlich einen angemessenen Platz bekommt.“ Man sehe ja, so Skubic, der meiste Schmuck verstaube in Vitrinen, „langweile“ sich in Tresoren oder in Schaukästen, würde also gar nicht getragen. Warum ihn also ausschließlich dafür gestalten.

Peter Skubic' Begriff von „Schmuck“ ist ein sehr weit gedehnter: Bereits 1975, über zwei Jahrzehnte vor der Extremschmuck-Welle ließ er sich ein Schmuckplättchen aus Edelstahl unter die Armhaut implantieren, als „Experiment“. Eine wichtige Werkreihe, vornehmlich aus Broschen, beschäftigt sich mit dem Thema der Balance und Spannung. Ein Lieblingsmaterial des pensionierten Professors für Schmuckgestaltung an der Fachhochschule in Köln ist Edelstahl, das äußerst schwer zu bearbeiten ist. Durch Lamellen, Magnete, Flaschenzüge, Zugfedern, Stahlseile, Dehnschrauben und mit Hilfe der Hebelwirkung, fügt er das Ganze zu feinst ausgeklügelten Spannungsobjekten, die weder geschweißt, noch gelötet oder vernietet werden müssen. Diese Kleinode übersetzt Skubic freilich auch in Groß. „Ich muß dann nur die Schwerkraft in Griff kriegen. Sonst funktionieren die Skulpturen genauso wie meine Kleinobjekte.“ Das ist „kulinarischer“ Schmuck für ihn, zum Betrachten und Erfreuen, wie vielleicht auch die lustigen Wortspiel-Objekte: der Ringfinger oder der Ohrring, Ringe in Finger- und Ohrform. Andererseits ist Schmuck einfach zum Tragen und das hat für Skubic immer auch etwas mit Erotik zu tun: „Ketten mache ich so lang, das sie beim Tragen immer wieder leise an die Scham klatschen.“ Erst kürzlich gestaltete er die Rektorenkette für die Kölner Kunsthochschule für Medien. Man darf demnach auf die Reaktion des Würdenträgers gespannt sein.



(Im Arnoldschen Verlag erscheint Januar 2001 eine Monographie „Between“ über Peter Skubic, 98 DM, 176 S., 300 Farbabbildungen, dt./engl.)
erschienen in Kunstzeitung Nr.53/Jan.01,S.18 und in Kunstjahr 2001