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Das einzig noch bestehende Wiener Atelier des österreichischen Jugendstilmalers Gustav Klimt (1862 bis 1918), soll renoviert und in ein Kulturzentrum umgewandelt werden. Klimts Gartenatelier, in der Nähe von Schloß Schönbrunn, in dem der Künstler von 1911 bis zu seinem Tod arbeitete und wohnte, wurde erst vor eineinhalb Jahren entdeckt. Von Antje Mayer.

Villa im Abseits

Klimts Atelier soll Kulturzentrum werden

Das, in den zwanziger Jahren zu einer neobarocken Villa erweiterte Gebäude, steht seit fünfzehn Jahren leer. Ein paar ursprüngliche Einrichtungsgegenstände und Teile der Kunstsammlung Klimts sind noch erhalten: unter anderem asiatische Plastiken, eine von Josef Hoffmann zum 50. Geburtstag geschenkte Messingdose, oder eine, im Empfangszimmer stehende Samurai-Rüstung.

Die 1991 von Francesca von Habsburg gegründete Stiftung „ARCH Foundation“, die sich für die Erhaltung bedrohter Kulturgüter auf der ganzen Welt einsetzt, will jetzt der Bürgerinitiative „Gedenkstätte Gustav Klimt“ dabei helfen, die nötige finanzielle, intellektuelle und organisatorische Unterstützung aufzutreiben. Die Frage, ob es sich bei dem Haus überhaupt um ein zu erhaltenes Kulturerbe handle, hat im letzten Jahr in Wien zu lebhaften Diskussionen geführt. Das österreichische Bundesdenkmalamt bewertete die Klimt-Villa als „nicht schützenswert“. Zu wenig Originalsubstanz sei erhalten. Zuvor hatte es sogar erklärt, daß es sich bei dem Haus nicht um Klimts Villa handeln könne. Eine von „ARCH Foundation“ in Auftrag gegebene Studie, belegte jedoch das Gegenteil. Der Eigentümer, das österreichische Wirtschaftsministerium, hat derweil zumindest mittelfristig die gehegten Verkaufsabsichten vertagt. Ein Budget zur Sanierung stehe von öffentlicher Hand allerdings nicht zur Verfügung. Nach Informationen der ARCH Foundation, warte man weiterhin auf eine Entscheidung. Der neue Wirtschaftsminister Heinz Grasser (FPÖ) hätte zur Zeit wohl andere Sorgen.

Francesca von Habsburg versucht inzwischen, nationale und internationale Kunstliebhaber- und experten zu mobilisieren, eine Lösung für die zukünftige Nutzung der historischen Stätte zu erarbeiten. Einige Namhafte hat sie schon gewonnen: unter anderem den Direktor der Royal Academy London, Norman Rosenthal, Glenn D. Lowry, Direktor des Museum of Modern Art in New York und einen in Österreich ganz Einflußreichen, der sich in seiner auflagenstarken Boulevardgazette „Krone“ sonst weniger kunstsinnig gibt, der Herausgeber Hans Dichand. Ein Treppenwitz der Geschichte, denn Klimt wurde zeitlebens immer wieder Opfer der Kunstkritik der konservativen Presse, die seine für damalige Zeiten ungeheuer freizügigen, provokanten Werke, in der Luft zerriß.

Übrigens: den Personenkult, der in Österreich um Klimt gemacht wird, hätte dieser selber bescheiden abgewehrt und statt dessen auf sein Oeuvres verwiesen: „Ich bin überzeugt davon“, stellte er einmal fest, „daß ich als Person nicht extra interessant bin.“



erschienen in Kunstzeitung Nr.46/Jun.00