Aktuell *Ost Über Uns Archiv Impressum English




Von Antje Mayer.

Ärger in Passau

MMK-Direktor Wipplinger entlassen

Am Mittwoch vergangener Woche hatte der Oberösterreicher Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Museum Moderner Kunst Passau Stiftung Wörlen, seit September 2003 im Amt, vorzeitig und öffentlich seine Kündigung gegenüber dem Stiftungsvorstand eingereicht. “Da ich nicht gewillt bin, mir mein Schweigen erkaufen zu lassen, sondern einen Diskurs über die Ausrichtung des Museums führen will“, erklärt Wipplinger dazu. Er sollte in einem Gespräch mit Stiftungsvorstand Hanns Egon Wörlen (nach einer –angeblich- einstimmigen Abstimmung von 7:0 des Stiftungsvorstandes) zu einer „einvernehmlichen“ Trennung gedrängt werden, die eine Schweigeverpflichtung beinhaltete.
Vorausgegangen war dem Eklat wiederholte interne Kritik und auch öffentliche Presseaussendungen des betagten 92-jährigen Wörlen, seines Zeichens Architekt, Gründer des Kunstvereins Passau (im Jahr 1949) und immer noch einflussreicher Mäzen der Institution, dem die Ausrichtung des Hauses unter Hans-Peter Wipplinger (Jahrgang 1968) offensichtlich zunehmend „zu experimentell“ wurde und deswegen mit der Rücknahme seines für das Haus versprochenes Erbes drohte. Wörlen war vor einem Jahr allerdings schon einmal daran gescheitert, den Vertrag mit Wipplinger vorzeitig aufzulösen. Mit „zu experimentell“ meinte Wörlen etwa Ausstellungen, wie die aktuelle mit Werken von Joseph Beuys („Heilkräfte der Kunst“ von 26. Mai bis 19. August 2007) oder jene mit Werken von Yoko Ono, die im Jahr 2005 im MMK Passau zu sehen war. Die eigentliche Ausrichtung des Hauses, kritisiert Wörlen, sei nach Stiftungsstatut die klassische Moderne, der jedoch durch Ausstellung von Werken von Paula Modersohn-Becker, Pablo Picasso, Max Beckmann und so fort -nach Aussagen von Wipplinger- in der Vergangenheit durchaus Aufmerksam geschenkt wurde: „Ich bin fest der Überzeugung, dass ein Museum, will es am Puls der Zeit agieren, nicht immer nur längst Bekanntes zeigen kann und damit ewig tradierte Klischees bedienen soll, sondern dass es unsere Aufgabe ist, Unbekanntes und Neues zu erforschen, zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen“, so Wipplinger.
Ob der Kündigung des Stiftungsvorstands, dem untern anderen Stadtentwicklungsreferent Franz Xaver Scheuerecker, Niederbayerns IHK-Präsident Gerhard Thiele und Kulturreferent Max Brunner, als Vertreter der Stadt Passau, vorstehen, noch andere -etwa finanzielle- Gründe als der gedrohte Rückzug Wörlens zu Grunde liegen, ist bis zu Redaktionsschluss nicht bekannt, da man sich seitens des Vorstands bisher zur Verschwiegenheit verpflichtet hat. Nach Aussagen von Wipplinger stand das Haus unter seiner Führung jedoch auf budgetär sicheren Füßen und wurde wirtschaftlich erfolgreich geführt. Sein Kritiker Wörlen will sich in den nächsten Tagen aber zu der Causa öffentlich äußern.
Mittlerweilen sind mehrfache Solidaritätsbekundungen für Wipplinger eingetroffen, unter anderen von den österreichischen Künstlerinnen Erwin Bohatsch, Arnulf Rainer und Anna Jermolaeva, von Beuyserbin Eva Beuys, Max Bischof, Unternehmer und Sponsor des Museums, Ariane Grigoteit, Direktorin Deutsche Bank Kunst, Freiherr von Freyberg, Intendant der Europäischen Wochen Passau und vielen anderen mehr.

erschienen im Informationsdienst Kunst Nr.375 am 31.5.2007


Museum Moderner Kunst Passau Stiftung Wörlen
Bräugasse 17
Tel. +49 851 383879 - 0
Tel. +49 851 383879 - 79
E-mail: info@mmk-passau.de
www.mmk-passau.de