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Von Antje Mayer.

Heftiges Postengeschacher

Wien: Barbara Holub erste Präsidentin der Secession

Kurz vor Redaktionsschluss stand es fest: Die 1959 in Stuttgart geborene Künstlerin und Architektin Barbara Holub wurde als erste weibliche Präsidentin der „Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession“ mit großer Mehrheit gewählt.

Mit Paul Rajakovics gründete sie 1999 die Wiener Kunst- und Architekturplattform „Transparadiso“. Holub bewegt sich mit ihren Interventionen und performativen Installationen („sets“) im Grenzbereich zwischen Architektur und Kunst. Sie beschäftigt sich mit Strukturen von menschlichen Siedlungsformen, dem Gegensatz von Öffentlichkeit und Privatheit oder Formen der Kommunikation („Gegenwartsarchäologie).

In den vergangenen Wochen wurde heftig geschachert um den Vorsitz der altehrwürdigen Wiener Künstlervereinigung Secession (gegründet 1887), wo derzeit im Grafischen Kabinett
Eine Ausstellung der kroatischen Multimediakünstlerin Kristina Leko gezeigt wird (Objekte aus privaten Kunstsammlungen, gepaart mit Werken, die Arbeitslose in einem Malkurs geschaffen haben; bis 25.6). Das Haus führt seit 1999 der aus München stammende Künstler Matthias Herrmann, der jedoch zukünftig an der Akademie der bildenden Künste Wien eine Professur für Kunst und Fotografie übernimmt. So wurde dessen Job frei. Bei der Neubesetzung schien lange der österreichisch-kroatische Künstler Marco Lulic (Jahrgang 1972) die Nase vorn zu haben. Gegen diese intellektuell streitbare, charismatische Persönlichkeit ging aber ein Teil des Vorstands, besonders der weibliche, auf die Barrikaden – nicht immer mit den vornehmsten Argumenten; Lulics angebliches „Macho“-Gehabe war eines davon.

Barbara Holub wurde schließlich als Gegenkandidatin aufgestellt. Die Secession schien kurz vor einer Spaltung. Denn die Holub- Fraktion forderte erstmals eine offene Wahl der 300 Mitglieder und nicht mehr nur die Empfehlung eines Präsidentschaftskandidaten durch den Vorstand. Am Ende setzten sich die Aufwiegler durch. Ob Barbara Holub nach all den Debatten und gegenseitigen Angriffen die volle interne Unterstützung innerhalb der heftig entzweiten Secession erhalten wird, muss sich erst noch herausstellen.



Artikel erschienen in Kunstzeitung 118/ Juni 2006, S.04

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