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Kaum ein Monat ohne Erfolgsmeldung aus dem Auktionshaus Dorotheum. Ob das nur an der neuen Pressedame Doris Krumpl liegt, die vor gut einem Jahr als Kunstkritikerin von der österreichischen Tageszeitung Der Standard zum Dorotheum gewechselt ist? Von Antje Mayer.

Dorotheum expandiert ohne Unterlass

Nächste Etappe: Mailand am 15. März

Gute PR hilft, doch die Zahlen sollten stimmen. Seit ihrer Privatisierung 2001 hat sich die altehrwürdige Tante Dorothea zu einer international agierenden, quietschlebendigen und mehr als umsatzstarken Unternehmerlady gemausert. 77 Millionen Umsatz im Jahr 2004 kann sich wahrlich sehen lassen, wobei die letzte Auktionswoche im November sogar die erfolgreichste seit Bestehen der Einrichtung überhaupt war. Sieben Millionen mehr Umsatz als 2003 hat damit das Dorotheum im vergangenen Jahr gemacht und bestätigt sich damit als eines der führenden Auktionshäuser in Zentraleuropa, besonders in der Kategorie Alte Meister agiert das Dorotheum ungeschlagen an der Spitze. 600 Auktionen pro Jahr, durchschnittlich fast zwei pro Tag, bringen eben viel Geld.

Nun soll der Expansionskurs des Dorotheum weitergehen. Am 15. März eröffnet das 1707 in Wien gegründetes Pfandhaus neben seinen Außen-Filialen in München und Düsseldorf, Würzburg, Brüssel, Prag und Tokio, nun auch eine Anlaufstelle in Mailand. Die Italiener sind neben den Deutschen die wichtigsten Einbringer und Käufer für das österreichische Haus.

Und was ist nun das Erfolgsgeheimnis des einst lahm hinkenden „Pfandl“, wie es im Volksmund einst genannt ward?
Die Frischzellenkur seit seiner Privatisierung 2001, nicht zuletzt die Liaison mit dem Internet-Auktionshaus www.onetwosold.com (mit Plattformen für Österreich, Deutschland und sogar die Slowakei) hat offensichtlich geholfen. Das entstaubte Image, so meint Krumpl, habe eine junge wie eben auch finanzstarke Klientel angelockt. Neben den Alten Meistern laufe derzeit das 19. Jahrhundert ganz besonders gut. Theodor von Hörmanns „Das Lederertal bei Znaim“ (1892) hat 2004 sage und schreibe 326.000 Euro eingebracht, knapp gefolgt von Ferdinand Georg Waldmüllers „Zuflucht vor dem nahenden Gewitter, 1892, das um 306.800 Euro unter den Hammer kam.

Auch die klassische Moderne werde hervorragend angenommen, sogar Zeitgenössisches gehe seit neuesten gut, selbst Österreichisches wie Hermann Nitsch, Peter Kogler, Markus Prachensky oder Arnulf Rainer. Prachenskys „Rouge sur gris – Aschaffenburg II, 1961 ging kürzlich für 56.900 Euro weg, ausgeschrieben war es für gerade einmal 16.000 bis 22.000 Euro. Sehr gute Ware, umfangreiches Service und intensive Kommunikation nach außen, aber auch die umfangreiche Vermittlungsarbeit, die die überdurchschnittlich vielen Kunstinstitutionen und Museen in Wien und Österreich böten, zeigten eben ihre Wirkung, meint Krumpl.

Auf mehr als einem Bein steht es sich besser. Im Herbst vergangenen Jahres hat das Dorotheum nun noch mehr als 75 Prozent der größten ungarischen Juwelier-Kette OREX mit 43 Standorten und rund 200 Mitarbeitern übernommen. Rund vier Millionen Euro kostete dem Haus der Deal. Gemessen an Umsatz wenig Geld, dass das Dorotheum sicherlich in mehr umsetzen wird.

Und noch ein Erfolg. Martin Ohneberg, Geschäftsführender Gesellschafter des Dorotheum, ist Hauptinitiator des ArtCluster Vienna, eine Art neuer Club, der den Standort Wien promoten soll und dem die wichtigsten Kunstinstitutionen vom Museumsquartier bis zur Universität der angewandten Kunst angehören. Anlässlich der neuen Kunstmesse viennAfair von 21. bis 24. April 2005, soll nun nach langem Hin und Her endlich die erste Veranstaltung des ArtCluster Vienna den Auftakt bilden: Die Vienna Art Week 2005 von 19. bis 24. April mit Künstlerfest, Atelierführungen und Symposien. Sprich: Es sollen noch mehr potente Sammler und Käufer in die Donaumetropole gelockt werden. Wenn das Dorotheum etwas gut kann, dann offensichtlich das.


Dorotheum:
1010 Wien, Dorotheergasse 17
Tel. (+43 1) 515 60 - 0
Fax (+43 1) 515 60 - 443



erschienen im Informationsdienst Nr.321/März 05
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