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Wir fordern Sie zum Rücktritt auf und sprechen Ihnen jegliches Vertrauen hinsichtlich einer besseren Bildungspolitik ab. Keine Gehrer-Reform von Gehrer!... Von Alexander Lass.

Sehr geehrte Frau Gehrer!

Bildung ist mehr als Geld, und der freie Zugang zu Bildung ist ein Menschenrecht. Dieses wurde in den vergangenen Jahren demonstrativ auf Kosten der StudentInnen beschnitten. Wenn die Regierung mit ihrer Bildungspolitik in dieser Form weitermacht, wird es für kommende Generationen schwierig, im internationalen Gerangel um Jobs mitmischen zu können. Aber nicht nur das, ihre Bildungspolitik wird die kommenden Generationen und damit kommenden Regierungen auch noch Geld kosten, das sie nicht mehr verdienen werden können. Als zuständige Bundesministerin für Bildung,Wissenschaft und Kultur im Kabinett Schüssel sind Sie, Frau Ministerin Gehrer, die letzte Instanz für Entscheidungen im Bildungsbereich.
Gehen Sie also Ihrer Verantwortung nicht mehr aus dem Weg – oder doch: Gehen Sie! Ihr Name ist die Metapher des Unbehagens und der Angst vor der Zukunft, wenn Sie sie weiterbestimmen. Wer lieferte in den vergangenen Monaten mehr negative Schlagzeilen als das Erdbeben im Indischen Ozean? Es waren Sie, Frau Gehrer, die Grande Dame der Zustandsregierung und der Pisa-Studie. Dabei werden die Folgen, die Sie verursacht haben, erst in den nächsten Jahren und der nächsten Studie richtig sichtbar werden.

IHRE POLITIK IST VON AUSGRENZUNG UND KLASSENDENKEN GEKENNZEICHNET:

Studiengebühren, Erschwerung von Arbeitsbewilligungen für ausländische StudentInnen (gerade für unsere östlichen Nachbarn katastrophal). Aber der Wirtschafts-und Arbeitslosenminister Bartenstein sucht händeringend nach hoch qualifizierten Personen. Eine schiefe Lage:
zuerst rausekeln und dann wieder holen?

AUFLISTUNG DES GRAUENS

In den vergangenen Jahren hat sich die Situation im Bildungsbereich dramatisch zugespitzt. Die Sparpolitik der Regierung (Budgetdefizit wird immer größer) und die katastrophalen Zustände auf den Universitäten zeigen dies deutlich. Nur: damit haben Sie ja nichts mehr zu tun, da Sie sie rechtzeitig abgestoßen haben. Wie der Schiffbrüchige überflüssigen Ballast. Und nun müssen die Universitäten sich selbst verwalten.
Eine Liste der Realität, die die Handschrift unserer bekanntesten Volksschullehrerin trägt: Studiengebühren eingeführt, neues Uni Dienstrecht (niemand kennt sich aus und jede Person vom Lehrkörper könnte die nächste sein), die Streichung der „Universitätsmilliarde“ und das Zitat der Rektorenkonferenz sagt einiges dazu aus: „Lehr- und Forschungsbetrieb ist gefährdet.“ Neuestes Vorhaben ist die Änderung des ÖH-Gesetzes, deren Auswirkungen noch nicht klar absehbar sind.

NICHT ALLES,WAS GLÄNZT, IST WIRTSCHAFT

Warum, liebe Frau Gehrer, setzen Sie Universitätsräte, die definitiv dem politischen Rechtsaußen-Spektrum zuzurechnen sind, ein? Welche Gründe hat diese Personalpolitik? Welchen Stellenwert haben diese Figuren in der Gesellschaft? Bei den berüchtigten schlagenden Burschenschaften? Sie sagten in einem „Standard“ Interview: „… mehr Toleranz für diese Personen.“ Gegenüber wem gilt mehr Toleranz? Asylbewerbern? Dem linken ÖH-Balg?
Der international renommierten und von vielen ausländischen Freunden besuchten Universität für Angewandte Kunst Wien wurden die öffentlichen Gelder drastisch gekürzt. Zum Glück konnte durch ein gemeinsames Weitermachen der Studenten, des Lehrkörpers und aller anderen Beteiligten der Betrieb aufrechterhalten werden.
Es gab einmal eine Zeit, wo nicht der wirtschaftliche Nutzen von Studenten und deren Instituten im Vordergrund stand, sondern auch die künstlerische und wissenschaftliche Reputation. Nun bewegt sich alles in Richtung der freien Marktwirtschaft. Forschung und Entwicklung in den unterschiedlichsten Sparten haben eine höhere Wichtigkeit als die Ausbildung einer neuen humanistischen Generation. Kunst und die humanistische Bildung sind wesentliche Bestandteile einer „halbwegs“ freundlichen Zivilgesellschaft. Die Liste wäre endlos weiterzuführen – uns geht es um Grundsätzliches. Was Sie für die Bildung in Österreich darstellen, ist inakzeptabel. Das Einzige, was Sie machen können, ist nicht weiterzumachen. Aber Sie können ein Zeichen setzen – auchfür die Frauen. Stehen Sie zu Ihren Fehlern und ziehen Sie die Konsequenzen - Ihre Ministerkollegen haben doch längst jegliche Moral und Anstand verloren. Jeder macht immer weiter – zeigen Sie, dass Sie aufhören können! Denn das scheint schwerer als alles andere zu sein. Wir plädieren für freie Bildung mit guter Infrastruktur für alle und jeden. Wir sind der Markt der Zukunft – einer Zukunft, die Sie längst aus den Augen verloren haben.



erschienen im Ofrum-Magazin/ Off Apr.05, S.03