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Die Wiener Wohnung des österreichischen Künstlers Florian Pumhösl (Jahrgang 1971) ist ordentlich, bewundernswert aufgeräumt. Wie seine Arbeiten und Ausstellungen. Pumhösl ist ein ganz Genauer: ein genauer Hinschauer, ein genauer Denker, ein genauer Ausführer... Von Antje Mayer.

Genauer Hinschauer

Florian Pumhösl

Aber Pumhösl wäre kein Künstler, wenn man seine Arbeiten nicht auch ohne jedwede Hintergründe verstehen würde. „Bei aller Theorie, im Grunde schaue ich, was mich optisch reizt, was nicht zusammenpasst und will dann wissen, warum. Es geht es mir schon um die Transformation in die Visualität, derer ich dann letztlich auch nicht mehr ganz Herr bin“, schmunzelt Pumhösl.
Schauen, ja, das kann Pumhösl fürwahr, Formen und ihre Modulationen sehen und entdecken, „Grammatiken der Moderne“, modernistische Film- oder Bildformen, Designs, Architekturen, Transportwege oder topografische Strukturen, die soziale und kulturelle Verfahren und Prozesse dokumentieren, um sie dann für die Ausstellung in Form von architektonischen Installationen, Filmen, Fotos -oder mit allen diesen Medien zusammen- umsetzen. Und das tut er zeitweilig -fast schon fetischistisch- penible, dass es eine reine Freude ist und Pumhösl`s Kataloge und Arbeiten zu einer wahren Fundgrube für Film-, Kultur und Kunsttheoretiker, Architekten oder Soziologen macht.
Beispiel Ostafrika. Dort hat Pumhösl untersucht, wie Städtebau, Gebäude und Alltagdesign Ausdruck ideologischer Rahmenbedingungen wurden, seien es die europäischen Villen in den tansanischen Bergen, die Repräsentationsbauten (die „Weißen Elefanten“) Kampalas oder die Fabrikanlagen in Madagaskar. „Ich will das alles aber nicht nur einfach archivieren und dokumentieren“, wirft Pumhösl ein. „Mir ist es wichtig, auch die utopischen Komponenten von Modernisierungen und Fortschritt herauszuarbeiten. Denn es entsteht Neues, indem man begreift, wo man sich befindet. Darin besteht mein eigentliches Interesse.“
Derzeit macht Florian Pumhösl übrigens, der an der Wiener Universität für Angewandte Kunst (in der freien Kunstklasse) studierte, eine kleine Schaffenspause. Das vergangene Jahr war für ihn so erfolgreich wie anstrengend. Auf den Biennalen in Venedig und Lyon war der Künstler unter vielen anderen Stationen mit seinen Arbeiten, eine Solo-Schau -anlässlich des CENTRAL Kunstpreises- im Kölnischen Kunstverein gab es von Pumhösl zusehen und heuer eine in der Galerie im Taxis Palais in Innsbruck.
Kommenden September wird er im Museo d’Art Comtemporani de Barcelona bei der Ausstellung „Die Regierung“ mit dabei sein, die der neue documenta-Leiter Roger M. Buergel kuratiert. Und die gilt ja als Vorbereitung auf die große Schau in Kassel. Pumhösl dürfte dann 2007, so darf vermutet werden, schon allein seiner thematischen Schwerpunkte wegen, mit von der Partie sein.



erschienen in Kunstzeitung Nr.93/ Mai 04,S.18