Aktuell *Ost Über Uns Archiv Impressum English




Albrecht K. Schröder versteht die Welt nicht mehr, er habe sich, so verlautet von seiner Pressestelle, hinter den Kulissen, in einem Vieraugengespräch mit Gerbert Frodl, Direktor des Belvedere Wien, unverbindlich ausgetauscht. Der sei daraufhin an die Öffentlichkeit gestürzt und habe dort panisch von „feindlicher Übernahme“ gesprochen. Schröder ist beleidigt: Persönlich werde er sich dazu nicht mehr öffentlich äußern. Aber ganz von vorne. Von Antje Mayer.

Albertina soll mit der Österreichischen Galerie in Wien fusionieren?

Schröder soll Frodl gegenüber, wie schon vor zwei Jahren in einem Interview mit dem österreichischen Kunstmagazin Parnass, vorgeschlagen haben, die Österreichische Galerie Belvedere und die Albertina zusammenzulegen, weil achtzig Prozent der dort vertretenen Künstler auch sein Haus präsentiere. Zeichnung und Gemälde zu trennen, sei in seinen Augen „schizophren“.
Zwei Jahre passierte nichts, Schröder hatte selbst alle Hände damit zu tun, seine (zuweilen zu ehrgeizigen) Pläne auf Schiene zu bekommen, nun wird Gerbert Frodl Ende 2006 mit 66 Jahren in Pension gehen und Schröder dürfte wieder Ambitionen verspürt haben, zumal er sehr viel Mühe und Aufwand damit hat, sein Haus mit Wechselausstellungen nebst teuren Leihwerken von anderen Häusern zu bespielen.

Immerhin wäre er mit einer Fusion Direktor von einer Doppel-Institution, die mit über den größten Kunstwert der Republik verfügt. Schröder spricht von einem Synergiepotenzial von 1,4 Millionen Euro. Eine Zahl, die Frodl und Belvedere-Chefkurator Tobias Natter, ein über die Grenzen Österreichs hinaus bekannter Schiele- und Klimtexperte, der als Nachfolger von Frodl in Frage kommen könnte, nicht nachvollziehen wollen. Man stehe finanziell solide da und brauche keine Schützenhilfe von außen.

Ob die Österreichische Galerie Belvedere wirklich so fest auf eigenen Füssen steht, wird eine aktuelle Evaluierungsstudie zu der Situation der Museen zeigen. Dessen Ergebnis soll in nächster Zukunft publiziert werden. Wie man aus Kreisen der Albertina hört, hofft man wohl intern darauf, die politischen Stellen umstimmen zu können, durch eine Fusionierung sparen könnte.

Zuständige Ministerin Elisabeth Gehrer stellte jedenfalls erst einmal fest, dass die beiden Museen „nicht zusammengelegt“ würden. Gegen „Machtakkumulation“ dürfte die indes grundsätzlich nichts haben. Da habe ihr wohl eher ihr Intimus Wilfried Seipel etwas ins Ohr geflüstert, spotten einige in der Szene, der als Direktor des Kunsthistorischen Museum und Herr über ein riesiges Kunstimperium, offensichtlich die jüngere Konkurrenz zu fürchten scheint.

Nun ist aber angesichts des aktuellen Pisa-Debakels nicht mehr sicher (österreichische, ohnehin nicht gerade brillante, Schüler schlossen nicht etwa besser, sondern sehr viel schlechter ab als beim letzten Test), wie lange sich Gehrer noch als Ministerin halten kann und damit hätte die Absage zu einer Zusammenlegung keine Bedeutung mehr. Das hieße neues Spiel, neues Glück!



erschienen in Kunstzeitung