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„Ich bin überzeugt, dass ich als Person nicht extra interessant bin... Ich bin ein Maler, der Tag um Tag vom Morgen bis in den Abend malt“, erklärte der österreichische Künstler Gustav Klimt einmal auf die Frage, warum es vom ihm keinerlei Selbstporträts gebe... Von Antje Mayer.

John Malkovich demnächst als Gustav Klimt

Vielleicht hatte der Künstler ja letztlich Recht. Dann könnte das neue Projekt des chilenisch-französischen Filmregisseurs Raúl Ruiz („Die Wiedergefundene Zeit“ mit Catherine Deneuve, John Malkovich, 1999) ein fader Flop werden. Nach dem Van Gogh-Film von Akira Kurosawa und dem Frieda Kahlo-Schinken (Regie: Julie Taymor) sollen nun im Spätsommer diesen Jahres in Wien die Dreharbeiten für einen Film über das Leben des Secession-Gründers Gustav Klimt (1862-1918) beginnen. Spätestens im April 2005 soll er für die Präsentation auf den Filmfestspielen in Cannes fertig gestellt sein.
Die Verfilmung ist ein logischer Schritt angesichts der systematischen Klimt-Vermarktung, die von Wien mittlerweile über die ganze Welt wuchert. Trademark-Kaiserin Sissi lässt grüßen. Der Name Klimt jedenfalls dürfte ziehen und ein paar mehr noch mit guten Klang sollten für hohe Besucherzahlen sorgen: So wird Star John Malkovich Klimt spielen. Deutschlands Blondi-Walküre Nr. 1, Veronika Ferres, wird als des Künstlers Lebensgefährtin Emilie Flöge gewohnt erstaunt in die Kamera glubschen. Dazu spielen Österreichbekannte wie Georg Friedrich und Elisabeth Orth in der deutsch/österreichisch/französischen Gemeinschaftsproduktion. Für Frankreich ist außerdem Sophie Marceau angeblich mit von der Partie.
Die filmische Hommage wird jedoch nicht das gesamte Leben von Klimt beleuchten, sondern nur die letzten zwei Jahrzehnte (1900-1918). Zeug für spannenden Leinwandstoff gibt Klimts Biographie allemal her. Sexuell freizügig gab sich der Sezessionist zum Entsetzen der feinen Wiener Gesellschaft nicht nur auf der Bilderleinwand, sondern auch im Leben. So pflegte er regen Verkehr mit seinen Modellen mit nicht nur optisch fruchtbarem Resultat. Allein 30 Kinder soll das Enfant terrible für seine Musen mit versorgt haben.
Der Film beginnt mit der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900, auf der man Klimt mit einer goldenen Medaille für einen Teil des umstrittenen dreiteiligen Deckengemäldes („Philosophie“), das er für die Wiener Universitätsaula entworfen hatte, auszeichnete. Zuhause in Wien zerriss man ihn dagegen dafür regelrecht in der Luft, unter anderem, weil der Künstler eine nackte Schwangere zeigte. Wie auch immer, dramatisch wird es wohl werden das filmische Epos. Regisseur Raoul Ruizs jedenfalls verlautbarte im Vorfeld, zumindest ein „atmosphärisches Bild einer genialen Künstlerpersönlichkeit“ schaffen zu wollen.
Kaiser Franz Joseph („Franzl“) konnte Gustav Klimt übrigens so wenig leiden, dass er seine Chauffeure anhielt, nicht an Gebäuden vorbeizufahren, die Kunstwerke der Sezessionisten zeigten. Das machen heute die Wiener auch so. Nicht weil sie den Künstler so außerordentlich mies fänden, aber wo Klimt ist, sind auch Horden von Touristen.



erschienen in Kunstzeitung