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Die Polizei hat eine Nachrichtensperre für diesen Fall verhängt, indes über den „Krimi Saliera" dringt in regelmäßigen Abständen wieder Neues an die Öffentlichkeit.
Zu sehr bewegt die filmreife Story derzeit Österreichs Gemüter. Immerhin gilt der Raub des vergoldeten Salzfässchen „Saliera“ (1540-43) des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellini aus dem Wiener Kunsthistorischen Museum „als einer der größten Kunstraube in der Geschichte Österreichs“ und wohl auch zu einer der peinlichsten. Von Antje Mayer.

Der Saliera-Krimi geht weiter

Ein Zwischenbericht und was bisher geschah

Trotz Alarm hatten die Diebe (man geht derzeit von mehreren aus) in den frühen Morgenstunden des 11. Mai des heurigen Jahres über das ungesicherte Baugerüst in das Hauptgebäude einsteigen können. Die diensthabenden Wächter sahen trotz der Sirenen weder persönlich nach, stellten weder die Saalbeleuchtung noch die Videoüberwachung an. Ein besonders tragischer Fall menschlichen Versagens, mit dem die Räuber auf Grund ihrer Kenntnis der lokalen Mentalitäten, wie es der derzeitige Stand der Ermittlungen zeigt, bewusst gerechnet haben dürften. Erst in der Früh um 8 Uhr 20 entdeckte der Oberaufseher die zerstörte Vitrine: Leer. Direktor Wilfried Seipel gerät daraufhin unter massiven öffentlichen Druck, tritt aber, auch auf Wunsch des Ministeriums, nicht zurück. Seitdem sind 70.000 Euro als Finderlohn ausgesetzt und die weltweite Fahndung nach der auf 50 Millionen Euro geschätzten Goldschmiedearbeit läuft auf Hochtouren.

Nach wochenlangen vergeblichen Fahndungen, gibt es nun seit 28. August die erste heiße Spur. Die Diebe schickten einen Erpresserbrief an die Uniqua-Versicherung in Wien, die für das Kunstwerk immerhin 25 Millionen an den Bund zahlen muss. Als Beweis sendeten die Kunsträuber abgekratzten Staub der Saliera mit, der „zu 90 Prozent“, so die Ermittler, von dem gesuchten Original stamme. Fünf Millionen Euro forderten angeblich die Erpresser in dem Schreiben und die Kontaktaufnahme via Anzeigen in der österreichischen Tageszeitung Kurier. Dort versuchten die Fahnder dann auch Kontakt mit den Erpressern aufzunehmen. „Sara, please come back!“ lautete die verschlüsselte Nachricht mit dem Hinweis auf eine Homepage TheSaliera.com. Auf der entschuldigten sich die Ermittler -auf Englisch- für die mediale Aufregung um den Brief, dessen Existenz aus dem Umfeld der Uniqua-Versicherung an die Öffentlichkeit durchgesickert war. Tage übrigens bevor die Polizei von dem Schreiben erfuhr, die daraufhin „fuchsteufelswild“ (Der Standard) reagierte.

Die kryptische Nachricht auf TheSaliera.com. führt wiederum zu einer anderen Website, deren Adresse nur ein Eingeweihter zusammensetzen kann und den Inhalt des Erpresserbriefes kennt. „Es existiert eine Adresse extra für dich“, kann man dort lesen, „www.die letzten fünf Wörter von Absatz zwei, fünfte Zeile außer das letzte Wort.com. Wir können dann jede Abmachung treffen, die du willst. Wenn du Probleme damit hast, dich zu identifizieren, dann melde dich über die angegebene Telefonnummer.“ 0033-6132-967 89 lautet die und führt zu einem Tonband in Frankreich. Hinter dem, so verlauten Medienberichte, würde wiederum der bekannte britische Kunstdetektiv und ehemalige Scotland Yard-Polizist Charles Hill stecken. Der hatte erst vergangenes Jahr einen großen Ermittlungscoup gelandet: Tizians Gemälde „Rast auf der Flucht nach Ägypten“ (Schätzwert mindestens 12 Millionen Euro), das 1995 aus dem Schloss des Marquis von Bath gestohlen wurde.

Anhand des Erpresserbriefes, so berichtete das österreichische Wochenmagazin Profil, wurde nun ein Täterprofil erstellt, dass auf zwei Personen hinweise. Der Dieb und der Briefschreiber seien angeblich nicht identisch, auch nehmen die Ermittler an, dass sich das wertvolle Salzfässchen immer noch in Österreich befindet, da das Schreiben am Flughafen Wien aufgegeben wurde. Außerdem wünschen die Täter den Kontakt über die Tageszeitung Kurier aufzunehmen, die man international nur schwer erhält. Auch sei die Lösegeldsumme von fünf Millionen Euro, also nur zehn Prozent des angegebenen Wertes, angeblich eine „typische österreichische Provisionsregelung“, zitiert das Profil aus Ermittlerkreisen. Wenn solcherart wagen Erkenntnisse mal reichen, um die Diebe zu schnappen.



Originaltext auf TheSaliera.com:
Sara,
Please come back. We are sorry for all the fuss surrounding the letter. It should not have happened. You can ring and leave a message on our telephone number 0033.6132.96789 or you can email us. Please look at the new website which we have set up especially for you. There is a special address only for you. It is taken from your letter: www.(the last five words from paragraph two, fifth line but excluding the last word).com. We can then make whatever arrangements you want. If you have problems identify yourself on the telephone number. Rossi.

erschienen im Informationsdienst Nr.287/Okt.03,S.12ff