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Österreich hat seinen Klimt, seinen Schiele und nicht zuletzt seinen Fritz Wotruba (1907-1975). Letzterer kann mit Sicherheit als der wichtigste Bildhauer des 20. Jahrhunderts des Alpenländle bezeichnet werden, allein schon deswegen, weil er als Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Wien wie kein anderer viele Künstlergenerationen nach ihm nachhaltig beeinflusst hat. Von Antje Mayer.

Endlich ein Zuhause für Wotruba-Nachlass?

Eine ständige Bleibe für seinen umfangreichen Nachlass mit mehr als 400 Skulpturen und über 2.000 Zeichnungen zu finden, scheint aber ein schwierigeres Unterfangen, als manch einer sich angesichts seiner Bedeutung für die österreichische Kunstgeschichte denken mag. Wenn es auch an Ideen für eine Unterbringung in den vergangenen Jahren nicht mangelte, indes realisiert konnte keine werden.

„Eine ständige Wotruba-Ausstellung im Museumsquartier war einmal angedacht“, erklärt Wilfried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen Museum und Vorsitzender der Wotruba-Stiftung , „dann aber verworfen, weil man uns kein Mitspracherecht eingeräumt hatte. Der angedachte Neubau neben der berühmten Wotruba-Kirche in Wien hatte sich als zu teuer und zu abgelegen herausgestellt. Eine Totgeburt“, meint Seipel weiter.
„Eine Dauerausstellung in der Säulenhalle der neuen Albertina war schon so gut wie ausverhandelt, bis Albertina-Chef Albrecht Schröder offensichtlich die Lust daran verloren hatte.“

Nun will die Stiftung den Wotruba-Nachlass in einer Art „offenem Depot“ im 20erHaus beim Südbahnhof zeigen, ehemals Museum des 20. Jahrhunderts und indessen eingegliedert in die Österreichische Galerie Belvedere.
Wenn, ja, wenn das derzeit leerstehende, dringend renovierungsbedürftige und denkmalgeschützte Haus aus den Sechziger Jahren (von Karl Schwanzer) nun endlich renoviert wird. Und das hängt wiederum vom Geld ab, das der Bund derzeit nicht fix zusagen will. Einen Planungsauftrag hat der Architekt Adolf Krischanitz (u.a. Architekt der Kunsthalle am Karlsplatz) inzwischen immerhin erhalten. Ob sein Geplantes dann allerdings auch gebaut wird, steht derzeit noch in den Sternen.

„Krischanitz hat den Auftrag der Wotruba-Stiftung in der Tasche, ein Wotruba-Archiv mit über 250m² mitzudenken“, so Seipel. „Um es zu realisieren, haben wir das Privathaus, wo ursprünglich das Erbe des Bildhauers untergebracht war, verkauft. Wir rechnen mit einer Eröffnung 2006. Wenn diesmal alles gut geht.“

Nach dem Tod Wotrubas 1975 brachte seine Witwe Lucy Wotruba den künstlerischen Nachlass ihres Ehemannes in einem dafür erworbenen großen Privathaus in Wien unter und bemühte sich, Ausstellungsaktivitäten und wissenschaftliche Arbeiten zum Werk des Gatten zu unterstützen. Ein Jahrzehnt später, 1985, starb auch Frau Wotruba. Ein Jahr danach wurde der gemeinnützige Verein der Freunde zur Erhaltung und Betreuung des künstlerischen Nachlasses von Fritz Wotruba mit Sitz in Wien gegründet. Der ist inzwischen „zur leichteren Handbarkeit“ (Seipel) in eine Stiftung übergegangen. Dem steht neben Seipel, Gerbert Frodl, der Direktor der Österreichischen Galerie Belvedere und Gabriele Stöger, KHM-Kuratorin für den Bereich Skulptur, vor.



erschienen im Informationsdienst Nr.321/Jan.05
> Fritz Wotruba