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Von Antje Mayer.

Sägen statt Mausklick

“New Design University” in St. Pölten

Klein, aber fein gibt sich die „New Design University“ in der niederösterreichischen Landeshaupstadt St. Pölten, die seit Wintersemester 2004 -neben zehn anderen in Österreich- den Status einer Privatuniversität tragen darf. Damals startete man erst einmal mit den Bachelor-Studiengängen „Grafikdesign und mediale Gestaltung“ und „Innenarchitektur und dreidimensionale Gestaltung“. Anfang November 2005 kam dann der erste Masterstudiengang für „Innovations- und Gestaltungsprozesse“ dazu. Was so kompliziert klingt, ist relativ praxisnah. In jener Ausbildung lernt man, Ideen zu visualisieren und mit Hilfe von Spezialisten umzusetzen. Eigentlich das, was in der Praxis heutzutage gang und gäbe ist. Stichwort „Kreativwirtschaft“.
Die Kurse werden Vollzeit, aber auch berufsbegleitend angeboten. Abschlussmöglichkeiten sind Diplom, Bachelor of Arts (BA) und Master of Arts (MA). Es gibt auch ein Design Kolleg, eine österreichische Spezialität: eine Berufsausbildung absolvieren und gleichzeitig die Matura (Abitur) dazu (Kosten: 390.- Euro/Semester). Unterrichtet wird übrigens auf Deutsch und Englisch. 63 Prozent der Studierenden sind weiblich, nur 37 Prozent männlich. Der Studiengang „Innenarchitektur“ ist neben dem Grafidesign am besten besucht.
Damit man nicht von Null beim Kreativsein anfangen muss, bietet die Universität übrigens auch ein zweisemestriges Vorstudium an (Kosten ca. 1.200 Euro/Semester). Einerseits, um die Orientierung für Neuankömmlinge zu erleichtern, andrerseits ist es auch als Zugangsberechtigung für jene gedacht, die kein Abitur (Matura) vorweisen können, sondern „nur“ aus einer einschlägigen Handwerkslehre kommen. Ein Blick auf die Website zeigt, was die Studenten vom Vorstudium an so alles produzieren, wirkt durchgehend ziemlich professionell (www.ndu.ac.at).
Gerade einmal 275 Studierende zählt die Institution in St. Pölten, bei knapp 16 ständigen und 20-30 temporären Mitarbeitern, keiner von ihnen ein „Star“, wie an der Universität für Angewandte Kunst in Wien etwa, sondern ständige Begleiter der Studenten während des gesamten Studiums in einem fixen Team. „Namedroping ist unsere Sache nicht“, gibt sich Leiter und Geschäftsführer Johannes Zederbauer bescheiden. „Ihre Überschaubarkeit ist gerade die Stärke unserer Universität. Wir wollen in Zukunft zwar noch mehr Studenten gewinnen, von deren Beiträgen wir uns zu einem großen Teil finanzieren, aber ihre Zahl bewusst in einem begrenzten Rahmen halten. Bei uns liegt ein großes Augenmerk auf der persönlichen Betreuung in kleinen Gruppen und auf der Handarbeit. Unser Motto: Erst einmal die Hand an das Werkstück legen, dann erst an die Maus.“ Wichtig sei ihm auch die enge Zusammenarbeit mit der Industrie und öffentlichen Auftraggebern, so Zederbauer, die schon in vielen Kooperationen während der Ausbildung seinen Ausdruck fand. So haben etwa zwei seiner Studentinnen die Stadtbusse von St. Pölten außen grafisch neu gestaltet.
Über 2.000.- bis 3.000,- Euro pro Semester kosten die weiterführenden Ausbildungsgänge, nicht gerade günstig. Trotzdem leistbar für die Betreiber? Von diesen Beiträgen, so Zederbauer, könne der Betrieb nicht zur Gänze gedeckt werden. Die Niederösterreichische Wirtschaftskammer (WKNÖ), Alleineigentümer der Universität, schieße noch dazu und man kooperiere eng mit deren Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) im gleichem Haus.
Ob die Studierenden später auch Jobs finden, so der Universitätsleiter Zederbauer, sei letztlich der Indikator für den Erfolg der Ausbildung. Aber das könne man erst im nächsten Jahr (2008) verifizieren. Erst dann, wenn die ersten Absolventen in die große –harte – Arbeitswelt entlassen werden.

Antje Mayer

Erschienen in der Kunstzeitung 6/2007



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