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Es ist schon seltsam. Wilfried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen Museum Wien, tappt von einem Fettnäpfchen zum anderen Skandal und muss nicht gehen, Edelbert Köb, Direktor des Museum Stiftung Ludwig Wien, kurz MUMOK, hingegen voraussichtlich schon. Warum? Von Antje Mayer.

Edelbert Köb als Direktor des MUMOK entlassen?

Weil „er mehr aus seinem Haus machen könnte“, derart kryptisch jedenfalls äußerte sich Ministerin (und private Seipelfreundin) Elisabeth Gehrer (ÖVP), die erst verkündete den „Vertrag neu ausschreiben“ zu wollen, dann ihre Aussage wieder revidierte und meinte „rechtzeitig handeln“ gemeint zu haben.

Köb entgegnet jedenfalls, er habe durchaus „mehr aus seinem Haus gemacht“. Immerhin, so lässt der Noch-Direktor, dessen Vertrag Ende 2006 ausläuft, verlauten, könne sich das Haus 2004 über "ein dickes Besucherplus von gut 51 Prozent" freuen. Die Zahl der Besucher stieg von 125.417 auf rund 187.000.
Im vergangenen Jahr wären Schenkungen im Millionenwert (Nitsch, Kogler, Wurm) eingetroffen, so Köb, und ein Anfang Januar ins Leben gerufener Fundraising-Board könne bereits Zusagen in der Höhe von 280.000 Euro verbuchen. Dass das Jahr 2003 nicht so rosig lief, sagte er allerdings nicht dazu: Damals musste er einen Rückgang von 13,8 Prozent hinnehmen.

Ungelegen kommt der Vertrauensverlust seitens der Politik gerade allemal, schien doch das Haus ausrechnet im vergangenen Jahr endlich über den Berg. Als Köb am 1. Januar 2002, vor drei Jahren, das Haus übernahm, beneidete ihn niemand um die „Baustelle MUMOK“. Doch Köb, zwar um öffentliche Kritik nie verlegen und mit falschem Parteibuch in der Tasche, war nicht faul gewesen.

Immerhin hatte er erreicht, dass endlich wieder gute Ausstellungen mit halbwegs Profil zu sehen waren. Man hatte das Gefühl, die extrem schwer bespielbaren Architektur von Ortner & Ortner sei den Umständen entsprechend gut genutzt und die -angesichts seiner Qualität umstrittene- Sammlung des Vorgängers Lorand Hegy sei letztlich ein wenig besser geordnet und präsentiert. Zu einem Haus der Spitzenklasse ist das MUMOK bisher sicherlich nicht mutiert, am Profil habert es noch, doch steht das MUMOK mit diesem Problem innerhalb der sich konkurrenzierenden Wiener Institutionen derzeit nicht allein dar.

Summa summarum: Das MUMOK schien auf dem Weg. Dass Köb auf dem nicht abbiegen muss, dafür machen sich nun sogar die Künstler der Secession mit einer Unterschriftenaktion stark. Edelbert Köb ist in der Künstlervereinigung beliebt, immerhin agierte er als dessen Präsident von 1982 bis 1991 (bevor er Leiter des Kunsthaus Bregenz wurde von 1990-2000 wurde).

In der Forderung der Secession, die schon über 9.000 unterschrieben haben, das Who-is-who der nationalen wie internationalen Kunstszene im übrigen, wird dafür plädiert „die ausgezeichnete Museumsarbeit“ des MUMOK fortzuführen und Köbs Vertrag zu verlängern. Das Museum solle finanziell derart ausgestattet sein, dass es „seine Aufgaben als zentrales österreichisches Museum Moderner Kunst adäquat nachkommen“ könne. Das „hohe Niveau hiesiger Kunstproduktion verlange nach einer qualifizierten und vertiefenden Auseinandersetzung mit internationaler zeitgenössischer Kunst“.

Einige dürften ihre Solidarität mit Köb allerdings schon ein wenig bereut haben, denn jüngst wird, neben Agnes Husslein, ein äußerst interessanter Nachfolger ins Spiel gebracht, nämlich der mehr als 20 Jahre jüngere Österreicher Max Hollein, derzeit Direktor der Schirnhalle Frankfurt. Käme er nach Wien und das wohl nur bei einer –ohnehin bereits vom Ministerium angekündigte Aufstockung der Mittel für die Bundesmuseen für 2007 und 2008- dürfte das vielleicht für noch mehr frischen Wind sorgen. Spekulationen derweil. Für die Stelle geeignet, das steht fest, sind sicherlich Köb wie Hollein gleichermaßen.

Letzter Stand der Causa: Aus dem Ministerbüro hieß es laut Austria Presse Agentur, dass vor der Entscheidung über eine Neuausschreibung die Evaluierung des Kuratoriums abzuwarten sei.

Unterstützer von Edelbert Köb können sich unter: www.secession.at/mumo eintragen.



erschienen im Informationsdienst Nr.319/Febr.05