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Es war für die Pflanzennärrin Ganna Walska (Jahrgang 1887) wie eine zweite Geburt. Nach ihren aufregenden Jahren als durch die Lande reisende Opernsängerin und High Society-Lady, nach einem bewegten Liebesleben mit allein sechs Ehemännern, wollte sie ihren wohlverdienten Lebensabend genießen und kaufte sich im schönen, warmen Kalifornien in Santa Barbara ein 40 Hektar großes Grundstück. Sie ahnte damals noch nicht, dass dieses fruchtbare Stück Land sie zu einer berühmteren Frau machen sollte, als sie es sich je als Künstlerin zu träumen gewagt hatte. Von Antje Mayer.

„Paradies auf Erden“

Ganna Walska Lotusland in Californien Santa Barbara

Exaltiert und schrullig wie die gebürtige Polin war, wollte sie das prachtvolle Anwesen zu einer Erholungsanlage für Tibetmönche umgestalten. Von den gläubigen Männern erschien naturgemäß nie ein einziger jenseits des Atlantiks, aber welcher Gott auch immer es war, er musste es gut mit diesem Stückchen Erde gemeint haben. Innerhalb von nur wenigen Jahren wurde es unter den Händen von Ganna Walska, die in Wirklichkeit mit bürgerlichen Namen Hanna Puacz hieß, zu einem Paradies auf Erden, zu der bekannten Parkanlage „Lotusland“, zu der heute im Jahr tausende Touristen pilgern, um dieses Naturkunstwerk zu bestaunen.

Innerhalb der ihr noch bleibenden 43 Jahre zauberte die agile Dame allein elf verschiedenartige Themengärten, die sie noch bis kurz vor ihrem Tod - im Jahre 1984 mit 97 Jahren- eigenhändig betreute. Wobei sich Walska freilich Unterstützung von namhaften Landschaftsarchitekten und Gartengestaltern holte, wie Lockwood de Forest, William Paylen, Oswald da Ros oder Charles Glass. Sei es im „Aloe-Garten“, mit 130 unterschiedlichen Aloe-Sorten, im „Blauen Garten“, mit Chilenischen Weinpalmen, im Japanischen Garten, im Orchideen- oder Wassergarten, Madame Ganna Walskas Leidenschaft galt besonders seltenen Pflanzen, angefangen von pittoresken Wüstenkakteen, über Bananen- und Zedernbäume bis zu exotischen Tropen- und Subtropenpflanzen: „Je seltener, je größer und je ausgefallener umso besser“ hieß die Devise. Ganna Walska war so vernarrt in ihr Projekt, dass sie in den Siebzigern schließlich ihren gesamten Schmuck versteigern ließ, nur um sich noch seltenere florale Sammlerstücke für ihr „Pflanzenarchiv“ leisten zu können.

Heute kümmert sich die Ganna Walska Lotusland Foundation um den wertvollen Nachlass und nutzt die einzigartige Sammlung rarer Pflanzen zu Forschungszwecken. Die Besucherzahlen sind limitiert, um den Bestand zu schonen. Führungen nur auf Anmeldung. Infos unter www.lotusland.or.



erschienen in Wohnen&Design, 05/02, S.68