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Von Antje Mayer.

art bodensee zum 8. Mal in Dornbirn

Wenn das Geld nicht in die Galerien kommt, so müssen eben die Galerien zum Geld kommen.

Das ist im Süden -rund um den Bodensee- bekanntlich gut akkumuliert. Dort ist die Schweiz nicht weit, Lichtenstein und das reiche Baden-Württemberg und mitten drin liegt, nein, nicht Basel, sondern das Städtchen Dornbirn im schönen österreichischen Vorarlberg.
Eben dort fand heuer zum bereits achten Mal, wie immer zu einem ungewöhnlichen hochsommerlichen Zeitpunkt, eine kleine Kunstmesse statt: von 31. Juli bis 3. August 2008 in den Hallen der Dornbirner Messe. Neben der alles überstrahlenden Schwester im zwei Autostunden nahen Basel, gibt es ja eine relativ große „kleine Verkaufsmesse“ für Kunst in dieser Region, nämlich die “art Karlsruhe“. Die findet aber schon im März statt und zieht 38.000 Besucher an (2008). Im Vergleich dazu nehmen sich die 8.000 Kunstinteressierten, die jährlich nach Dornbirn kommen, eher mager aus. Aber für die dortigen 50 Galerien, davon 31 aus Deutschland, 11 aus Österreich, 3 immerhin aus dem kleinen Lichtenstein, legten jene wenige offensichtlich genug Geld für die Kunst an, dass es sich für alle doch auszahlte. Die Preise schwankten von 100.- Euro für eine schwarze Mopsskulptur des –übrigens aus dem baden-württembergischen Wertheim stammenden- Publikumsliebling Ottmar Hörl bis in den fünfstelligen Bereich für Klassiker wie Picasso oder Chagall. Der europaweit einzigartige Termin dürfte der Schlüssel zum Erfolg sein. „Und man kennt uns inzwischen in der Region. Ins Badische sind es doch 200 Kilometer und die ‚art bodensee’ gab es lange vor der ‚art Karlsruhe’“, so die Projektleiterin Margit Hinterholzer. „Basel bleibt Basel, aber bei uns wissen die Kunden, auch Einsteiger, dass sie Qualität zu leistbaren Preisen bekommen. In Dornbirn werden viele junge Künstler präsentiert. Die Stimmung ist sehr nett. Die Galeristen können sich Zeit für die Beratung lassen.“
Die Liste der österreichischen Teilnehmer verrät, dass es eine kleine lokale Messe geblieben ist. Aus Wien hat keine einzige namhafte Galerie den Weg in den fernen Westen aufgenommen. Aus dortiger Sicht ist wohl dann schon eher die „art Basel“ interessant, für jene wohlgemerkt, die sich einen Auftritt dort überhaupt leisten können. Die regionalen Kunst Shopping Malls auf Zeit, die wie in Dornbirn allerorts entstehen, bemühen sich indes redlich, nicht den Eindruck einer schnöden Verkaufsveranstaltung zu verströmen, immerhin geht es ja um die hohe Kunst und nicht ums Konsumieren allein. Darum gibt es dann immer auch reichlich Nebenprogramm, das sich landab landauf stets seltsam ähnelt, freilich letztlich auch zu jenem einem Zweck, für den die Galerien ihre Standgebühren investieren: neuen Kunden zu gewinnen und die alten bei Stange zu halten. So zeigte man heuer in Dornbirn das erste Mal Skulpturen im Freien: von Götz Burgy etwa, Thomas Röthel, Vanessa Hen oder Gottfried Honegger. Die Aktion „rookie of art bodensee“ sponserte das erste Mal den Auftritt von jungem Nachwuchs. Heuer durfte sich Vorarlberger Künstlerin Kirsten Helfrich in der „art box“ präsentieren. Für eine nette Summe, immerhin 60.000 Euro, die regionale Betriebe spendeten, kaufte eine Fachjury Kunst bei den Galerien für die Sammlung der „art bodensee“. Werke der Kollektion sollen in den Firmenlokalitäten später ausgestellt werden.
Die neunte Kunstmesse findet von 23. bis 26. Juli 2009 in Dornbirn statt.



Dieser Text ist erschienen in der Kunstzeitung Nr. 9/2008
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