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Für Kinder ist ein Museum das "Uncoolste" der Welt: ruhig sein muß man, anfassen darf man nichts, und keiner erklärt einem, was Sache ist. Die Erwachsenen bei Stange zu halten, fällt den elitären Musentempeln schon schwer, wie soll's da bei den Kleinsten gehen. Wen wundert's, wenn die Kids Computer und Fernseher den Vorrang geben, hingegen Kunst zum Gähnen finden. Von Antje Mayer.

Kunst und Kegel

Kindermuseen in Österreich

Bis eine neue Horrorgeneration kunstmuffeliger Game- und TV-Junkies heranwächst, hatten indes engagierte Museumspädagogen nicht abwarten wollen. Wenn die etablierten Kunsthäuser nicht von der Stelle kamen, galt es eben selbst Initiative zu ergreifen: Wie die Pilze wuchsen in den letzten Jahren Kindermuseen, nach dem Vorbild Amerikas, in ganz Europa aus dem Boden: unter anderem in Berlin, Rotterdam, Lissabon, Brüssel, Amsterdam und Wien. 1994 wurde das informelle Netzwerk Hands On!, eine Vereinigung europäischer Kindermuseen gegründet, um die Direktoren in Europa für eine kindgerechte Museumspädagogik zu sensibilisieren.

Einer der ersten Mitstreiterinner bei Hands on! war das Kindermuseum Zoom, das bereits vor sechs Jahren im Wiener Museumsquartier seine Pforten für Familien, Schulklassen und Kindergärten öffnete. Bei dessen 17 Ausstellungen haben sich bisher über 230 000 kleine und große Besucher vergnügt: absoluter Renner war die Eröffnungsausstellung "Treffpunkt Picasso", bei der das Atelier des großen Meisters nachgebaut war, oder das Hamburgerbasteln für die "Burger in progress" - Performance mit der Künstlerin Marie Paulen Greisen. In der "Bildhauerwerkstätte Tony Cragg" wurden von den Kleinen sieben Tonnen Gips und fünf Tonnen Ton verformt. Anfassen und Entdecken ist im Wiener Kindermuseum groß geschrieben: keine Alarmanlage heult los und kein Museumswärter schimpft, wenn sich die Kids der Kunst nähern. Im Gegenteil: spielerisches Forschen, lustiges Lernen und exzessives Selbermachen soll den jungen Experten Lust auf's Museum machen. Bis 7. Juli 2000 zeigt Zoom die "Aber sicher"-Mitmachausstellung. Da gibt's pädagogisch Wertvolles zu den Themen Sicherheit und Unfallverhütung.

Auch in Linz war ein Kindermuseum im Zuge des neuen Museumbaus, für die Neue Galerie, der 2002 eröffnet werden soll, geplant. Konkrete Pläne existieren, derweil steht alles wieder in den Sternen. Dennoch: die oberösterreichische Kapitale ist die einzige Stadt im Land, die Kindern ein eigenes Haus gewidmet hat: das Kuddelmuddel. Neben Theater und Kino, können Kunsttechniken im Kreativladen erlernt werden.

In Graz wird der erste Spatenstich für ein Kindermuseum "internationalen Zuschnitts" (Grazer Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl) schon nächstes Jahr angesetzt, wenn alles glatt geht. 2003 wird die steiermärkische Metropole europäische Kulturhauptstadt, da wollen die Stadtväter fast 14 Millionen Mark für einen Neubau locker machen. Die 30 Millionen alte Geschichte des Spiels darzustellen ist geplant, Kinder-Umweltwerkstätten, Kinderaktions- und Stadtmuseen, ein Medien-Kinderforum und ein Computer-Spiele-Museum.

Übrigens: ab Herbst 2001 gibt es in Wien auch ein "neues" Zoom. In den renovierten, größeren, dann ganzjährig geöffneten Räumen des Museumsquartiers soll dann ein - in Österreich einmaliges - Atelier für ganz junge Minigenies eingerichtet werden: schon freigegeben für Künstler ab 2 Jahre. Früh übt sich!



erschienen in Kunstzeitung Nr.45/Mai 00
> Kindermuseum Zoom