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Große Schau zeitgenössischer Kunst in Prag! Werfen Sie bitteschön einen Blick auf die Landkarte! Wenn Prag in der Peripherie läge, dann wäre das weit östlicher gelegene Wien demnach jenseitig? Die im Kunstdiskurs derzeit strapazierten geographischen Begriffe wie „Peripherie“ oder „Zentrum“. Sie sind in Zeiten der Globalisierung gänzlich obsolet geworden. Von Antje Mayer.

Discount-Biennale - (noch bis 31.8. )

Große Schau zeitgenössischer Kunst in Prag bis 31.8.

So mag man dann auch den Titel der ersten -im Zweijahresrhythmus geplanten- Prague Biennale I mit dem Titel „The Peripheries Become the Center“ im Veletržini Palast der National Galerie Prag als ironische Anspielung verstehen (bis 31.8.). Oder aber als bitterernste Kampfansage auffassen „gegen die von New York und Paris gesteuerte Kunstmafia“. So jedenfalls tönte es im Vorfeld angriffslustig aus dem Büro der Organisatoren.

Wie auch immer: Eine revolutionäre „documenta des Ostens“ (mit der etwas dünnen Kampfparole: Mit nur 100.000 Euro Budget! An ethical approach to art.“) haben der Raumgeber Milan Knížák, (Direktor der Prager Nationalgalerie) und die Flash Art-Magazin-Macher Giancarlo Politi, Helena Kontova so wie 30 Jungkuratoren mit der Prague Biennale zwar nicht hingelegt. Wahrscheinlich auch nicht das Kunstevent des Jahres produziert, wie jene es hellseherisch im Vorfeld selbst vorauszusehen vermochten, aber eben eine günstige und an globale Gepflogenheiten sehr brav orientierte Präsentation des internationalen Künstler-Nachwuchses, aus Osteuropa und Umgebung (knapp 230).

Luca Beatrice, Lauri Firstenberg und Helena Kontova spürten etwas den neuen Trends in der Malerei nach („Lazarus Effekt“) und fanden, wie’s schien, vor allem die Tendenz zu einem einzigen Trend. Der Tscheche Michael Kolecek führte Arbeiten zusammen, die sich mit der Identität Zentraleuropas beschäftigen („Mission possible“). Ekaterina Lazareva präsentierte viele gute Russen („Overcoming Alienation“), Julieta Gonzalez Projekte zu den ewig aktuellen Themen Mobilität und Diaspora. Dass der polnische Kurator Adam Burak so viele auffallend gute Arbeiten aus Polen nach Prag brachte, spricht entweder für Burak oder den kreativen Hype in diesem Land. Der über 550-Seite starke Katalog hilft bei der Spurensuche nach dem einen oder anderen neuen, sehr großen Talent in Prag, nach dem man auf der Biennale in Venedig teilweise angestrengt suchen darf.

Ein simples Kunstprojekt erfreute sich während der Eröffnungstage bei Besuchern und Teilnehmern übrigens auffällig großer Beliebtheit: Nämlich ein T-Shirt, das die portugiesische Künstlerin Paula Roush (Jahrgang 1965) designte. Die Aufschrift lautete: „B + B - Boycott Biennale“!