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Der Wiener Galerist Ernst Hilger (Jahrgang 1950) ist ein alter Hase in der Branche. Ganz der Unternehmer. Mit einem Blick scannt der als bodenständig geltende Kunstdealer seine Besucher ab und weiß, mit wem er es zu tun hat, und was diejenige Person hören will. Mit 21 Jahren schon hatte Hilger als Student der Welthandelswissenschaften die ersten Druckgrafiken von Hrdlicka (für 25.- Euro) an seine Kommilitonen verzockt. Und wenn dann einer die folgenden 32 Jahre weiterhin äußerst erfolgreich Kunst verkauft, und das tut man bekanntlich nicht vom Ladentisch aus, dann bekommt derjenige das Verkaufsgespräch einfach nicht mehr raus, selbst bei einem Interview nicht. Von Antje Mayer.

Hilger Contemporary in Wien eröffnet

Der Wiener Galerist Ernst Hilger (Jahrgang 1950) ist ein alter Hase in der Branche. Ganz der Unternehmer. Mit einem Blick scannt der als bodenständig geltende Kunstdealer seine Besucher ab und weiß, mit wem er es zu tun hat, und was diejenige Person hören will. Mit 21 Jahren schon hatte Hilger als Student der Welthandelswissenschaften die ersten Druckgrafiken von Hrdlicka (für 25.- Euro) an seine Kommilitonen verzockt. Und wenn dann einer die folgenden 32 Jahre weiterhin äußerst erfolgreich Kunst verkauft, und das tut man bekanntlich nicht vom Ladentisch aus, dann bekommt derjenige das Verkaufsgespräch einfach nicht mehr raus, selbst bei einem Interview nicht.

Aber dem, der länger als ein Vernissage-Smalltalk-Weilchen Geduld an den Tag legt, dem entpuppt sich der „Backstage-Hilger“. Ein so sehr sympathisch leidenschaftlicher wie rastloser Kunstfan, der sich in seinem unaufgeräumten Büro umgeben von Katalogen, Kunstwerken und Kartonagen in einem verknautschten Ledersessel lümmelt und dabei gradheraus und persönlich über sein Leben, seine Arbeit und über seine große Liebe, die Kunst, plaudert.

Er koche gerne und habe „Sammeln einfach im Blut“. Kinder hätten sich leider -wegen seiner Leidenschaft zur Kunst wohl- nie ergeben und es ärgere ihn, dass manche Kritiker und die Konkurrenz sein Galerieprogramm als zu kommerziell schimpfen: Er möge die Moderne und mit Warhol, Picasso, Hrdlicka oder Attersee sei nun einmal das Geld zu machen. Zeitgenössisches hätte ihm freilich immer genauso am Herzen gelegen. Und deswegen kann er seinen Stolz auch nur schlecht verbergen, wenn er von seinem neuesten Projekt spricht: der Galerie Hilger Contemporary.

„Diese neuen Räumlichkeiten sind für mich wie Geburtstag und Weihnachten zusammen. Ein langgehegter Traum ist damit in Erfüllung gegangen“, schwärmt der selbsternannte „Außenseiter“. Das immerhin 240 große -erst Ende Oktober eröffnete- Geschäft befindet sich gleich neben seinem Stammlokal in der Dorotheergasse 5 im ersten Bezirk. Ein paar Meter weiter betreibt Siemens zusammen mit Hilger noch das artLab (Dorotheergasse 12). Mit dem Unternehmen betreibt der Galerist seit neun Jahren ein viel gelobtes Sponsoren-Modell zur Förderung junger Künstler, vor allem aus Zentraleuropa: Dazu gehören Ausstellungen, Kataloge, Beratung oder die Online-Galerie www.artlab.at. Auch beim Onlinemagazin www.artmagazine.cc hat Hilger übrigens finanziell seine Finger mit im Spiel. Aber das nur nebenbei.

Für eine Wiener Galerie sind die neuen Ausstellungsflächen in einem umgebauten ehemaligen Teppichgeschäft beeindruckend: zwei Ebenen mit Aufzug, Marmorboden und einem großen Kellerlager darunter. „Wer hat das schon?“ freut sich Hilger. Gegenüber liegt das berühmte Café Hawelka und der sagenumwobene Erotik-Revuetempel Casanova, wo heute allerdings vor allem Clubbings stattfinden, „mit dem jungen Publikum, das ich bei mir sehen will“, freut sich Hilger. Eine reiche Tante ist von Hilger nicht gestorben, dass sich der Galerist inzwischen neun Mitarbeiter und noch eine große Filiale für Zeitgenössisches leisten kann. „Meine Teilhaber“, klärt Hilger auf, „haben ihren Anteil erfreulicherweise etwas aufgestockt.“
Als der Galerist für die Eröffnungsausstellung dann auch noch einen gänzlich Unbekannten, den gerade einmal 26 Jahre jungen amerikanischen Künstler Brian McKee mit großformatigen Afghanistan-Fotos zeigte, waren die Lästermäuler baff. „Viele von denen waren zur Eröffnung überhaupt das erste Mal bei mir. Übrigens: Wie verkauft sich McKee? „Grandios. Ich bin halt auch nicht seit gestern im Geschäft.“



In Hilger Contemporary werden bis 13. 12. 2003 noch Arbeiten von Sasa Makaraova, Nikolaus Moser und Alain Balzac gezeigt.
erschienen in Kunstzeitung/ Dez.03
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