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Von Manuela Hötzl/ Bernhard Wolf.

Moskau Architektur: Konstruktivismus I

Konstantin Melnikov hat sich in den 20er und 30er Jahren als einer der berühmtesten Vertreter des sowjetischen Konstruktivismus mit wenigen, aber legendären Bauten, in Moskau verewigt. Unweit der Moskauer Touristenmeile, dem Starij Arbat, befindet sich versteckt in einer kleinen Seitenstraße, wenig charmant umrahmt von Wohnblöcken, das persönlichste Bauprojekt von Konstantin Melnikov, errichtet von 1927 - 1929 als Wohnhaus für sich und seine Familie. Ein freundlicher Wink des Schicksals führte uns an einem verregneten Nachmittag an dieser Architekturikone vorbei - nach kurzem, mutigen Läuten öffnete uns tatsächlich Viktor Konstantinovich Melnikov, Sohn des Architekten (geb. 1918, lebt und arbeitet als Maler im Haus), und liess sich zu einer kleinen Führung überreden. Der Eindruck war fantastico. Für die damalige Zeit wies der Bau eine Fülle neuer architektonischer Ansätze auf, die bis zum heutigen Tag lebendig und innovativ wirken. Der Grundriss besteht aus zwei sich überlappenden Kreisen, dem Ehesymbol. Diese Form bestimmt über drei Etagen die fein ausgewogene Raumeinteilung. Es gibt im ganzen Haus keine rechtwinkeligen Räume, Raumtrennungen erfolgen zum Teil über fächerförmige Wandeinsätze, große Fensterfronten versorgen über zwei Geschosse Atelier und Wohnraum mit Tageslicht. Die Vorderseite des Hauses präsentiert sich über alle Geschosse als großzügige Glasfläche, die als einziges Wandelement die Kreisform unterbricht. Das Atelier an der Nordseite wird von den berühmten wabenförmigen Fenstern bestimmt. Die versetzten Stockwerke sind durch gemauerte Wendeltreppen verbunden. Kleine funktionelle Räume wechseln sich mit den oben gelegenen grossen Räumen ab, die jeweils einen Kreis des Symbols spüren lassen. Jedes Element hat seinen einfachen Platz, nichts wirkt hier überflüssig oder eitel, das ganze Haus durchzieht Ausgewogenheit, Mut und Inspiration.
Ein erfrischender Rundgang am Beginn des neuen Milleniums - back to the future auf russisch.

PS: Im Besucherbuch waren wir übrigens die Nummer 206 seit 1997, Nachahmung empfohlen, innen fotografieren unerwünscht.



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