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„Nur Landluft und auf Kühe gucken, das bin ich nicht. Karl braucht das Land und ich das Tempo der Stadt“, ließ Society-Lady Francesca von Habsburg jüngst gegenüber der Presse verlauten. Einschlägige Blätter fragten sich angesichts dieses gewagten Outings ernsthaft, ob es denn in der Ehe zwischen Francesca und ihrem drei Jahre jüngeren Europaparlament-Karl nun krisle... Von Antje Mayer.

Francesca von Habsburg eröffnet neuen Kunstraum

Der Auslöser für die Gerüchteküche: Die Blaublütige macht offensichtlich gerade einen Wandel von dramatischem Ausmaß durch. Sie ist kürzlich von ihrem 36-Zimmer-Moy-Schlössl in Salzburg in eine bescheidene 800m²-Stadtresidenz nach Wien übersiedelt und will in Hinkunft ein Pendlerdasein fristen. Die Boulevard-Magazine sind sich einig: Francesca wirke nach diesem aufrüherischen Emanzipationsprozess deutlich jünger.
Der Jungbrunnen, so scheint’s, ist ein neues Projekt der Aristokratin, nämlich ihr neuer „Space in Progress“. Dieser Ausstellungsraum für Kunst des 21. Jahrhunderts mit Schwerpunkt Medienkunst in der Himmelpfortgasse 13 im ersten Wiener Bezirk eröffnete die reiche Erbin Ende April mit der brillanten Solo-Ausstellung „Walking thru’“ mit Videos und Installationen der kanadischen Künstlerin Janet Cardiff (bis 26.6.).
Nicht nur als Plattform für zeitgenössische Kunst soll der Raum in Hinkunft dienen, sondern auch als Headquarter der Privatstiftung Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, kurz „T-B A21“. Diese hatte Francesca von Habsburg im Jahr 2002 ins Leben gerufen und vereint Künstlerinnen wie etwa Pipilotti Rist, Lois Renner, Sarah Lucas, Bill Viola, Carsten Nicolai, Doug Aitken, Cindy Sherman oder Olafur Elisasson. Letzterer ist auch Mitglied des „visionären Beirats“, dem, neben der kaiserlichen Hoheit und Norman Rosenthal von der Royal Academy in London, auch der österreichische Medientheoretiker Peter Weibel angehören wie auch der Künstler Brian Clark, der Auktionist Simon de Pury und sogar ein Filmproduzent: Joni Sighvatsson.
Mit der Stiftung führt die Erzherzogin in vierter Generation die große Tradition ihrer Familie fort, Kunst zu fördern und zu sammeln. Sie macht damit dort weiter, wo ihr im Jahre 2002 verstorbene Vater aufgehört hatte. Der Stahl-Industrielle Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza („Baron Heini“) galt als ausgezeichneter Kunstkenner und ergänzte die bereits vorhandene Familien-Sammlung mit Kunstwerken des 19. und 20. Jahrhunderts. Ein bedeutender Teil dieser heute um ein Vielfaches im Preis gestiegenen Objekte landeten bekanntlich nicht – wie zwischenzeitlich einmal geplant- im baden-württembergischen Ludwigsburg, sondern in Madrid im Museo Thyssen-Bornemisza. Des Playboys letzte und fünfte Ehegattin war Spanierin, ihres Zeichens Miss Spanien 1961 und Witwe von “Tarzan”-Darsteller Lex Barker.
Die Zentrale der „T-B A21“ in Wien, mit Dependancen in Jamaika, der Schweiz und sogar in Kroatien, will in Zukunft nicht nur junge etablierte und unbekanntere Kunst sammeln und zeigen, sondern auch ort-spezifische Projekte direkt in Auftrag geben. Mit einem Art-in-Residence-Programm will die Aristokratin internationale Künstler nach Wien locken und mit einer Künstlerbuchedition das Publikum.
Demnächst sollen in den Wiener Räumlichkeiten übrigens Einzelausstellungen von Slaven Tolj (Kroatien), Olaf Nicolai (Deutschland), Candice Breitz (Südafrika) und Matthew Ritchie (USA) folgen. Und was macht die jüngst emanzipierte Society-Lady Francesca von Habsburg? Pendeln und jünger und jünger wirken!



erschienen in Kunstzeitung 04
> Thyssen Bornemisza Art Contemporary