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Britt Holter, 31, geb. und lebend in Weimar, zu Besuch in Berlin, Gesangs- und Klavierlehrerin.

„Im Umgang mit osteuropäischen Menschen bedarf es einer gewissen Sensibilität, da sie sich nicht präsentieren, sondern im Innern ruhend einfach nur SIND.“
Von Anne Dymek.

Sexy! Erotisch! Einfach k"östlich"-Teil 2

„Ich hege ganz allgemein eine sehr große Sympathie für die Menschen des Ostens. Das ist mit Sicherheit Produkt der Erziehung, die man genossen hat. Obwohl ich damals in der DDR in einer sehr westlich orientierten Familie groß geworden bin, wuchsen wir doch alle mit der Kultur Russlands auf. Da waren die Lieder, die wir, teils zwar in deutscher Übersetzung, aber dennoch auswendig lernten. (Singt.) Oder Geschichten von russischen Offizieren, die ihren Mantel aufhielten, um aus brennenden Häusern fallende Kinder zu retten. Ich persönlich habe ganz besonders durch meine Musik den engen Bezug zur östlichen Mentalität gewonnen. Wie oft sprach meine Klavierlehrerin im Unterricht mit ihrem riggdeutschen Mann und ihrer Tochter russisch! Für mich hängen hochwertiges Kunstschaffen und Ostmentalität untrennbar zusammen. Wobei ich nie das Gefühl hatte, dass die Menschen aus den östlichen Ländern ihr Können nach außen tragen wollen. Ihre innere Größe und Ruhe, diese tiefehrliche Seele macht ein Ich-Marketing vollkommen unnötig... Wir hatten damals auch einfach nicht die Möglichkeit, eine Bindung zu Westeuropa aufzubauen. Unsere Abiturabschlussfahrt 1989 ging nach Leningrad. Ich war seither nicht mehr dort. Den Eindruck, den ich damals von der Stadt gewonnen habe, schlummert deshalb immer noch in mir. Alles war sehr grau und düster, die Leute standen auf diesen endlos langen Rolltreppen, und dann diese komischen Gerüche in den Geschäften, nach altem Fleisch glaub ich...das hat mich schon sehr beeindruckt. Dieser Lebenswille der Menschen dort, obwohl es solch wenig einladende Umstände waren! Vielleicht sind das die Ressourcen, aus denen sie ihre fragile, hochwertige Kunst schöpfen? Wie hässlich graubraun ihre Anzüge und Hemden auch sein mögen, wie blass ihre Gesichter, ich mag sie und daran wird sich bestimmt nie etwas ändern. Egal was kommt. Ich würde Missstände jeglicher Art immer eher auf Umstände zurückführen, aber niemals auf die Menschen...