Anne Dymek war unterwegs in Berlin und befragte Menschen auf der Straße nach dem "Osten". Diesmal: Oliver Deichmann (28), Industriedesigner, lebend in Berlin. Sein Motto: „Mit ein bisschen Neugierde und Entdeckungslust und einer friedlichen Einstellung hält die Osterweiterung jede Menge spannender und schöner Dinge für uns bereit.“ Von Anne Dymek.
„Der Blasius, mein Geschäftspartner und Freund, ist gebürtiger Pole. Wir ergänzen uns beruflich sehr gut. Blasius hat viel mehr Geduld, arbeitet mit einer immensen Exaktheit, während ich sehr vorwärtstreibend und intuitiv bin. Von Blasius geht einfach eine viel größere Ruhe aus als von mir. Das mag ich sehr gern an ihm. Überhaupt gefällt mir Osteuropa sehr gut. Tschechien, Ungarn, Bulgarien...Es ist das Visuelle, das mich so anspricht. Das Unfertige, das auf so sympathische Art und Weise Heruntergekommene. Und es gibt Landschaften von unvergleichlicher Schönheit! Früher war Osteuropa für mich immer das Mysterium schlechthin...in Stuttgart geboren und aufgewachsen, gab es für mich kaum einen Unterschied zwischen Ostberlin und Russland. Das kannte man beides irgendwie nur aus James - Bond - Filmen. (lacht) Die Erwartung von meiner Seite aus war grau, aber irgendwie schwirrte so eine wahnsinnige Energie um dieses vermeintliche Vakuum. So war es dann übrigens auch tatsächlich, als ich damals zum Studium nach Berlin kam. Die illegale Bar hier, die Galerie dort: der Osten blühte wild! In diesem Zusammenhang denke ich auch, dass es der Osten Europas sein wird, der sich bei der Erweiterung verändern wird. Das sieht man ja an Berlin, da war es genauso. Der Westen hat derweil eher ein bisschen stagniert. Auf jeden Fall wird insgesamt etwas Neues kommen. Und das ist immer gut! Wir werden vielleicht irgendwann diese Unterteilung in Ost und West gar nicht mehr vornehmen, sondern eins miteinander geworden sein. (lacht) Das klingt so pazifistisch. Aber genau das ist es, was wir brauchen. Friedliche Absichten. Dann klappt’s auch mit dem Nachbarn. (lacht wieder). Immer positiv denken. Schön wäre es ja.“
