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Von Antje Mayer.

Mark Rothko Zentrum in Lettland eröffnet

Der amerikanische Künstler wird in seinem Geburtsort posthum vermarktet

Den amerikanischen Maler Mark Rothko kennt wohl jeder halbwegs kunsthistorisch Bewanderter, besonders wegen seines Spätwerks. Hängen doch seine berühmten, teilweise riesigen Farbfeldmalereien mit lasierend übereinander liegenden, monochromen Flächen in den großen Museen dieser Welt (etwa in der „National Gallery of Art“ in Washington). Dass er jedoch in der lettischen Stadt Daugavpils, 232 Kilometer von Riga entfernt, das Licht der Welt erblickte, dürften eher wenige wissen.
Als Marcus Rothkowitz wurde er dort 1903, also zur Zarenzeiten, als Sohn jüdischer Eltern geboren. Als er zehn Jahre alt war, wanderte die Familie wegen der Pogrome gegen die Juden in die USA aus. Jenseits des großen Teichs nahm der Künstler Ende der dreißiger Jahre nicht nur die amerikanische Staatsbürgerschaft an, sondern kürzte seinen Namen auf „Mark Rothko".
Vor drei Jahren schon hatte die zweitgrößte Metropole Lettlands, die deutsch einst Dünaburg hieß, später russisch dann Dwinsk, sich seines berühmten Sohnes erinnert und zu Ehren seines hundertjährigen Geburtstags nicht nur Gedenkstein in der „Straße des 18. November“ errichtet, sondern auch ein umfangreiches Kulturprogramm, nebst Ausstellung und Konferenz, auf die Beine gestellt. Ermutigt durch das große internationale Interesse, nicht zuletzt wegen des PR-Effekts für die Stadt, eröffnete man im heurigen Frühsommer etwas Nachhaltigeres: ein „Mark Rothko Center für Art and Education“ im Arsenal Gebäude der historischen Festung von Daugavpils. „Das Rothko Centre ist der Versuch eine neues Produkt für den Kulturtourismus der Region zu schaffen“, steht dann auch pragmatisch formuliert auf der lettischen Kulturportal www.kultura.lv. Die Stadtväter dürften damit Erfolg haben, nicht zuletzt weil Rothko, der sich 1970 in New York das Leben nahm, posthum immer mehr zum internationalen Superstar avanciert, zumindest preislich. In letzter Zeit erzielten seine Werke Höchstpreise. Sein Bild "Hommage to Matisse" von 1954 ging Ende vergangenen Jahres bei einer Christie’s Versteigerung für 22,41 Millionen Dollar an einen anonymen Telefonbieter. Damit erzielte das Auktionshaus das bis dahin höchste Ergebnis für Rothko und seither teuersten Werk im Bereich „Nachkriegskunst“.
Das „Mark Rothko Center für Art and Education“ in Daugavpils wird in Zukunft Symposien, Vorträge, Workshops veranstalten. Die Familie des Künstlers, die zur Eröffnung eigens von der Präsidentin Vaira Vike-Freiberga aus den USA in Lettland empfangen wurde, sagte zu, dem Zentrum Werke des Malers zu überlassen. Die Kinder des Künstlers hatten sich schon in den vergangenen Jahren in Daugavpils engagiert und die Restaurierung von vierzig Synagogen, die in Rothkos Kindheit noch intakt waren, unterstützt.
Die Stadt vermarktet Rothko emsig: Von 16. bis 25. September 2006 findet in Daugavpils etwa zum zweiten Mal das Künstlertreffen „Mark Rothko 2006” statt, in Rahmen dessen sich zwölf, von einer Jury ausgesuchte, Nachwuchskünstler aus verschiedenen europäischen Ländern mit Rothko auseinandersetzen sollen. Im Anschluss (ab 25. September 2006) findet eine Ausstellung der entstandenen Projekte statt, allerdings in der Ausstellungshalle des „Daugavpils Museum“. So ein fetter Kuchen gehört eben geteilt.



Artikel erschienen in der Kunstzeitung Nr. 9/2006
> Link:Kunstzeitung > Link:Daugvapils Museum- > Link:Wikipedia/Mark Rothko- > Link:Kultura.lv-