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Von Antje Mayer.

Beitrag von Elektronikmusiker Franz Pomassl (A) zu Schönberg

Wien,1903 Gustav Klimt malte das letzte der vier Skandal-Deckenbilder für Aula der Wiener Universität, Josef Hoffmann und Kolo Moser gründeten die Wiener Werkstätte "gegen alle Surrogate stilvoller Imitation". Wien war, wie Fackelherausgeber Karl Kraus dignostizierte, die "Versuchsanstalt des Weltuntergangs"Wien,1903: Gustav Klimt malte das letzte der vier Skandal-Deckenbilder für Aula der Wiener Universität, Josef Hoffmann und Kolo Moser gründeten die Wiener Werkstätte "gegen alle Surrogate stilvoller Imitation". Wien war, wie Fackelherausgeber Karl Kraus dignostizierte, die "Versuchsanstalt des Weltuntergangs"

New York City,11.9. 2001: Die Twintower des World Trade Center werden durch zwei Flugzeugattentate zerstört.

Wien, 4. 3. 1999: Franz Pomassl produziert für das Kunstradio (ORF 1) das Audiostück "AICRA", deren Ausgangsmaterial die, von Cockpit Voice Rekordern erfaßten Aufzeichnungen abgestürzter Flugzeuge, sowie Signalanalysedaten von Flugscheiberauswertungen sind. Pomassl geht es dabei um die "Heraus- und Verarbeitung radikaler Momente, die tradierte Hörgewohnheiten aufbrechen".

Graz, Steirischer Herbst, 11. 10. 2001: Pomassl setzt bei der Installation "Trail Error" infransonorische Frequenzen ein, tiefer als 20 Herz und im Grunde a-tonal, also Töne, die nicht mehr für das menschliche Ohr hörbar sind, sondern nur vom autotaktilen System des Körpers wahrgenommen werden können, bis zur Schmerzgrenze und Übelkeit der "Hörer". Mit diesen tiefen Frequenzen können nicht nur Insekten vertrieben werden, sondern auch die Wände eines Gebäudes in Schwingungen versetzt werden und es zum Einsturz bringen. Pomassl lehnt die Produktion von Bildern und Objekten kategorisch als tradiert ab.

Wien,1912: Schönberg gibt weitgehend seine Malerei auf.

Wiener Musikverein, 31. 3. 1913: Es werden neben Stücken von Maria von Webern, Alexander Zemlinsky, Alban Berg, Gustav Mahler, "atonale" Werke von Schönberg aufgeführt, in denen der Komponist die Konsonanz und Tonalität durch Dissonanzen erweitert. Die Aufführung führt zu einem Tumult im Publikum. Ein Arzt interpretierte danach die Zusammenhänge zwischen Psyche und Musik: "Es ist anzunehmen, daß die Musik "für einen großen Teil des Publikums entnervend und derart schädigend für das Nervensystem gewesen sei, daß viele Besucher schon äußerlich Zeichen schwerer Gemütsdepression zeigten.

Wien,1923: Schönberg gibt seine Methode der "Komposition mit zwölf Tönen" die nur aufeinander bezogen sind, bekannt. Der traditionelle Harmoniebegriff wird durch diese Neuordnung des musikalischen Materials revolutioniert. Schönberg legt damit »den Grund zu einem neuen, musikalischen Konstruktionsverfahren, das geeignet schien, jene strukturellen Differenzierungen zu ersetzen, für die früher die tonalen Harmonien gesorgt haben.« (»Komposition mit zwölf Tönen« 1941). Schönberg vollendet die begonnenen Fünf Klavierstücke op. 23 (Februar) sowie die Suite für Klavier op. 25 (Februar-März) und die Serenade op. 24 (April-Mai), welche die neue Kompositionsmethode erstmals musikalisch konkretisieren. Aus den programmatischen, konstruierten Stücken scheint jewede Bildhaftigkeit eliminiert.



erschienen im Katalog_SchirnhalleFF_Schönberg,Freitag Eberhard,Rowohlts Monographien,11.Neuauflage,Hamburg 2000,S.23
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