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Von Antje Mayer.

Berlinesk global

Die Österreicherin Kathrin Rhomberg (*1963) ist die neue Kuratorin der 6. berlin biennale, die im Frühjahr 2010 stattfinden wird.

Das gab die Jury mit Iara Boubonova (Institute of Contemporary Art), Donna De Salvo (Whitney Museum), Philipp Kaiser (Museum of Contemporary Art L.A.), Bernhart Schwenk (Pinakothek der Moderne, München) und Theodora Vischer (Schaulager Basel) vor kurzem bekannt. Wer für den Posten noch nominiert war, wurde nicht veröffentlicht.
Eine Co-Kuratorin will sich Rhomberg nicht an die Seite stellen. „Ich denke seit längerem darüber nach, wie Ausstellungsformate einer Biennale konzipiert sein könnten, um bei größtmöglicher Intensität und hohem Anspruch dennoch auf unterschiedlichen Ebenen rezipierbar zu bleiben. Für den Zugang, den ich für die 6. berlin biennale wählen werde, muss ich alleine die kuratorische Verantwortung übernehmen.“
Offiziell, um ihr Programm nicht zu verwässern, inoffiziell gewiss auch aus karrieretechnischen Gründen. Nach der Beendigung der künstlerische Leitung des Kölner Kunstvereins (2002 bis 2007) braucht Rhomberg dringend wieder Glanzpunkte in ihrer Vita, immerhin hat sich die Biennale in Berlin neben der in Venedig und Istanbul seit ihrer Gründung 1998 zu einer der Trend gebenden Institutionen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst etabliert.
Die momentan freischaffende Kuratorin und interiministisch beratende Assistentin der Secession in Wien, die dort in der Zeit von 1990 bis 2001 als Kuratorin und Ausstellungsorganisatorin viel beachtete Ausstellungen u.a. mit Schwerpunkt Osteuropa produziert und kuratiert hatte, gibt sich selbstbewusst: „Ich habe seit der Manifesta 3, die ich 2000 als Co-Kuratorin mit gestaltet habe, Erfahrungen mit ähnlichen Ausstellungsmodellen.“
Aus ihrem Konzept verraten will Rhomberg bis Herbst 2009 nichts („Top secret!“). Eine Schau, die „explizit auf vorangegangene Biennalen Bezug nimmt“, soll es nicht werden. Auch keine Antwort auf die heftig kritisierte, erst Mitte diesen Juni zu Ende gegangene, 5. berlin biennale von Adam Szymczyk und Elena Filipovic (Die Zeit: „ein großes Postgraduiertentreffen“).
„Ich beabsichtige, möglichst offen und unvoreingenommen international zu recherchieren, vielleicht auch junge Künstler zu zeigen, die noch kaum bekannt sind, und unbedingt die künstlerischen Werke in den Vordergrund zu stellen, weniger die Orte, an denen sie gezeigt werden.“ Ob sie -wie heuer- die Nationalgalerie mit einbeziehe, hänge allein von deren Eignung für die Kunstwerke ab. Die Orte selbst seien zum jetzigen Zeitpunkt noch sekundär.
Um einen „Kunst-Overkill“ wie auf Biennalen wie in Venedig zu vermeiden, wolle sie den Kunstwerken „mehr Raum zugestehen“. Das Rahmenprogramm solle keinen auditiven Charakter besitzen, „muss sich aus der Kunst ergeben.“
Alles in allem Punkte, die durchaus auch als Kritik an der 5. berlin biennale gelesen werden können, die wie kaum eine andere auf den Genius loci Berlins reagierte:
„Ich finde die Ost-West Thematik nicht mehr im selben Umfang virulent wie noch in den 90er Jahren“, so die Kuratorin. „Mich interessieren generell Gesellschaften im Übergang, von Südamerika über Asien bis USA, und wie sie sich in der Kunst widerspiegeln. Aber selbstverständlich werde ich Berlin als die Stadt der Biennale, in der unglaublich viele Künstler aus aller Welt wohnen und arbeiten, Inbegriff gegenwärtiger Kunstproduktion schlechthin, mit berücksichtigen.“
Also wird’s global berlinesk? Oder doch eher berlinesk global? Der feine Unterschied wird dann die Musik machen.



Dieser Text ist im Informationsdienst Kunst Nr. 406 am 10. Juli 2008 erschienen
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