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Julia Schnitzer, 29, Kommunikationsdesignerin, geboren in Wien, lebt in Berlin

„Der Osten hat den Exotikfaktor, den wir in unserem langweiligen Leben suchen.“ Von Anne Dymek.

Sexy! Erotisch! Einfach k"östlich"-Teil 3

„Mein Freund ist Russe. Er kommt aus dem Nordkaukasus. Deshalb habe ich hier in Berlin ziemlich viele russische Freunde. Aus der Russenpräsenz in Berlin, es leben annähernd 70.000 Russen hier, machen die Deutschen momentan einen richtigen Kult. Viele junge Mädels denken sich, in Locations wie dem Café Burger, in der Russendisko, könne man mal so richtig die Sau rauslassen. Doch das wahre Stückchen russischer Konserve-Kultur, das die in Berlin lebenden Russen hierher transferiert haben, spielt sich schon lange nicht mehr an den populären Orten ab. Der wahre Underground bleibt unentdeckt (lacht). Aber es ist dennoch sehr interessant, wie Osteuropa und Russland gerade Gegenstand eines richtigen Hypes sind. Ich kann mich erinnern, wie das damals zu meinen Abiturszeiten war. Ich war auf einer Waldorfschule in Bayern. Unser Jahrgang musste damals aus Lehrermangel Russisch als Leistungskurs antreten. Ich war nie sehr gut in Russisch und wäre zum Austausch auch sehr gerne in die USA gegangen, wie es einige meiner Freundinnen getan hatten. Auf der anderen Seite war ich extrem gespannt auf Russland. Ich wollte den Nebel lichten, wollte Geschichten mit nach Hause bringen, die nicht schon jeder kannte! Genau das ist wahrscheinlich auch ein Grund für den jetzigen Hype hier in Berlin. London, Paris, New York- das hat einfach nicht mehr diesen Exotikfaktor! Reisen hat ja auch immer ein bisschen was mit Abenteuer zu tun und ich glaube, der Osten verspricht noch so ein vages Abenteuer, etwas, das wir nicht einordnen können. Allein die russisch-orthodoxe Religion ist doch mit seiner Ikonengläubigkeit ein einziges Mysterium, eine 'echte Religion'. Die 'Ost-Mentalität' ist, so habe ich festgestellt, ein ganzes Stück mehr gefühlsorientiert. “