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Der langjährige Wunsch Arnulf Rainers, in Wien ein eigenes Museum zu bekommen, wird, wie es ausieht, in Erfüllung gehen. „Wir führen“, so Albrecht Schröder, bis Ende Juni Kunstforum-Direktor und jetzt neuer Albertina-Leiter, „schon laufend Gespräche mit den Ministerien. Einem der wichtigsten österreichischen Künstler des 20. Jahrhunderts einen eigenen Ausstellungsbereich in der Albertina zu widmen, wird positiv aufgenommen.“ Von Antje Mayer.

2002: Arnulf Rainer Museum in der Wiener Albertina

Zur Zeit laufen die Um- und Neubauten für die Albertina, die eine der bedeutendsten graphischen Sammlungen der Welt beherbergt, auf Hochtouren. Der neue Sicherheitsspeicher, das Studiengebäude und die Wechselausstellungshalle des Architektenduos Steinmayer & Mascher sollen 2002 fertiggestellt sein. Das marode Palais wird gerade generalsaniert. Mit Rainer würde das erste Mal auch Malerei in die heiligen Hallen einziehen.

Mehrere Trakte habe er Arnulf Rainer zur Auswahl angeboten, so Albrecht Schröder. Die historischen Prunkräume im Palais hätten dem Meister am meisten zugesagt. Beim Einzug in die Albertina, wird Arnulf Rainer, neben seinen Werken, wieviele sei zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen, meint Schröder, auch seine eigene Sammlung der Kunst von Geisteskranken miteinbringen. Diese Kunstwerke hätten wegen ihrer Empfindlichkeit zum Teil nicht ausgestellt werden können und bedürften einer entsprechenden Lagerung. In welcher Form, als Schenkung oder Stiftung, der Künstler sein Lebenswerk in staatliche Hände übergebe, sei noch nicht klar. „Einen eigenen Kurator, das ist schon sicher", bestätigt Albrecht Schröder, „wird es für die Rainerwerke nicht geben. Das decken wir personell in der Albertina ab.“ Permanent wird die Schau zwar sein, mehrmals in Jahr wechseln werden die Bilder dennoch. Bei den Vorbereitungsgesprächen, zur derzeit in Wien zu sehenden großen Arnulf Rainer-Retrospektive im Kunstforum der Bank Austria (bis 13. August 2000), sei eigentlich erst die Idee geboren, erzählt Schröder, in der neuen Albertina ein eigenes Arnulf Rainer Museum einzurichten.

Arnulf Rainer (Jahrgang 1929) wurde am 8. Dezember letzten Jahres siebzig Jahre alt. Und über ein Jahrzehnt liegt sie schon zurück, die letzte große Wiener Retrospektive. Zwei gute Gründe unter vielen für das Wiener Kunstforum der Bank Austria, zum ersten Mal einem noch lebenden Künstler eine Einzelausstellung zu widmen. Rund 180 Werke, Leihgaben internationaler Museen und privater Leihgeber, geben zur Zeit einen Überblick über das Schaffen des Künstlers: die surrealistisch-figurativen Frühwerke, die berühmten Übermalungs-Serien der achtziger und siebziger Jahre, „Body Poses“ und „Face Farces“, auch die jüngst entstandenen Schleierbilder. Arnulf Rainer begann bereits 1958 mit Übermalungen, die bis heute sein Markenzeichen geblieben sind: Fotoserien von Totenmasken, Messerschmidts Charakterköpfe, dem zerstörten Hiroschima und immer wieder von sich selbst, überarbeitete der Künstler mit Pinselstrichen oder mit seinen Fingern.

Eine große Ausstellung und ein Museum, zwei Geburtstagsgeschenke, über die sich Arnulf Rainer wirklich freuen kann.



erschienen in Kunstzeitung Nr.47/Jul.00,S.8
> Wiener Albertina