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Der „U-Boot-Kapitän“ Klaus Albrecht Schröder, wie Wiens Kunstschickeria den „großen Blonden“ bewundernd wie boshaft nennt, hat es tatsächlich geschafft, seine runderneuerte und mit 13.000 Quadratmeter erweiterte Riesen-Kunstfregatte Albertina, am 14. März mit einem offiziellen Festakt endlich vom Stapel laufen zu lassen. Von Antje Mayer.

„Enormer Erfolgsdruck“

Albertina eröffnet am 15. März für die Besucher

Mit ihren rund einer Million druckgrafischer Werke und rund 65.000 Zeichnungen, ist die Albertina einer der größten Kunstsammlungen der Welt. Innen wie außen völlig neu restauriert, mit drei neuen Ausstellungsflächen (insgesamt 2.500 Quadratmeter), einen Shop, einem Café (gestaltet vom britischen Designer Callum Lumsden) und einem neuen hochgesicherten Tiefspeicher des Vorarlberger Architektenduos Steinmayr und Mascher, erstrahlt es nun im neuen Glanz.

Einzig das Hollein-Segel aus Titan am Bug fehlt noch. „Das wird wahrscheinlich im Spätsommer fertig“, so Schröder. „Die russische Raumfahrtindustrie laboriert noch daran. Auch könnte wetterbedingt die Fassade zum Burggarten, bei der Eröffnung noch eingerüstet sein. Erst ab Mai gibt es die Kinder- und Schülerateliers.“
Egal. Auf den Schiffsbauch mit der Sammlung kommt es ja an und deren Wert will Schröder auf der Jungfernfahrt der Albertina mit „einer der größten Edvard Munch-Ausstellungen“, so der Direktor, mit 120 Blättern aus den eigenen Beständen und 70 Gemälden begehen (bis 22. Juni). Darunter auch Meisterwerke wie „Der Schrei“, „Kuss“ oder „Melancholie“. Warum gerade Munch, wird sich mancher fragen. „Diese Ausstellung sehe ich programmatisch für unser Haus“, so Schröder, „Da Munch der Wegbereiter schlechthin für die Auflösung der Hierarchien zwischen den Gattungen ist, zwischen Malerei und Grafik. Wenn wir unsere wissenschaftliche Arbeit in der Albertina nicht so definieren würden, könnten wir uns ja gleich wieder eingraben.“

Die 16 Albertina-Kuratorinnen müssen ordentlich rudern, denn dann geht es Schlag auf Schlag weiter auf diesem Niveau: Etwa eine Ausstellung zum Werk des Fotografen Brassaї (vom 16.6. bis 7.9.2003), dann „Raffael bis Goya. Meisterwerke der Albertina“ (4.7. bis 24.8.) oder schließlich „Albrecht Dürer“ (5.9 bis 30.11.2003). 2004 folgt eine Rembrandt-Ausstellung, dann eine große Paul Klee-Schau. 2005 soll im übrigen eine große Anselm Kiefer-Ausstellungstournee in Wien beginnen. Es bleibt einem schier die Luft weg, angesichts solcher Superlativen.

Auch wenn das Haus selbst über weltberühmte Werke, über Dürers, Rembrandts, Rubens, Michelangelos verfügt, wer soll das alles bezahlen? : „Wir haben positive Resonanz von Ministerin Elisabeth Gehrer bekommen, dass wir für unsere laufenden Kosten mehr Geld bekommen“, erklärt Schröder. „Die zum Teil sehr, sehr teuren Ausstellungen müssen wir jedoch selbst über die Besucher und das Sponsoring erwirtschaften. Wir wollen und müssen aber auch Experimentelles machen. Kein Zweifel: Der Erfolgsdruck ist enorm.“



erschienen in Kunstzeitung Nr.79/März 03,S.3
> Albertina,Wien