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Österreich definiert sich selbst gerne als Kulturnation. Was immer das auch sei, jedenfalls wird dort über Kultur und seine Protagonisten zumindest genauso viel getratscht und gelästert wie anderswo über Sport, Sex und Crime. Von Antje Mayer.

„Wehe dem, der keine Feinde hat.“

Zu einer der Lieblingsthemen der „kulturellen Spott- und Seitenblicke - Seiten“ scheint sich zur Zeit Klaus Albrecht Schröder und seine Albertina zu mausern, ganz knapp vor „Glasfässchen - Seipel“ und seinem Kunsthistorischen Museum mit dem wohl bekanntesten Baugerüst der Welt. Zug um Zug. Seipel gab im diesjährigen Sommer - Feuilleton das Thema „Sicherheit“ vor, dann kam Schröder zum Handkuss.
Das dahingehend sensibilisierte Publikum wurde nämlich stutzig ob der laschen Sicherheitsvorkehrungen während der Albertina - Schau "Leonardo da Vinci bis Egon Schiele". Von „rund 60 der schönsten und bedeutendsten Handzeichnungen aus ihrem einzigartigen Bestand" war die Rede, von „Meisterwerken“ und „wertvollen Blättern“. Dumm nur, dass es sich dabei nicht um Originale handelte, sondern um billige Kopien. Der Spott folgte freilich prompt. Ingried Brugger, Leiterin des Kunstforums der Bank Austria und Exgattin von Schröder regte an, doch bei sich die Originale auszustellen, weil sie „in der Albertina ohnedies nicht gebraucht zu werden scheinen.“
Schröder konterte, es fehle ihm nun einmal hinten und vorne an Geld. Nun musste er zur Freude seiner Kritiker und Neider nicht nur die Ausstellung „Paul Klee und seine Zeit“ (geplant von 6. Februar bis 2. Mai 2004) streichen, sondern zudem 13 Personalstellen. Doch damit nicht genug. Derzeit hat der Arme zudem das einflussreiche wie gefürchtete Boulevard - Blättchen „Kronen Zeitung“ gegen sich. In diesem veröffentliche kürzlich Elisabeth Leopold, Frau des Sammlers Rudolf Leopold, einen Kommentar mit dem Titel "Damoklesschwert über Wien". Damit war Hans Holleins Aludach ("wie ein Messer ins Stadtbild"), das Ende Oktober auf der Augustinerbastei montiert werden soll, gemeint. Elisabeth Leopold rief das Denkmalsamt und die Bevölkerung auf, die "architektonische Sünde" zu verhindern.
Solche Töne gemahnen an Zeiten, als Leopold - Intimus Hans Dichand (damals noch Herausgeber der Kronen Zeitung) in unnachahmlicher Weise gegen die architektonischen Pläne des Museumsquartier - Neubaus gehetzt hatte. Indes, das neue Wahrzeichen der Albertina dürfte die streitbare Leopoldine nicht zu verhindern wissen. Aber Rache ist eben süß: 1996 war Schröder gegen den Willen der Leopolds als kaufmännischer Direktor ihres Museums gewählt worden und hatte sich im Anschluss immer wieder negativ über die beiden geäußert.
Aber wie heißt es so schön: „Wehe dem, der keine Feinde hat.“ Und was wäre Österreich ohne seine Seipels, Leopolds und seit neuestens eben auch Schröders. Willkommen im Club!



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erschienen in Kunstzeitung 03