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Von Antje Mayer.

Bekommt der „steirische herbst“ Konkurrenz?

„Regionale“ in der Südoststeiermark ab 2008

Landesaustellungen taugen nicht mehr als identitätsstiftende Volksbildungsmaßnahmen. Sie sind ein aussterbendes Genre, dem heute eher der Geruch heimatkundlicher Ranzigkeit anhaftet. Das gilt besonders dann, wenn solche Veranstaltungen -wie im vergangenen Jahr in der Steiermark- mit feurigen Mottos wie „Wege zur Gesundheit“ um Besucher werben.Die kamen dann angesichts solcher mitreißenden Themen auch nur noch spärlich.

Der Steiermärkische Kulturreferent Kurt Flecker (SPÖ) hat sich nun ein Herz gefasst und die Landesausstellung in seinem Bundesland kurzerhand abgeschafft. Stattdessen will er von Frühsommer bis Herbst 2008 eine Art Kulturfestival etablieren, das alle zwei Jahre stattfinden wird und ganz und gar auf moderne Kunst und Kultur setzt. Inspiriert waren er und die Grazer Landesherren dabei von Vorreitern wie dem Bundesland Oberösterreich. Das veranstaltet seit 1993, statt einer Landesausstellung, im Zweijahresrhythmus erfolgreich das zeitgenössische „Festival der Regionen“.
Sich für das Programm der zukünftigen „Regionale“ – halbtags- verantwortlich zeichnen, soll sich als Intendant der junge steirischen Architekt Dieter Spath (*1969). Der hatte sich in der Vergangenheit intensiv mit ruralen Räumen auseinandergesetzt und den neuen Begriff „rurban“ geprägt. Er wird „als Anwalt für die Qualität“ (Flecker) -und wohl auch als Anwalt für die Regierung in Graz- gemeinsam mit einem Mediator vor Ort agieren.
Geografisch will man sich für die Premiere auf die Südoststeiermark konzentrieren, einer der mit landschaftlich wohl schönsten Weingebiete Österreichs, genauer auf die Region Feldbach, deren Konzept „Diwan – Grenzen und Kongruenzen“ unter den Einreichungen als Gewinnerprojekt hervorging. Die Feldbacher bauen ihr Programm um den 1774 in Graz geborenen Orientalisten und Diplomaten Joseph Hammer-Purgstaller auf, der acht Sprachen, darunter auch Persisch und Türkisch, beherrschte und von der Vision getrieben war, Ost und West näher zu bringen. Purgstallers Vision soll für die „Regionale“ symbolisch mit einem Multikulti-Programm sozusagen in das 21. Jahrtausend transferiert werden – eine Prise Lifestyle und Kulinarik mit inbegriffen.
Der Orient ist nicht weit, immerhin 145 Kilometer Grenze zu Slowenien kann die Steiermark (slowenisch „Štajerska“) ihr eigen nennen und – wenn man es nicht ganz so genau mit den geopolitischen Begriffen nimmt, beginnt der Balkan gewissermaßen hinter der Südoststeiermark, dessen relativ hoher Ausländeranteil in jener Gegend mit dem Event auch gleich noch besser integriert werden soll.
Aber: Die Steiermark wäre nicht die Steiermark, wären nicht bereits kritische Stimme laut geworden - voraussehbar von Seiten Veronica Kaup-Haslers, der Intendantin des „steirischen herbst“, die mit ihrem 2,4 Millionen Budget vom Land neidvoll auf die 4 Millionen der „Regionale“ schaut und Konkurrenz fürchtet: Die Gründung der ‚Regionale’ sei ein Schnellschuss, so Kaup-Hasler, und viel zu „stark vom Intendantenprinzip“ getragen. Sie zweifle daran, ob es richtig sei, „von der Stadt aus einer Region etwas aufzusetzen“. Kulturreferent Kurt Flecker findet im Gegenzug Kaup-Haslers Kritik „unreif“ und von einem „Neidkomplex getragen“.
Na denn. Viel Zeit fürs Streiten können die „Regionale“ - Initiatoren jedenfalls nicht verpulvern. Die paar Monate bis Frühsommer 2008 sind für eine ernsthafte Programmierung verdammt knapp bemessen.



Text erschienen in Kunstzeitung 10/2007
> Link:Kunstzeitung > Link:Festival der Regionen- > Link: Regionale - Steirisches Kulturfestival 2008- > Link: steirischer herbst 2007-