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Hinter Graz beginnt der Balkan. Oder ist Graz schon Balkan? „Alles eine Frage der Perspektive“, wie Margarethe Makovec vom Grazer Kunstverein „< rotor > association for contemporary“ meint.
Und damit man die für sich selbst finden möge, hat sie gemeinsam mit dem zweiten „rotoriker“ Anton Lederer und der Kuratorin Lejla Hodziæ aus Sarajevo, kurzerhand das sogenannte „Balkan Konsulat“ in der Grazer Belgiergasse installiert. Von Antje Mayer.

„Der Balkan ist der Andere“

In dieser temporären Außenstelle für künstlerische Balkan-Angelegenheiten, soll in den nächsten eineinhalb Jahren, also damit im gesamten Kulturhauptstadtjahr 2003 und während zwei „steirischer herbste“, jeweils ein junger Kurator oder eine junge Kuratorin jeweils zwei Monate lang die aktuellsten Standpunkte zeitgenössischer Kunst aus jeweils einer „Balkanstadt“ vorstellen.

Der Begriff „Kunst“ ist dabei weit gefasst: Ein Café in der Belgiergasse, mit aufliegenden Magazinen und Büchern aus der jeweiligen Stadt, eine jeweils eintägige Filmreihe in der Mediathek der Stadt Graz oder Workshops in der „celery’s_the juice bar“, gehören dabei genauso dazu, wie verschiedene DJ-Partys in der Bar „vipers im thienfeld“.
Gemeinsam mit „museum im progress“ werden zudem ausgewählte „Balkan-Arbeiten“ im öffentlichen Raum, auf Plakaten und in internationalen Tageszeitungen, präsentiert werden.

„Wir wollen mit diesem umfassenden Programm zeigen, dass man heutzutage den Begriff ‚Balkan’ nicht mehr nur historisch oder geografisch definieren kann“, so Margarethe Makovec, „Balkan kann genauso gut eine Lebenseinstellung sein, ein Temperament oder eine Haltung. Der Titel ‚Balkan Konsulat’ ist durchaus auch ironisch gemeint.“

Dass es „rotor“ mit dem viel diskutierten -und derweil ein wenig obsolet anmutenden- Begriff „Balkan“ nicht so genau nimmt, zeigt dann auch die Auswahl der „Balkan-Städte“: Den Anfang macht Belgrad, das von 26. Oktober bis 21. Dezember vorgestellt wird, dann folgt ab 10, Jänner die Grazer Partnerstadt St. Petersburg, später Prag, Istanbul, Budapest, Sarajevo und zu guter Letzt das österreichische Heimspiel: Wien.

„Ich sehe das Balkan Konsulat als eine Art Abbild für unser großes rotor-Netzwerk, das indessen schon von der Ukraine bis nach Slowenien reicht“, erklärt Margarethe Makovec. Dass < rotor > mit seinem Balkan Konsulat nicht auf den derzeitigen Trend für diese Thematik aufspringt, ist offensichtlich. Annähernd neun Jahre arbeitet der Kunstverein schon an seinem Archiv, das unzählige Kontakte mit Museen, Galerien und Künstlern in ganz Südosteuropa umfasst.

Ob die Kunst, die im Balkan Konsulat zu sehen sein wird, dem Klischee vom Balkan entspricht oder nicht, das will < rotor > gar nicht festlegen. Das soll der Besucher tunlichst selbst entscheiden. Und vielleicht kommt der ja dann zum gleichen Schluss wie der Philosoph Slavoj Zizek, der einmal meinte: „Der Balkan ist also immer der Andere“.



Zum Projekt Balkan Konsulat erscheint ein ausführlicher Katalog im Verlag edition selene.
erschienen im „steirischen Herbst“/Okt.02, S.21
> Balkan Konsulat