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Von 21. bis 24. April 2005 will neben der kunst wien im MAK eine neue internationale Kunstmesse in Wien Fuß fassen: die „viennAfair“. Als künstlerische Leiterin fungiert Rosemarie Schwarzwälder (geboren 1945 in Basel). Aber das nur nebenbei. Eigentlich geht es um einen runden 50. Geburtstag einer Wiener Kunstinstitution von legendärem Ruf. Als deren Leiterin fungiert Schwarzwälder seit 1978 und deren Eigentümerin ist sie seit 1987: der Galerie Nächst St. Stephan. Von Antje Mayer.

Hausmannskost nein danke!

50 Jahre Wiener Galerie nächst St. Stephan

Als sie vor fast drei Jahrzehnten in die Galerie eintrat, erzählt sie in ihrem Buch „Klares Programm. Galerien-Arbeit heute“ (erschienen bei Lindinger + Schmid, 1995) war der Wind, der dort wehte, trotz des Leiters Oswald Oberhuber, der zu dieser Zeit Schwarzwälders Lebensgefährte war, immer noch „leicht vom aufgeklärte liberalen Katholizismus des Gründervaters Monsignore Otto Mauer“ geprägt. Mauer (1907-1973) war nämlich nicht nur der flammendste Domprediger, der jemals die Kanzel von St. Stephan in Wien bestieg, sondern auch ein leidenschaftlicher Verfechter junger Kunst nach 1945, was ihm schon zu Lebzeiten Kultstatus einbrachte. Die Galerie erfüllte damals auf eigene Initiative einen Bildungs- und
Informationsauftrag, der heute selbstverständlich für Museen, Kunstvereine und Kunsthallen ist. Orte der Kunst, die es damals in Wien jedoch nicht gab. 1992 erst wurde die Kunsthalle am Karlsplatz beispielsweise eröffnet.

Von Anfang an, also schon seit den Fünfzigern, zeigte man in der Galerie nächst St. Stephan neben Werken von Künstlern Filme, gab Kataloge heraus, veranstaltete Künstlergespräche und Lesungen und das ist im Grunde bis heute so geblieben. „Informationsgalerien“ nannten übrigens schon Ende der Achtziger Jahre die „drei Engel für die Kunst“, Grita Insam, Ursula Krinzinger und eben Rosemarie Schwarzwälder ihre Galerien.
„Die Suche nach einem neuen Programm war anfangs maßgeblich inspiriert vom Künstler Helmut Federle, dessen Werk und grundsätzlicher Anspruch [...] mir sehr entsprachen“, erzählt Schwarzwälder. Die hatte zunehmend von der miefigen Atmosphäre Wiens und von der „österreichischen Hausmannskost“ genug und wollte die große weite Welt der Kunst zu sich holen. Es folgte für Schwarzwälder eindrückliche Begegnungen mit Meret Oppenheim, Donald Judd und vielen international bekannten Künstlern.

Als „Stunde Null“ bezeichnet die Leiterin letztlich ihre Ausstellung "Zeichen, Fluten, Signale - neukonstruktiv und parallel" im Jahre 1984 mit John Armleder, Helmut Federle, Brigitte Kowanz/Franz Graf, Imi Knoebel, Peter Kogler, Matt Mullican, Heinrich Pichler, Gerwald Rockenschaub, Romana Scheffknecht, Dieter Teusch und Heimo Zobernig. Aus der Schau heraus manifestierte sich letztlich das Programm, das bis heute Gültigkeit hat: Internationale Positionen der Abstraktion und konzeptuell fundierte Kunst in den Bereichen Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie und Video. Die aktuelle Ausstellung zeigt Skulpturen und Zeichnungen des deutschen Künstlers „Manfred Pernice U5“ (bis 30.10.2004).

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.



erschienen in Kunstzeitung Nr.98/Okt.04, S.34
> Galerie nächst St. Stephan