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Von Antje Mayer.

Unbehagen im Film

Kurt Kren Retrospektive im Atelier Augarten in Wien

Eigentlich müsste man ja meinen, eine monografische Ausstellung über den österreichischen Avantgardefilmer Kurt Kren (1929-1998) in einem Filmmuseum vorzufinden. Gleichwohl es ist nur logisch, dass 1996 die Wiener Secession und nun das Atelier Augarten, die experimentelle Außenstelle der Österreichischen Galerie Belvedere, eine solche zeigt: „Kurt Kren. Das Unbehagen im Film“ bis 13. August 2006.
Insgesamt neun Filme, von 1957 bis 1968, kann man dort sehen, außerdem Skizzen, Pläne und Fotos. Krens Filme sind eher bildhaft als narrativ und so ist es auch konsequent, dass sie eher der bildenden Kunst als der Literatur zugeordnet werden. Besonders weil Kren in den sechziger Jahre etwa mit der Op-Art Künstlerin Helga Philipp und den Wiener Aktionisten Otto Mühl und Günter Brus zusammenarbeitete.
Auch später bleibt der Avantgardefilmer der Kunst verpflichtet oder sie ihm. 1977 nimmt er an der „dokumenta 6“ in Kassel teil, zwei Jahre später wird sogar eine Retrospektive seines Gesamtwerks im Museum of Modern Art in New York gezeigt. Zuletzt steht er 1996 bei Christoph Schlingensiefs „100 Tage von Bottrop“ hinter und vor der Kamera. 1998, im Jahr Krens Todes, widmen die amerikanischen Künstler Mike Kelly und Paul McCarthy dem österreichischen Filmmacher sogar einer ihrer Werke.
Hastige Einstellungen, schnelle Schnitt bis zur visuellen Strapaze sind die Markenzeichen des österreichischen Avantgardisten. Im Jahr 1957, als das österreichische Fernsehen -an immerhin sechs Tagen die Woche- eingeführt wird, ist der erste Film (in Krens Oeuvre-Nummerierung) fertig: „1/57 Versuch mit synthetischem Ton (Text)“. Er deutet seinen Stil für die Zukunft an. Ziegelfugen, Revolver, Kaktus werden verfremdend ins Bild gezoomt, assoziativ „malt“ Kren eine Art filmische Impression.
Der Film „Mama und Papa“, der sieben Jahre später, 1964, entsteht, ist die erste Zusammenarbeit mit dem Wiener Aktionisten und Kommunarden Otto Mühl, in dem Kren die gleichnamige Performance filmt, arbeitet er im Grunde mit ähnlichen Stilmitteln wie bei seinem ersten Film: Die Handlung wird nicht einfach nur dokumentiert, sondern Sequenzen zerhackt, wiederholt, von Kren präzise manipuliert.
1968 gerät Kren durch die Zusammenarbeit mit den Wiener Aktionisten in seiner Heimat immer mehr in Bedrängnis. Österreichische Kopieranstalten verweigern ihm sogar die Entwicklung der Filme. Er kündigt nach 20 Jahren Dienstzeit seinen Job als Beamter der Österreichischen Nationalbank und geht in die USA, wo er Anfang der Achtziger Jahre ohne festen Wohnsitz im Auto lebt, als Museumswärter und Abreißer von Holzhäusern arbeitet.
1989 holen ihn seine Freunde wieder nach Österreich zurück, wo er sich mit Auftragswerken über Wasser hält und als Lehrbeauftragter an der Meisterklasse für visuelle Mediengestaltung von Peter Weibel an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien unterrichtet.



Artikel erschienen in der Kunstzeitung Nr. 7/2006
> Link:Kunstzeitung > Link:Sixpackfilm/Katalog/Filme Kurt Kren- > Link:Ausstellung Atelier Augarten- > Link:Spliter.co.at/Vita Helga Philipp- > Link:SNAFU- Otto Mühl Kurt Kren- > Link:Wikipedia/Günter Brus- > Link:Documenta- > Link:MOMA/Museum of Modern Art- > Link:Christoph Schlingensief- > Link: Kunstaspekte.de/Ausstellung Mike Kelly Paul Mc Carthy- > Link:Mike Kelley- > Link:Hochschule für Angewandte Kunst- > Link:ZKM/Peter Weibel-