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Die Werbung und die Medien zeigen nicht die Realität, aber sie kennen die Trends. Laut einer Umfrage des Hoppenstedt-Verlages, stieg der Frauenanteil im Management deutscher Großunternehmen, Verbände und Behörden von 1995 gegenüber 1999 immerhin um ein Viertel. Auf 100 Männer kommen derzeit in Großkonzernen knapp acht Frauen, vor vier Jahren waren es gerade mal fünf. Von Antje Mayer.

Kinder, Küche, und Karriere

Die Donau-Universität Krems setzt auf den Megatrend Frauen.

In der Werbung wirbelt sie stets perfekt gestylt, schlagfertig und gut gelaunt durch Privatleben und Beruf. Patent erklärt sie dem verdutzten Freund die besten Geldanlagen, selbstbewusst steuert sie das Auto über die halsbrecherische Serpentine, und beim Businessmeeting hat sie die besseren Ideen. Freche Girliebands erobern die Hitparaden, knallharte Staatsanwältinnen legen im Fernsehen Verbrecher aufs Kreuz. Glaubt man der Werbung und den Medien, dann steht Frau ganz ihren Mann. Ohne lila Latzhose und feministische Ideologie überholt sie, überdurchschnittlich gut ausgebildet, versorgt mit einer Überdosis emotionaler Intelligenz, ihre männlichen Kollegen auf dem Weg nach oben in die Topetagen.

Die Werbung und die Medien zeigen nicht die Realität, aber sie kennen die Trends. Laut einer Umfrage des Hoppenstedt-Verlages, stieg der Frauenanteil im Management deutscher Großunternehmen, Verbände und Behörden von 1995 gegenüber 1999 immerhin um ein Viertel. Auf 100 Männer kommen derzeit in Großkonzernen knapp acht Frauen, vor vier Jahren waren es gerade mal fünf. 1995 konnten mittelständische Betriebe im Management noch auf die höchste Frauenquote, knapp über 10 Prozent, verweisen. Spitzenreiter sind inzwischen allerdings Behörden und Verbände: 12,5 Prozent der Führungskräfte sind dort weiblich. In mittelgroßen Unternehmen ist die Zahl der Mitarbeiterinnen in leitenden Positionen in den vergangenen vier Jahren sogar wieder leicht gesunken.

Die Zahlen beweisen: Frauen erobern langsam aber gewaltig das männerdominierte Terrain der Vorstandsetagen. Jedoch: für ehrgeizige Gipfelstürmerinnen gilt hierzulande nach wie vor, je höher sie im Unternehmen klettern desto dünner wird für sie die Luft. "Wenn man sich in den USA ansieht, was für einen großen Beitrag weibliche Führungskräfte bei der Wirtschaftskonjunktur der letzten Jahre geleistet haben, kann man nur hoffen, dass auch bei uns die Unternehmen umdenken lernen", gibt Jutta Kern, Koordinatorin der postgradualen Kurse für den Master of Business Administration an der Donau-Universität Krems zu bedenken. In den USA leiten heute bereits mehr weibliche als männliche Führungskräfte die Betriebe. Eine Million Firmen werden jenseits des Atlantiks jährlich gegründet, zwei Drittel der Einsteiger sind Frauen. Die 15 Millionen neugeschaffenen Arbeitsplätze der letzten sieben Jahre sind demnach zu zwei Drittel dem Pioniergeist von Frauen in Spitzenpositionen zu verdanken.

Fortbildung macht Frauen fit für die Führung

"Wir versuchen die Firmen davon zu überzeugen, aus eigenem Interesse Frauen den Weg in die Führungsetagen endlich freizumachen", meint Jutta Kern. ”In unseren MBA-Seminaren für Manager, die sich auf eine Führungsposition vorbereiten, sitzen leider immer noch viel mehr Männer als Frauen." Umfragen unter den 180 männlichen und weiblichen MBA-Absolventen der Donau-Universität Krems ergaben, dass das Zertifikat zwischen 20 bis 36 Prozent mehr Gehaltserhöhung einbrachte, verbunden mit einem Karrieresprung in die höchste Führungsebene. Viele hätten die neuen Kontakte mit den Kolleginnen aus verschiedenen Branchen und Ländern bereits für das eigene Fortkommen aktiv genutzt. ”Solche Seilschaften im Doppelpack mit einer professionellen postgradualen Ausbildung wie dem MBA-Lehrgang in Krems eröffnen gerade Frauen beste Karrieremöglichkeiten”, so Jutta Kern. Informelle Netzwerke verbunden mit einer hochkarätigen Zusatzqualifikation, bestätigte auch das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, sind immer noch wirkungsvoller als formale Förderpläne für Frauen.

Frauen punkten bei den Social Skills

Claudia Lehner (29), Kundenberaterin für Großinvestment bei der Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG und Teilnehmerin am 9. Executive MBA-Kurs an der Donau-Universität, ist in Krems eine von drei Frauen unter 24 Männern. Für sie hat sich die Ausbildung schon jetzt gelohnt. Nach ihrem Abschluss geht sie nach Kroatien und wird dort selbstverantwortlich den Immobilienbereich der Erste Bank aufbauen. ”Ich bin aktiv auf meinen Personalchef zugegangen und habe ihm klargemacht, dass ich das hier in Krems durchziehen will. Die Unternehmen müssen begreifen: Wir Frauen punkten bei den Social Skills, bei Effizienz und Loyalität, und das ist in Spitzenpositionen verdammt viel wert.”

Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit, vernetztes, vorausschauendes Denken und Teamwork ist angesichts der fortschreitenden Globalisierung und der rasanten Entwicklung in den Medienberufen ein neuer Unternehmenswert, das weibliche Führungskräfte ideal erfüllen. Mit diesen Kompetenzen sind die Frauen nicht nur von vornherein besser ausgestattet, sondern sie erlernen sie auch leichter, so der bekannte Zukunftsforscher John Naisbitt, Mitverfasser des Buches ”Megatrend Frauen” (1992).

Die männlichen Teilnehmer eines Executive MBA-Lehrgangs, der an der Donau-Universität Krems in Zusammenarbeit mit der Steinbeis Akademie veranstaltet wird, können ein Lied davon singen. In ihrem Kurs sitzt eine einzige Frau. Peter David Schaade (40), deutscher Unternehmer mit über 85 Angestellten, darunter auch vielen weiblichen Führungskräften, bedauert das: ”Hier an der Donau-Universität proben wir in praktischen Gruppenprojekten ja den Ernstfall. Die weibliche Sicht auf die Dinge ist für uns Männer unglaublich interessant. Schade, dass so wenig Frauen in den Seminaren sitzen."

Familienarbeit ist die beste Managementschule

Frauen haben gute Karten, warum nur werden sie beim Spiel um die Topjobs immer wieder von Männern übertrumpft? Die potentielle Gebährfähigkeit der Frauen, die Angst davor, Mitarbeiterinnen mit Familie könnten dem Unternehmen nicht mehr uneingeschränkt zur Verfügung stehen, gilt in den Vorstandsetagen weiterhin als entscheidendes Karrierehandikap. Firmenchefs entscheiden sich nach wie vor lieber für den zweitbesten Mann als für die beste Frau mit Kind.

Peter David Schaade gibt ehrlich zu, was die meisten seiner männlichen Kollegen sich nur denken: ”Bei meiner eigenen Familie und in meinem Betrieb sehe ich, daß Kind und Karriere einfach nicht zusammenpassen. Frauen mit Kind, die raufkommen wollen, kommen rauf. Oben angekommen sind sie allerdings der Doppelbelastung oft nicht gewachsen.”

Das sieht Sylvia Felzmann (39), Mutter zweier Töchter, Managerin für biologische Produkte bei Bayer Österreich und Inhaberin des begehrten Trend-Stipendiums für den Kremser MBA-Lehrgang, ganz anders. ”Männer im Topmanagement haben doch ebenfalls Kinder. Es spricht also nichts dagegen, dort auch eine Frau mit Familie zu akzeptieren." Ohne ihre Kinder würde Sylvia Felzmann im Job etwas abgehen. Der Alltag mit ihnen hätte sie reifer gemacht und sie gelehrt, was effizientes Arbeiten heißt. "Eine Firma, die mein Privatleben nicht akzeptiert”, meint sie ganz selbstbewusst, ”ist eben nichts für mich.”

Personalberaterin Ursula Löffler von Hill Woltron Management und Partner bestätigt in Der Standard, dass bei geschlechterneutralen Potenzialanalysen Mütter beim Thema Einsatzbereitschaft, Belastbarkeit und Stressbewältigung überdurchschnittlich gut abschneiden. Außerdem gilt, je qualifizierter eine Frau ist, desto schneller kehrt sich nach der Geburt des Kindes wieder in den Job zurück und bleibt dem Unternehmen länger als ihre männlichen Kollegen treu. Investitionen wie Ausbildungen und Ausfälle für Kinderbetreuung, so der Personalberater Christian Havranek, bekommen Betriebe in jedem Fall wieder zurück. Er weiß, wovon er spricht: 90 Prozent seiner Mitarbeiter in seinem Beratungsunternehmen sind weiblich.

Die Donau-Universität Krems will deswegen verstärkt darauf hinarbeiten, dass für Frauen, besonders auch für Mütter, durch eine hochqualifizierte Postgraduate-Ausbildung wie dem MBA-Lehrgang der Weg in die Führungsetagen geebnet wird. Die Zeit nach der Schwangerschaft muss kein weißer Fleck in der Laufbahn sein. ”Wir möchten keine Frauen, die wieder einsteigen", erklärt die Koordinatorin Jutta Kern, "sie sollen gar nicht erst aussteigen. Die Babypause kann genutzt werden, sich für den Karrieresprung danach optimal zu wappnen.”



erschienen auf www.donau-uni.ac.a
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