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Lord Snowdon, britischer Mode- und Promifotograf und Ex-Ehemann von Princess Magret, prägte wie kein anderer die zeitgenössische Mode- und Porträtfotografie. Das KunstHausWien widmet dem Exzentriker bis 27. Mai eine große Retrospektive. Von Antje Mayer.

Fotograf in der Prinzenrolle

Es war einmal ... ein Prinz, namens Lord Snowdon, der war berühmt. Zwar war seine Prinzenrolle, die er der Ehe mit Princess Magret von 1960 bis 1978 verdankte, seiner Karriere und seinen grandiosen Beziehungen nicht gerade abträglich, der eigentliche Grund jedoch für seine über die Grenzen Englands reichende Prominenz war sein außergewöhnliches Talent zu fotografieren. Das war so außergewöhnlich, dass es selbst für die Queen eine Ehre bedeutete, vor seiner Linse zu sitzen, für Diana und Prince Charles nicht minder, ganz zu Schweigen von Alec Guinness, Henry Moore, Sophie Loren, Marlene Dietrich, Peter O’Toole, Peggy Guggenheim und und und - eine Liste so lang wie das „Who is Who“ der internationalen Glamour- und Kunstwelt. Sie alle standen bei Snowdon Schlange, um für die „Sunday Times“, „Vanity Fair“, „Telegraph Magazin“ oder die „Vogue“ abgelichtet zu werden.

Legendär war auch Lord Snowdons Arbeitsweise, durch die er so manches prominente Model und die vielen Journalisten, die mit ihm zusammenarbeiteten, auf die Palme brachte: „Er ist ein moderner Exzentriker mit der für moderne Exzentriker typischen Eigenart, seine Vorstellungen unter allen Umständen durchsetzten zu wollen“, schrieb sein inzwischen verstorbener Freund, der bekannte britische Bühnenbildner Carl Toms, "was manche schon bis zu Mordgelüsten provoziert hat. Doch sein Charme, der sogar ein beutehungriges Tier bezähmen könnte, hat sie davon abgehalten.“

In einer Retrospektive im KunstHausWien (bis 27. Mai 2001) werden nun über 180 der besten Bilder des inzwischen 71jährigen Gentleman gezeigt, der sich im übrigen nie allein mit dem Fotografieren zufrieden gab: Nebenbei machte sich Snowdon zudem als Dokumentarfilmer, Architekt und Designer von Gärten, Möbeln, Bühnen, Skibekleidung, Uhren, sogar von Rollstühlen und Hörgeräten einen Namen.

Neben seinen berühmten Porträts sind im -von Architekt und Maler Friedensreich Hundertwasser gestalteten- KunstHausWien seine frühen Theaterfotografien, mit denen er dereinst noch unter seinem bürgerlichen Namen Anthony Charles Robert Armstrong Jones bekannt wurde, zu sehen; daneben Schwarz-Weiß-Dokumentationen von Slum-Kindern, Geisteskranken und alte Menschen für die „Sunday Times“, die dem Highsociety-Fotografen persönlich bis heute sehr am Herzen liegen, und nicht zuletzt seine extravaganten Modesettings für die „Vogue“ und „Harpers Bazaar“ aus den Fünfzigern.
Wären diese Modeaufnahmen in den aktuellen Ausgabe der „Vogue“ abgebildet, es würde kaum auffallen: Models zwischen Autowracks und auf Tragflächen von Flugzeugen balancierend, im Ruderboot oder im Café in flagranti mit einem Liebhaber, Snowdon hat sie so inszeniert als als seien sie Schnappschüsse und er Voyeur oder zufälliger Zeuge der Situation.

Kunstwerke sind die Fotos für den in seinem Heimatland hochgeehrten Fotografen indes nicht. Da hält er es lieber mit britischem Understatement: „Fotografie ist keine Kunst, sie ist nichts als ein riesengroßer Spaß.“

Infos unter www.kunsthauswien.co
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen (Softcover), Verlag teNeues, über 200 Abbildungen um 550.- öS, im Museumsshop erhältlich.

Biographie Snowdon

Durch seinen berühmten Onkel, den legendären Theater-, Ballett- und Opernbühnenbildner Oliver Messel inspiriert, verdient sich Snowdon (geboren am 7. März 1930) in den Fünfzigern seine erste Sporen mit impressionistischer Theaterfotografie, die er regelmäßig in Zeitungen wie „Tatler“ und „Sketch“ veröffentlicht. Vorher hatte er sowohl bei seiner Fotografenausbildung als auch bei seinem Architekturstudium in Cambridge frühzeitig das Handtuch geworfen. „Sein neugieriger Geist“, erzählt der Bühnendesigner Carl Toms, „erlaubt ihm eben selten, lange an einem Ort zu bleiben.“

Durch seine skurill-witzigen Modefotos in den englischen Ausgaben von „Harpers Bazaar“ und der „Vogue“ und seinem 1958 entstandenen Fotobuch über London gelingt ihm schließlich der Durchbruch. Nach seiner Heirat mit Princess Magret 1960, die er für seine zweiter Frau Lucy Lindsay-Hoegg 1978 verlässt, widmet Snowdon sich eher sozialkritischen Dokumentationen und Porträts in „Life“, „Sunday Times Magazin“ und „Telegraph Magazin“. Ab 1970 nimmt er seine Arbeit für die Vogue wieder auf.

Seit 1958 bringt Snowdon insgesamt 22 Bildbände heraus, und dreht zwölf teils preisgekrönte Filmdokumentationen mit sozialkritischem Inhalt.
Die Gleichstellung von Behinderten gilt sein besonderes Engagement. Seit 1999 sitzt er im House of Lords und denkt gar nicht daran, sich mit seinen 71 Jahren zur Ruhe zu setzen. Er arbeite derzeit auf Hochtouren, lässt der Unermüdliche der Öffentlichkeit ausrichten.



erschienen auf webpage www.vogue.d und www.glamour.d