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Von Antje Mayer.

Faszinierendes Labyrinth

Wien: Ein Gefechtsturm soll zum MAK - Kunstzentrum ausgebaut werden

Wie ein bedrohliches Ungeheuer wirft der Gefechtsturm seinen dunklen Schatten auf die ersten Primeln des Frühlings im Arenabergpark im 3. Wiener Bezirk. Zwei bis sieben Meter dick sind die Wände des Baus, der die mondänen Jahrhundertwendehäuser der Umgebung überragt – 42 Meter hoch ist der Gefechtsturm, der im Zweiten Weltkrieg als Bunker angelegt worden ist, damals als einer der größten Europas.

An diesem martialischen Ort soll auf Initiative von Peter Noever, Direktor des Wiener MAK (Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst), ein Zentrum für zeitgenössische Kunst entstehen: der „CAT – Contemporary Art Tower“. Der Plan liegt fertig in der Schublade, seine Verwirklichung scheiterte bisher an der Finanzierung: 20 Millionen Euro würde der Umbau kosten.

Dass ein solcher Ort prinzipiell für die Präsentation von Kunst tauglich ist, beweist das MAK schon seit 1995. Auf 1400 Quadratmetern unterhält das Museum im Gefechtsturm ein Depot, das von Mai bis November jeden ersten Sonntag im Monat um 15 Uhr für das Publikum geöffnet ist (nach vorheriger telefonischer Anmeldung: +43-1/711 36-298).
Chris Burdens Miniatur- „Pizza City“ kann sich dort richtig schön ausbreiten, genauso wie Franz Wests rosa übergossene Maserati sich sehr fotogen vor grauem, verschlissenen beton machen. Bruno Gironcolis Werk „Flachkette mit Flugzeugen an beiden Enden“ passt thematisch perfekt zum Ort. Und Jenny Holzer hat das kompakte Äußere des Turms bereits für eine ihrer filigranen Lichtinstallationen verwendet.

Aber am faszinierendsten ist letztendlich diese Riesengruft selbst, in die kein Ton von der Straße mehr dringt, die jedes Raumgefühl durch ihre fensterlose Funktionsarchitektur irritiert. Der Besucher muss sich strikt an die vorgegebenen Wege halten, weil er sonst Gefahr läuft, sich in den schier endlosen gleichförmigen Betongängen zu verirren. Pflichtprogramm für Wienbesucher!

Durch Artist-in-Residence-Programme will MAK-Direktor Noever nun günstig an Kunst für seine Sammlung des 21. Jahrhunderts herankommen, die dann praktischerweise auch noch als Sicherheit für zukünftige Bau- und Betriebskostenkredite dienen wird. Ein Haus, das sozusagen von den Künstlern selbst und der Wertsteigerung ihrer Werke finanziert werden soll. Dreieinhalb Millionen Euro sollen dann noch Stadt und Land dazugeben. Der Eigentümer, die Bundesimmobiliengesellschaft, sorgt unentgeltlich für Klimatechnik und Strom, und acht Millionen Euro werden über private Partner finanziert. Ob das nun Ausnutzung oder Förderung von Künstlern ist, wird derzeit an diversen Stammtischen der Stadt mit Verve diskutiert.



Artikel erschienen in Kunstzeitung 116/ April 2006, S.04
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