Aktuell *Ost Über Uns Archiv Impressum English




Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, heißt es so schön. Indes in harten Zeiten wie diesen ist man offensichtlich schon skeptisch, wenn man überhaupt etwas geschenkt bekommt. Insbesondere, wenn es die Kultur betrifft. Joram Harel jedenfalls versteht die Welt nicht mehr. Von Antje Mayer.

Schließt das KunstHaus Wien?

Er ist Direktor des KunstHaus Wien, das einen großen Teil des Nachlasses von Friedenreich Hundertwasser beherbergt und Wechselausstellungen zeigt. Harel hat die vergangenen 14 Jahre das Geschick des privaten Ausstellungshauses im dritten Wiener Bezirk geleitet und das ausgesprochen erfolgreich, nämlich „ohne Schulden und ohne einen Cent Subvention aus öffentlicher Hand“. Nun will er das „bestbesuchte Museum Österreichs“ der Stadt Wien überlassen. Die aber zeigt sich unentschlossen und prüft seit Wochen die Finanzen. Aus dem Büro des Stadtrates Mailath-Pokorny ist derweil keine Entscheidung dahingehend zu erfahren.
„Jeder andere würde jubeln“, so Harel enttäuscht. „Die Stadt Wien muss endlich Farbe bekennen, sonst schließe ich das Haus. Ich bin nun 68 Jahre alt, habe keine Erben, weiß keinen Nachfolger, auch keinen angefragt und keinen in der Reserve, möchte aber unbedingt den Fortbestand des Nachlasses Hundertwassers sichern“, meint der Direktor des KunstHaus zum Informationsdienst Kunst.
Harel betont, kein Geld für die Übergabe zu verlangen, so wie er auch nie ein Gehalt für seine Funktion als KunstHaus-Direktor entnommen hätte. Klingt nicht glaubwürdig, möchten manche meinen. Doch widerspricht Harel, er würde sein Geld schließlich mit seinem Managementbüro verdienen. Ihm gehe es rein um die Sache. Sein Anliegen: Alle Werke Hundertwassers sollen in Kunsthaus bleiben.
Dafür würde keine Leihgebühr erhoben. Nicht inkludiert ist allerdings die Immobilie: Sie gehört zu 50 Prozent der Bawag, zu je 25 Prozent der Hundertwasser-Stiftung und Harel. Die monatliche Miete (20.000 Euro für insgesamt 7.000 Quadratmeter) sei sehr gering. Sollte die Stadt interessiert sein, sei Harel gerne bereit, seinen Anteil zu verkaufen. Auch will er kein Mitspracherecht und keine Bedienungen stellen. Dass das erfolgreiche Team von 45 MitarbeiterInnen übernommen werden, wäre ihm allerdings ein Anliegen.
Schon unken einige Leute, dass man dann ja Gerald Matt, Leiter der Kunsthalle Wien, fragen könnte, ob er das populäre Haus übernehmen wolle, zumal die Wechselausstellungen im KunstHaus Wien sich thematisch mit denen in der Kunsthalle im Museumsquartier oft überschneiden würden. „Blödsinn!“, meint Harel, „Solche Parallelen bezüglich der Ausstellungsinhalte sind doch in Wien ein allgemeines Problem. Wer genau hinsieht, erkennt, dass wir ganz eigene Sachen machen.“
Warum, so fragt man sich, zögert nun die Stadt? Erstens freilich, weil die künstlerische Qualität des Werkes Friedenreichs Hundertwasser nicht unumstritten gilt. Zweitens überführte die Stadt Wien die Museen in den letzten zwei Jahren in ihre Teileigenständigkeit, nun soll sie -entgegen des Trends- ein eigenständiges Haus wieder in ihre Verantwortlichkeit nehmen? Das passt nicht gut ins Konzept und macht kein gutes Bild, zumal das KunstHaus Wien immer als Beispiel angeführt wurde, dass es doch ohne Hilfe der öffentlichen Hand sehr gut auch gehe. Die zögerliche Haltung von Stadtrat Mailath-Pokorny dürfte vielleicht auch in den stark sinkenden Besucherzahlen begründet sein: Sie fielen zwischen in den Jahren 2000 und 2003 von 479.200 über 389.700 und 281.300 auf zuletzt 187.700. Das sind über 60 Prozent.



KunstHaus Wien: Untere Weißgerberstraße, 13, 1030 Wien, Tel: +43-1-712 04 91, Fax: +43-1-712 04 96, email: information@kunsthauswien.com, geöffnet täglich von 10 bis 19 Uhr.
erschienen im Informationsdienst
> KunstHaus Wien