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Die Vorstellungs-Veranstaltung und Buchpräsentation erwies sich in ihrer Art als überraschend unkonventionell. Anders als bei ähnlichen Events zogen hier die Redner ausnahmsweise kritisch ins Feld, ersparten uns die übliche coquetterie der etablierten Architekturszene die ansonsten für gewöhnlich, allerorts präsent, gern in dicken Nebelschwaden der Eitelkeit verhüllt, den Verstand erstickt.
Nein, - hier zeigte sich in der Tat Neues im sonst trüben Wasser architektonischer Einöde... Von .

20x3 - Das Buch

projects by young austrian architects

[...]Manuela Hötzl setzte die Kritik sinnig fort und legte die Rafinesse dieses hohlen Gesellschaftstheaters offen dar: In einer satyrischen "Anleitung zur Berühmtheit" demonstrierte sie die einzelnen Schritte zum Aufbau jenes persönlichen Mythos, der das Fundament dieses gewaltigen Schwindels darstellt. Beginnend beim Namen des Büros, der sich bestimmter Moden ("60er Jahre sind gerade "in"") und begrifflicher Floskeln zu bedienen hat ("blos nichts mit -arch oder urban-"), über das Corporate-Design des Auftretens und der Entwürfe, bis hin zu den vorprogrammierten zahlreichen gescheiterten Wettbewerben, die den Mythos nähren und aufblähen, wird Schritt für Schritt das gewünschte Bild des Architekturbüros entworfen, - das große Netz des Scheins gewoben, das das fahle Sein ersetzt. Hötzl zog aber auch ebenso kritisch mit den Vertretern ihrer Eigenen Zunft ins Gericht, den Architekturkritikern:

Sie entblößte offen den Phrasenfetischismus, der in den zahlreichen Lobeshymnen auf Bauten und deren eitlen Planern vorherrscht, der letztlich den vermeintlichen Kritiker zum Handlanger dieser "Architekten des Scheins" macht. Wie im beschriebenen Fall der Architektur wird auch die Sprache entleert und zur bloßen Hülse entartet, zur Prostitution gezwungen.

Das Märchen - "des Kaisers neue Kleider" - läßt grüßen!

Das oftmalige befreiende Lachen des Publikums und die zahlreichen Unterbrechungen durch einsetzenden Applaus, unterstrichen, die Wahrheit der Worte der Kritik an diesem Abend und zeigten wie sehr sie doch den modrigen Kern ins Mark trafen.

In diesem Lichte der ehrlichen Selbstkritik genoß 20x3 einen vortrefflich guten Start, - eine erfreuliche, erfrischende Erscheinung, die im Architekturdiskurs hoffentlich Wellen schlagen wird. [...]



20.10.2001
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