Aktuell *Ost Über Uns Archiv Impressum English




Wenn man ein Märchen über ein regionales Kunst- und Kulturhaus schreiben wollte, müsste man das Forum Stadtpark erfinden. Muss man aber nicht, es ist da, und das in neuem Glanz, nach einem langen Schlaf hinter Bauzäunen und politischen Verschleierungen. Viele interne und externe Krisen, vor allem finanziell, hat das Forum die letzten Jahre überstehen müssen. Jetzt bietet der erneuerte Bau auch nach außen hin ein Zeichen der Veränderung und Transparenz. Von Manuela Hötzl.

Wohin man schaut

Umbau und Erweiterung des Forums Stadtpark in Graz, 2000 - Architeken: Ernst Giselbrecht und Peter Zinganel, Graz

Dabei hat alles so gut angefangen, als 1958, mit der Zustimmung des Stadtsenats, das alte Café den Forum Stadtpark Künstlern übergeben wurde. Der Plan zum Umbau des Forums kam von Werner Hollomey, dem ersten Architekturreferenten des Forums und späteren Hochbau-Professors an der TU-Graz. Seitens der Stadtplanung war im Stadtpark absolutes Bauverbot, so durfte das verfallene Gebäude nur rundum erneuert werden, wurde im Mittelteil unterkellert und bekam statt der Holzstruktur eine neue Glasfassade
Die Finanzierung von ungefähr einer Million Schilling, wurde nicht nur von Stadt, Land und Bundesministerium für Unterricht und Kunst zur Verfügung gestellt. Eine groß angelegte Spendenaktion, bei der alle anderen kulturellen Grazer Institutionen teilnahmen und 60 Benefizveranstaltungen von Künstlern bis zu Polizeiblaskapellen, machten das Forum von Anfang an zu einem Gemeinschaftsprojekt. "Ein Werk von allen, ein Werk für alle", war das pathetische Motto der Gruppe um das Forum. Nach der Eröffnung setzte das Forum, das als autonomer Verein verwaltet wurde, auf junge Kunst und interdisziplinäre Zusammenarbeit der neun voneinander unabhängig geführten Referate. Inhaltlich war das Programm allerdings traditionell gestaltet und prinzipiell für jede Gruppe offen. Erst in den 60er Jahren wandelte sich das Bild in ein radikal-avantgardistisches und begann auch in der Öffentlichkeit anzuecken. Es folgte eine lange Zeit des künstlerischen Hochs. Forum Stadtpark Theater, die Literaturzeitschrift Manuskripte, Kamera Austria wurden als eigenständige Referate bekannt, die Programme der einzelnen reflektierte aber immer einen engen Austausch der vielfältigen Disziplinen.

Als 1988 das Haus der Architektur eröffnet wurde, verlegten sich die architektonischen Schwerpunkte. Das Architekturreferat unter Ernst Giselbrecht blieb trotzdem im Forum bestehen, und war vor allem inhaltlicher Austauschplatz für die regionale Architektenschaft. Kurz danach 1990, wurde das erste Projekt zum Umbau des Forum von Ernst Giselbrecht und seinem Nachfolger Peter Zinganel vorgestellt. Die Erweiterung war damals noch weitaus großzügiger geplant. Die einzelnen Referate wollten jeweils ihre eigenen Veranstaltungsmöglichkeiten, wie einen Theaterraum, mehr Ausstellungsfläche, eine Art Arena als Freiluftbühne, Ateliers und Büros. Dieses ausgeweitete Raumprogramm wurde bald wieder verworfen. Gründe gab es von mehreren Seiten: Die Stadt verweigerte die notwendige Freigabe der umliegenden Grünflächen, es fehlte an den finanziellen Mitteln und intern wandelte sich die Struktur der einzelnen Gruppen. Die schon bekannten und etablierteren Gruppen wie z.B. Kamera Austria lagerten sich aus, es wurde weniger und weniger vielfältigerer Raum benötigt. Der Schwerpunkt viel wiederum auf neue und junge Gruppen, die sich mit neuen Medien beschäftigen und vor allem Arbeitsraum und die notwendige Ausstattung dazu erhalten sollten.

Erst 1996 begann die Planung für eine reduzierte und inzwischen dringend erforderliche Renovierung und Erweiterung des Forum Stadtparks. Bäume und Grünflächen sollten unbeschadet bleiben, damit war das Grundstück mit der Gebäudekante festgelegt und ein Ausbau nur noch in der Höhe möglich. Somit war architektonisch nicht viel möglich, wollte man den vorgegebenen schwierigen T-Grundriss nicht verändern. Die eingeschränkte Version eines einfachen Dachbodenausbaus konnten die Architekten Giselbrecht und Zinganel aber verhindern. Hauptaugenmerk wurde auf eine bessere Lesbarkeit des Gebäudes gelegt, architektonisch wie inhaltlich sollte eine Öffnung nach außen spürbar werden. "Transparenter machen, aber den Erinnerungsgehalt bewahren", beschreibt Ernst Giselbrecht das Konzept.

Das Ambiente rundum könnte nicht schöner und geeigneter sein, den Raum um das Forum zumindest optisch miteinzubeziehen. Der Eingangsbereich wurde verlegt und ermöglicht nun von der Promenade einen Blick durch das Gebäude. Die Aufstockung ragt rundum ein wenig über den Grundriss hinaus und beinhaltet fünf Büroräume. Der mittlere ist bedeutend größer, und mit der anschließenden Terrasse für öffentliche Veranstaltungen zu nutzen. Über die Terrasse und die ganze Westseite ragt zusätzlich einaufgelöster Körper aus Stahlelementen, der einerseits als Sonnenschutz funktioniert und andererseits eine Projektionsfläche in den Park hinaus bietet. Mit dem Baum, der durch das große Brise-Soleil wächst, erweitert sich das Gebäude in den Park und fängt ihn ein. Der untere Teil des Gebäudes unterscheidet sich wenig von dem oberen, die Architekten haben es zu einem homogenen Ganzen gestaltet. Natürlich drückt das Gebäude jetzt etwas anderes aus. Es ist weiß, neu und sauber. Mit neuer und moderner Ausstattung hat es eine andere Ausstrahlung, trotzdem sind die Eingriffe sensibel und verzichten auf marktschreierische Effekte. Die Neutralität kann man sich zum Vorwurf machen, wird diesem Haus aber gerecht. Es war immer schon die Anforderung gegeben im Inhalt zu wirken.

Nun kann man vielleicht endlich einen Rückblick wagen, den ein Teil der Geschichte des Forum Stadtparks ist sicher mit der Wiedereröffnung abgeschlossen. Man kann nur an die Verantwortlichen appellieren, Altlasten zu vergessen und die Chance eines Neubeginns zu wagen. Nach vielen Kritikpunkten sind die Erwartungshaltungen von einem Distanzgefühl bestimmt, dass das neue Forum wieder aufheben sollte. Das Gebäude lässt es zu. Das Märchen wartet aufs Happy End.



erschienen in architektur 05/00,S.24ff
> Peter Zinganel > Ernst Giselbrecht- > Forum Stadtpark- > Paul Ott/ Fotos-