Aktuell *Ost Über Uns Archiv Impressum English




In Hartberg im steirischen Österreich haben die creuz & quer Architekten aus Graz den Umbau und die Erweiterung einer Bezirkshauptmannschaft mit Bezirksleitung realisiert. In dem Gebäude befinden sich Büros für die Verwaltung des Landkreises und ein öffentlicher Teil für Schalter und Parteiverkehr. Gefordert war die Verknüpfung der unterschiedlichen Funktionen mit einem Mehrzwecksaal. Entstanden ist ein Ensemble mit Durchblick. Von Manuela Hötzl.

Vice Versa

project 14/ 12.07.2000

Das Projekt

1994 ging die Architektengruppe creuz & quer als Sieger aus dem geladenen Wettbewerb für die Erweiterung der Bezirkshauptmannschaft Hartberg hervor. Das bereits bestehende Bürogebäude richtet sich mit dem Haupteingang zum Rochusplatz, dem Hartberger Hauptplatz. Der Altbau blieb in seinen Grundstrukturen erhalten, nur der Zubau im Osten wurde entfernt und durch den Neubau ersetzt. Es entstand eine t-förmige Bebauung, die durch den Mehrzwecksaal, der in den hinteren Bürotrakt als eigenständiger Körper eingeschoben ist, seine besondere Prägnanz erhält. Das Ostgefälle des Grundstücks wurde aufgenommen. Der Neubau steht auf Stützen, das Erdgeschoßniveau bleibt erhalten und die notwendigen Parkplätze werden unter dem Gebäude untergebracht. Der Umbau des bestehenden Gebäudes beschränkte sich auf kleinere Eingriffe und die Entflechtung der zwei Funktionen Bezirkshauptmannschaft und Bezirksleitung. So wurde die Erschließung des Alt- und Neubaus in einer mittigen Achse vereinheitlicht. Der Altbau wurde so dezent verändert, daß er seine Identität nicht eingebüßt hat und sich in räumlicher Qualität dem Neubau anschließt.

Die Realität des Raumes "Destruction of the box", propagierte schon Frank Lloyd Wright. Die Idee der Auflösung und Dekonstruktion von Fassaden und Räumen wird immer wieder neu thematisiert. Die Architektengruppe creuz & quer plante den Mehrzwecksaal als Glasbox, deren innen liegende statische Konstruktion eine expressive freie Form umschreibt. Transparenz, Licht und Schatten schaffen Sequenzen des Raumes, die nach außen und innen unterschiedlich wahrnehmbar sind.

Die Metamorphose

Der Mehrzwecksaal war im Stadium des Wettbewerbsprojekts außen wie innen eine freie expressive Form. Die Intention war, den öffentlichen Raum formal abzuheben und mit einer semitransparenten Membran zu überziehen. Der Schwerpunkt lag auf dem expressiven Innenraum. Die Membran mußte unter anderem aus Kostengründen entfallen, aber die Transparenz des Raumes sollte erhalten werden. Es entstand eine zweigeteilte Struktur.
Um die freie Raumbildung beizubehalten, wurde die Holzspantenkonstruktion aus dem Schiff- und Flugzeugbau adaptiert. Brettschichtholzplatten, nach allen Seiten gekrümmt, bilden die Form und halten die äußere Glashülle. Statisch tragen vier Kreuzstützen, beziehungsweise zwei Bügel, sowohl das Bürogebäude als auch die Spantenkonstruktion. Das Raster der Spanten ist kleiner als nötig gewählt, um den Raum erlebbar zu umschreiben.
Das quadratische Raster von 1,25 x 1,25 Meter ist auch der standardisierte minimale Arbeitsraum. Die Glasfassade besteht aus einer zweischichtigen Isolierverglasung mit unregelmäßig eingelegten semitransparenten Folien. Die Hülle läßt die dahinterliegende Form tagsüber nur fragmentarisch erahnen, nachts tritt sie hervor.
Innen ergibt sich ein ständiges Spiel mit Licht und Schatten durch das Raster der Konstruktion.

Der Mehrzwecksaal war im Stadium des Wettbewerbsprojekts außen wie innen eine freie expressive Form. Die Intention war, den öffentlichen Raum formal abzuheben und mit einer semitransparenten Membran zu überziehen. Der Schwerpunkt lag auf dem expressiven Innenraum. Die Membran mußte unter anderem aus Kostengründen entfallen, aber die Transparenz des Raumes sollte erhalten werden. Es entstand eine zweigeteilte Struktur.
Um die freie Raumbildung beizubehalten, wurde die Holzspantenkonstruktion aus dem Schiff- und Flugzeugbau adaptiert. Brettschichtholzplatten, nach allen Seiten gekrümmt, bilden die Form und halten die äußere Glashülle. Statisch tragen vier Kreuzstützen, beziehungsweise zwei Bügel, sowohl das Bürogebäude als auch die Spantenkonstruktion. Das Raster der Spanten ist kleiner als nötig gewählt, um den Raum erlebbar zu umschreiben.
Das quadratische Raster von 1,25 x 1,25 Meter ist auch der standardisierte minimale Arbeitsraum. Die Glasfassade besteht aus einer zweischichtigen Isolierverglasung mit unregelmäßig eingelegten semitransparenten Folien. Die Hülle läßt die dahinterliegende Form tagsüber nur fragmentarisch erahnen, nachts tritt sie hervor.
Innen ergibt sich ein ständiges Spiel mit Licht und Schatten durch das Raster der Konstruktion.

Vice Versa

In der Gestaltung gibt es kein Element, keine Funktion oder Detail, das nicht ein anderes bedingt oder enthält. So ist der Saal als eigener Bauteil ausgeführt, der sich in den Bürotrakt hineinschiebt. Das Glas umhüllt den gesamten Saal: Boden, innere Fassade, Dach. Vier schlanke Stützen tragen beide Bauteile. Die Lamellen auf dem Dach richten sich nach dem Stand der Sonne und lassen sich gleichzeitig für die Verdunkelung des Innenraums verschließen. Alle Elemente haben zwei oder zweideutige Eigenschaften. Der Bürotrakt erstreckt sich zweihüftig über drei Geschosse und ist eine Stahlbetonkonstruktion mit außenliegender Dämmung und vorgehängter Putzfassade. Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Gestaltung des Bürotraktes in Material und Ausführung stark vom Mehrzwecksaal. Die Idee der inversen Gestaltung aber wird bis ins Detail in allen Bauteilen fortgesetzt. Fassaden, Räume, Durchblicke, Einblicke oder Inneneinrichtungen, jedes Element ist in diesem Konzept enthalten und ausgeführt. Das ist besonders an der Rückfassade der Büros zu bemerken. Die gesamte Fassade stellt ein großes Fenster dar. Zwei helle Rahmen umschließen eine dunkle Fläche mit orangen Quadraten. Die eigentlichen Fenster bilden als einzige Elemente geschlossene Flächen, nur wenn man sie öffnet sieht man hinaus. Alle Durchblicke sind inszeniert, alle Räume kommunizieren mit dem Augenblick der Benutzung.








Bauherr: Land Steiermark
Entwurf: Architektengruppe creuz & quer, Graz
Kunst am Bau: Josef Dabernig, Wien
Statik: D.I. Dr.techn. Walluschek-Wallfeld, Graz
Wettbewerb: September 1994
Planungsbeginn: August 1997 Baubeginn
Neubau: Juni 1998 Baubeginn
Umbau: Mai 1999
Eröffnung: Mai 2000
Bruttofläche Neubau: 900m²
Nettofläche Neubau: 826m²
Umbauter Raum Neubau: 3055m²
Brutto-Rauminhalt: 19 517m³
Baukosten insg.: 45.400.000.-ÖS
Standort: Hartberg, Steiermark, Österreich

Fotos: Angelo Kaunat, Graz

erschienen auf www.a-matter.com(siehe link/ architecture and related)


> a-matter