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Da wollte einer was ganz Besonderes hinstellen, das merkte man schon beim Blick auf das Plakat für diese MAK-Ausstellung (bis 22. Mai 2005) mit dem „messianischen Titel“, der eigentümlich durchgestrichen ist: „Peter Eisenman. Barfuss auf weiß glühenden Kohlen“. Von Antje Mayer.

Peter Eisenman im MAK

Sollte das am Ende gar keine richtige Ausstellung sein? Das Motto gar eine fiese Retourkutsche an Eisenmans jüngere österreichische Architektenkollegen von Coop Himmelb(l)au, die in ihren wilden Siebzigern bekanntlich „Architektur muss brennen“ proklamierten? Will der berühmte Architekt Peter Eisenman gar die letzten abgebrannten Reste Himmelb(l)aus dekonstruktiven Architekturschutts zur feiner Asche trampeln?

Auch wenn diese zynische Assoziation so schön nahe läge, so ist Eisenman (geboren 1932 in New Jersey, USA) als Theoretiker doch eher auf Seiten der Dekonstruierer, auf keinen Fall ein Befürworter klassischer Typologie jedenfalls. Eisenman analysiert diese vielmehr bis zum letzten Kubikzentimeter, stülpt und faltet sie zu neuen Flächen und Räumen, legt sie auf die Topographie des Ortes um, um daraus etwas Neues zu generieren wie beim Berliner Holocaust-Mahnmal (Eröffnung: 10. Mai 2005).

Durch seine radikale Haltung ist er weltweit berühmt geworden, deswegen hat er den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk auf der 9. Architektur-Biennale 2004 bekommen, lehrt auf Universitäten auf der ganzen Welt, aber kann dafür auch auf eher wenig realisierte Bauaufträge verweisen wie etwa sein jüngstes größeres Projekt, das Arizona Cardinals Stadium (USA, Baubeginn 2003).

Die Methode des neugenerierten Raums hat Peter Eisenman auf bei der –eigens für das MAK von ihm entwickelten- Personale angewandt. Was dabei rauskam, ist, wie das Plakat schon befürchten lässt, was ganz „Originelles“, keine Ausstellung im klassischen Sinne, sondern eher eine Ausstellungs-Installation, eine „negative Exhibition“ wie Eisenman selbst sagt, die „das Publikum vor den Kopf stoßen“ („hard hitting“) soll: Eisenman gestalte die MAK-Halle neu, zog eine 2,55 Meter hohe Zwischendecke ein, ließ das Licht dimmen und stellte ins Dunkle dreißig von innen erleuchtete „Säulen“. Die gestaltete er entweder innen plastisch oder zeigte darin Modelle jüngerer Projekte oder Videos mit Vorträgen.

Wer erwartet, Peter Eisenman als Architekt, Theoretiker, Lehrender oder Autor im MAK wie versprochen „umfassend dargestellt“ zu bekommen, wird enttäuscht. Informiert wird der Besucher spärlich bis gar nicht. Vergeblich sucht er nach ein paar ausführlicheren Hinweistafeln oder Erklärungen. Sinnlich eben soll er den „Raum neu erfahren“, ob er nun will oder nicht. Ausser ein paar verstrupelte Architekturstudenten wollen jedoch die Besucher ihn eher nicht „neu erfahren“. Sie kommen erschreckend spärlich ins MAK.

Direktor Peter Noever hat ein Experiment gewagt, dafür geziemt ihm Respekt. Man ist angesichts des Ausstellungs-Einerlei, froh über alles Neues. Dennoch: Maestro Eisenman hat sich mit seinem Fakir-Parcours über weiß glühende Kohlen die Finger verbrannt. Warum? Weil einer vermutlich seine „Lobrede“ lieber nicht selbst halten sollte, weil eine Ausstellung eine Ausstellung ist und weil eine Installation eine Installation. Und wenn man beides will, wird weder das eine noch das andere glühend heiß, sondern bestenfalls lauwarm.



erschienen in der Kunstzeitung, März 05